Auf dem Drosteivorplatz herrschte tolle Stimmung, als sich 200 Menschen zum besonderen Picknick versammelten

Pinneberg. "Das ist das Salz in Pinnebergs Lebenssuppe", sagt Helmut Triskatis. Der Rechtsanwalt prostete seiner Frau Ingeborg mit einem Glas Milch zu. Passend zum Motto des Abends: Alles in weiß. Die anderen hielten sich lieber an Wein. Die Gesellschaft hatte sich am Sonnabend gemeinsam mit 200 anderen Menschen auf dem Drosteivorplatz zum Weißen Dinner zusammengefunden. Natürlich war auch die Kleidung dem Anlass angemessen. Der Pinneberger kam im cremefarbenen Jackett, weißem Hemd und weißer Fliege. Tischnachbar Joachim Duchow trug einen Panamahut und auch die Damen der Runde standen optisch in nichts nach. Festlich gedeckt war der Tisch mit verschiedene Käsesorten, Baguette, Trauben und Erdbeeren. "Wir finden den Abend einfach nur supergenial", sagte Christine Weyland. "Endlich ist in Pinneberg mal was los."

Trotz Dresscode, der von allen Gästen eingehalten wurde, war das Publikum bunt gemischt: Von zwei bis 97 Jahren war jedes Alter vertreten. "Wetter und Stimmung könnten nicht besser sein", freute sich Organisatorin Cordula Menge-Braun. Sie hatte das Picknick der besonderen Art gemeinsam mit ihrer Freundin Katrin Kunstmann organisiert, nachdem sie vor drei Jahren bereits am "Dîner en blanc" in Paris und am vergangenen Weißen Dinner in Hamburg teilgenommen hatte. Die Atmosphäre dort hatte sie so begeistert, dass sie die Idee nun auch in der Kreisstadt umgesetzt haben.

Dass die beiden in Vorbereitung auf das Fest unter freiem Himmel, jeden Tag ihre Teller leer gegessen haben, hatte sich gelohnt: Nach Wochen voller grauer Regentage, schien pünktlich zum Weißen Dinner die Sonne. Das Spektakel war kostenlos. Allerdings musste jeder Gast selbst für sein Essen sorgen: Jeder brachte Tisch, Stühle, Kerzenleuchter und Blumen mit und spickte den Picknickkorb mit Leckereien. Sehr stilvoll ging es zu: Porzellan statt Pappteller. Und nicht nur das Essen war selbstgemacht. Hartmut Müller, der am Fahltskamp ein Atelier für Glaskunst betreibt, brachte seine selbst angefertigten Weingläser mit.

Immer wieder wedelten die Teilnehmer mit den Servietten über ihren Köpfen und raunten ein lang gezogenes "Ohhh". "Das schafft ein Gefühl der Zusammengehörigkeit", sagte Bürgermeisterin Kristin Alheit, die sich unter die Gäste gemischt hatte und die Gelegenheit nutzte, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sie hatte die Zuversicht der Gastgeberinnen geteilt: "Als ich um halb fünf kam und sah, dass die ersten schon aufbauen, war ich froh, dass die Veranstaltung so gut angenommen wurde", sagte Kristin Alheit. "Wenn alle, die hier waren, erzählen, wie schön es war, kommen im nächsten Sommer noch viel mehr Menschen." Die Bürgermeisterin war so begeistert, dass sie auch gleich den nächsten Termin mit Katrin Kunstmann festlegte: Das Wochenende nach dem Jazzfestival. "Ich hoffe, das Weiße Dinner wird in Pinneberg zu einer festen Tradition", sagte sie. Traditionell war auch ihr Essen: Die gebürtige Kasselerin brachte Pellkartoffeln mit grüner Soße mit - eine regionale Spezialität in Nordhessen.

Mit Kaviar gespickte Eier, Pflaumen im Speckmantel, Zitronenhuhn und After-Eight-Creme ließen auch am Tisch von Jörg Biehl keine kulinarischen Träume offen. "Leider ist der Wein schon leer", sagte der 64-Jährige aus Pinneberg, der mit Nachbarn gemeinsam speiste. Die einhellige Meinung: "Das ist ein toller Abend an einem wundervollen Platz." Im nächsten Jahr sind sie auf jeden Fall wieder dabei.