Das Wirtschaftswachstum treibt Landverkäufe an Unternehmen in die Höhe. Es müssen schon Betriebe aus Platznot abgewiesen werden.

Kreis Pinneberg. Ossenpadd 2 bis 20 ist ein Selbstläufer. Das 40 000 Quadratmeter-Gewerbegebiet nahe Kummerfeld, an der A23 gelegen, ist das, was Wirtschaftspolitiker gerne als Erfolgsgeschichte bezeichnen. "Es läuft gut", sagt Bürgermeister Hanns-Jürgen Bohland. Mehr muss er nicht sagen, nicht werben und die Grundstücke, die tolle Lage, die Verkehrsanbindung preisen. Alle Gewerbeflächen waren innerhalb kürzester Zeit abverkauft. "Das läuft alles über Mundpropaganda", sagt Bohland. Nur noch ein Grundstück, etwa 2300 Quadratmeter groß, ist noch frei. Interessenten werden sich auch für dieses, vergleichsweise kleine Stück Kummerfeld noch finden. Da ist sich Bohland sicher. "Dann war's das erst mal", sagt der Bürgermeister. Erst vor kurzem konnte er wegen Platzmangel ein Unternehmen nicht in den Ort ziehen. Nicht nur in Kummerfeld gehen dank Wirtschaftswachstum die Gewerbeflächen aus.

Im ganzen Kreis gibt es erste Befürchtungen, dass langfristig nicht mehr genug Flächen für Erweiterung oder Neuansiedlung von Unternehmen zur Verfügung stehen. In Schenefeld wurden Unternehmen schon die rote Karte gezeigt - kein Platz. Im kleinen Tangstedt, in der Nähe von Pinneberg, wollen fast alle Unternehmen erweitern. Doch auch hier ist kein Platz mehr. Knapp 140 Hektar Flächen braucht der Kreis laut einer Studie der Metropolregion Hamburg bis zum Jahr 2025 - der mit Abstand größte Bedarf aller Kreise aus dem Großraum Hamburg. Gleichzeitig kommt das Papier zu dem Schluss, dass es langfristig zu Angebotsengpässen kommen könnte. Das sieht auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises so. "Wir müssen uns ernsthaft darüber Gedanken machen, neue Flächen zu erschließen, um den Erfolg des Kreises fortzusetzen", warnt Harald Georg Schroers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft. Noch gibt es Flächen, noch könne man Unternehmen, die keinen Platz mehr finden, im Kreis zu verteilen, so Schroers. "Aber ein Ende ist schon in Sicht", sagt der Wirtschaftsfachmann. "Wer Unternehmen eine Entwicklungschance geben möchte, muss auch für Flächen sorgen".

Die Gründe für die rasante Entwicklung sind die gute Infrastruktur und strategischer Nähe zu Hamburg. Zudem hat der Landkreis eine der günstigsten Gewerbesteuerhebesätze, Unternehmen schätzen die schnelle Internetanbindung, den Mix aus Dienstleistungen, Handel und Gewerbe und nicht zuletzt die günstigen Grundstückspreise. Mit diesen Standortvorteilen gilt der Kreis in Schleswig-Holstein als Vorzeigeprojekt. Hier gibt es die höchste Anzahl an Unternehmen und das höchste Wachstum an Gewerbeanzeigen.

Gründe für den befürchteten Engpass sind laut Schroers vor allem die wachsende Bürokratie, die die Planung aufwendig und kostspielig macht. Wegen der angespannten Finanzlage, haben Kommunen in den letzten Jahren immer weniger Geld in die Erschließung ihrer Gebiete gesteckt. Wer Gebiete ausweist, muss Millionen in Landerwerb und Infrastruktur stecken.

Doch das Risiko dieser Vorfinanzierung wollen viele Kommunen nicht mehr eingehen. "Langwierige Planungsprozesse, dichte Besiedlung und viele Vorschriften erzwingen im Kreis zusätzliche Vorlauffristen", sagt Schroers. Dabei profitieren die Städte und Gemeinden langfristig von den Investionen.

In Kummerfeld hat Bürgermeister Bohland sämtliche Investitionskosten wieder reingeholt. "Unterm Strich gleichen sich Investitionskosten und Einnahmen aus", rechnet Bohland vor. Was bleibt, sind sichere Arbeitsplätze und kräftig sprudelnde Gewerbesteuereinkünfte. Nicht nur deshalb plant die Gemeinde weitere Gewerbegebiete.