Wie Grundschüler Antonio, 9, unseren Abendblatt-Mitarbeiter am Brett in Verlegenheit brachte

Pinneberg. Zwei hoch konzentrierte Blicke, es ist so leise, dass man eine Stecknadel fallen hören kann. Das Schachspiel erfordert Strategie, Taktik und räumliches Denken. Fähigkeiten, die Antonio Lavanga in der Grund- und Gemeinschaftsschule Pinneberg beigebracht worden sind.

Seine Augen weichen nicht vom Spielfeld ab und er runzelt die Stirn. Die eine Hand abstützend und mit der anderen die Züge ausführend, sitzt Antonio in der Abendblatt-Redaktion vor mir. Der Neunjährige, der bereits an einigen Jugendturnieren teilgenommen hat, überlegt gründlich, geht alle Möglichkeiten seiner Figuren durch und ist ganz ruhig. Ich merke sofort, dass er kein Anfänger ist. Ich hingegen muss mir Nervosität eingestehen, schließlich gucken viele meiner Kollegen zu.

Mit klugen Aktionen bringt mein Gegenüber den Läufer und die beiden Pferde ins Spiel. Die Bauern stellt er geschickt rund um den König auf - zweifellos eine gute Verteidigung. Als Gelegenheitsspieler sehe ich zunächst wenige Chancen, Druck auf ihn auszuüben. Ich muss sogar selber aufpassen, dass ich nicht ins Schach gerate und das Spiel womöglich frühzeitig verliere. Mit der Rochade, einem Zug, bei dem der König in die sichere Ecke und der Turm in die Spielfeldmitte gebracht werden, beginne ich das Spiel erst einmal defensiv. Auf meine Frage hin, ob Antonio diesen besonderen Zug auch kennt, schmunzelt er nur und führt ihn dann auch aus - sehr souverän.

Sein Lehrer Detlef Lemke, der bereits 30 Jahre aktiv ist und in der Hamburger Bezirksliga spielt, beobachtet uns während des Spiels interessiert. Er kann sehen, wie ich langsam besser ins Spiel komme und versuche, Antonios Pferd durch einen verdeckten Angriff meines Läufers zu schlagen. Doch der junge Halbitaliener behält den Überblick und deckt seine Figur raffiniert ab. "Das hat er klasse gesehen", lobt der stolze Lehrer ihn. Zwischenzeitig schafft es Antonio meine Dame in Bredouille zu bringen, aber am Ende entschied wohl doch die Erfahrung: Er verlor einige Figuren und schließlich auch seinen König - schachmatt!

Der Pinneberger Junge beeindruckte mich aber dennoch. Im jungen Alter schon eine solch hohe Konzentration aufzuweisen - das hat mir imponiert. Schließlich dauerte unsere Partie eine volle Stunde. Die Niederlage verkraftete er großartig und ließ sich keine große Enttäuschung anmerken: "Es hat mir trotzdem Spaß gemacht", erklärt er tapfer. Das Schachtalent ist elf Jahre jünger (und ganze 50 Zentimeter kleiner) als ich, und doch kann Antonio Lavanga im Schach schon mit den Großen mithalten.