Bank-Geheimnisse: Ben Yusuf Hamadi Kedi ist der King der Kreisstadt, der Edeka-Chiller, der Hammer-Typ. Jetzt erobert das Presley-Double Facebook

Pinneberg. Der King ist tot? Es lebe Elvis! Und zwar mitten in Pinneberg. Die Jeans blütenweiß, das nietenglitzernde Hemd offenherzig aufgeknöpft schlendert er lässig über den Drosteivorplatz. Über der violetten Maxi-Sonnenbrille thront - akkurat gefönt - die pechschwarze Sixties-Tolle, mächtige Koteletten rahmen das schmale Gesicht ein. Nur so und nicht anders geht Ben Yusuf Hamadi Kedi aus dem Haus. Zum Einkaufen, zur Arbeit als Taxifahrer, zum Feiern. Und nur so kennt ihn seine Pinneberger Fangemeinde. Denn der Sohn einer Sizilianerin und eines Tunesiers ist in der Kreisstadt bekannt wie ein bunter Hund.

Jetzt erobert er sich eine Fangemeinde im Internet. Elvis goes Facebook. Mehr als 758 Kommentare weist die Seite "Elvis in Pinneberg" nach wenigen Tagen auf. Seine Fans würdigen ihn als "größte Sehenswürdigkeit hier", "Edeka-Chiller", den einzig "wahren Taxi-Elvis", "Hammer-Typ. Mit wem kann man sonst strunzbetrunken 'Only You' im Taxi trällern?" fragt ein Melvin.

Warum jetzt auch noch Facebook? "Um Elvis noch bekannter zu machen, damit der Name weiter lebt. Pinneberg ist zu klein." Und auch, weil Dauer-Kommunikator Kedi den Kontakt zu Menschen braucht wie die Luft zum Atmen. "Ich bin solo. Was macht man da, wenn man nach der Arbeit nach Hause kommt? Die Glotze einschalten, ein bisschen Zeitung lesen - oder eben chatten."

Pinnebergs Tollenmann liebt die Show und den Kontakt zu Menschen: "Ich fühle mich wohl, wenn ich so gestylt bin wie der King." Damit hat er es 2003 sogar aufs Werbeplakat des Hamburger Elektronik-Fachgeschäfts Conrad gebracht. Und warum imitiert "Elvis" ausgerechnet Elvis? "Weil er großartig ist. Weil er nicht vergessen werden darf." Selbstverständlich hat das Pinneberger Original sämtliche CDs seines Idols. Lieblingslieder? "Las Vegas, Tutti Frutti - eigentlich sind alle toll."

30 Minuten braucht er fürs Styling. Passende Kleidung und Accessoires, wie seine 20 Sonnenbrillen, findet er in einem Hamburger Elvis-Laden oder auf Reisen. Er lächelt verbindlich: "Dort, wo in Frankreich und Amsterdam die Hippies einkaufen gehen." Die Haare sind gefärbt, aber echt, die Koteletten auch. Das Geheimnis seiner beeindruckenden Haarpracht: "Flüssiges Haarspray", verrät der in Tunesien aufgewachsene Mann, der nach Stationen in Frankreich und Belgien 1976 nach Pinneberg kam. Eine Zahl möchte er nicht in der Zeitung lesen: sein Alter. So viel sei an dieser Stelle verraten: Er ist älter als er aussieht und stolz darauf.

Für seine relativ jugendliche Optik tut er einiges: "Ich trinke seit 20 Jahren keinen Alkohol, esse von allem etwas, aber weniger." Und er tanzt, natürlich Rock'n'Roll. Seine Favoriten: "Der Hamburger Kiez, Hans-Albers-Platz, Große Freiheit." Kleines Laster: "Ich rauche noch, manchmal sogar Zigarren." Aber nie an seinem Arbeitsplatz, im Taxi. Seit 14 Monaten bessert er sein Einkommen hinterm Steuer auf. Und liebt den Job: "Wunderbar. Ich habe dadurch so viele Menschen kennengelernt." Wenn sie Elvis am Steuer sehen, wollen viele Fahrgäste auch die entsprechende Musik hören. Einen größeren Gefallen könnten sie Kedi gar nicht tun: "Ich mache alles mit, lege alles auf, was sie wünschen." Fünf Sprachen spricht "Elvis": Neben seinen Muttersprachen Arabisch und Italienisch noch Französisch, Deutsch und Spanisch. Zu Hause aber fühlt er sich in Pinneberg. "Feiern und Einkaufen ist besser in Hamburg", sagt er. "Aber Kaffee trinken, klönen, leben kann man nirgends besser als in Pinneberg."