VHS-Pädagogin Silke Reher-Rose kritisiert die unzureichende Integration im Kreis Pinneberg

Pinneberg. Einen Deutschkursus hätte Zdenka K. an der Pinneberger Volkshochschule bei der Chefin für den Sprachbereich, Silke Reher-Rose, machen können. Bei ihr hatte sich die Betroffene tatsächlich gemeldet und nach den Möglichkeiten erkundigt. Die VHS-Pädagogin klärte die 59-Jährige nach eigenen Angaben darüber auf, dass es außer für Sozialhilfeempfänger keine kostenfreien Kurse gebe. Mit einem Antrag beim Bundesamt für Migration hätte die gebürtige Kroatin am Standard-Integrations-Seminar mit 645 Unterrichtsstunden teilnehmen können, allerdings nur mit einer Selbstbeteiligung von einem Euro pro Einheit. "Diese Kurse sind jedoch arbeitenden Menschen kaum zuzumuten", so Reher-Rose. "Wie soll jemand vier Mal die Woche am mehrstündigen Unterricht teilnehmen und das in seinen Arbeitstag integrieren?" Für die Betroffene wäre also nur ein Teilzeitkursus mit zwei mal zwei Wochenstunden möglich gewesen. Dieser hätte jedoch für ein Semester 120 Euro gekostet.

Laut der Sprachexpertin hätte Zdenka K. allerdings mit großer Sicherheit gar nicht an dem Programm teilnehmen müssen. "Das Ergebnis unserer Kurse ist ein bestandener Test im Sprachniveau B 1". Dieser Level bescheinigt laut Goethe-Institut die Fähigkeiten, Hauptinhalte in klarer Standardsprache zu verstehen, wenn es um vertraute Dinge geht. Außerdem muss ein Sprachschüler für das B 1-Niveau dazu in der Lage sein, Austausch über persönliche Interessen und Ziele zu betreiben sowie kurze Begründungen abzugeben. Als Zdenka K. die Fachbereichsleiterin aufsuchte, habe sie genau das getan. "Die Dame hat mir ihr Problem ausführlich und auf Deutsch geschildert." Leider habe sie nicht an einem Test teilgenommen. So hätte Reher-Rose Klarheit über die Notwendigkeit für einen Kursus erhalten können.

Die VHS-Pädagogin empfindet die Geschichte der gebürtigen Kroatin nicht als Einzelfall. "Ich habe das Gefühl, dass Arbeitgeber unliebsame oder ältere Angestellte gerne über die Deutschkursus-Schiene loswerden wollen", sagt die Sprachen-Abteilungsleiterin. Außerdem empfindet sie es als fragwürdig, warum jemand, der schon sehr lange für ein Unternehmen arbeitet, plötzlich einen Sprachkursus machen muss. "Wenn die Dame für einen Kassen-Job unzureichend Deutsch spricht, hätte ich sie nicht an die Kasse geholt." Laut Reher-Rose ist das ein Problem des Personalmanagements. Zwar befürwortet sie Sprachkurse für Migranten, für Tätigkeiten als Reinigungskraft, Kassierer oder Gabelstaplerfahrer sei die Teilnahme jedoch nicht maßgeblich. Für die Fachbereichsleiterin ist die Integration im Kreis generell ein Problem. "Wir müssen mehr hinschauen, nicht so viel mosern, sondern loben." Ein Beispiel dafür, dass bei der Integration mehr getan werden muss, ist nach ihrer Ansicht das Bürger-Info-Heft des Kreises. "Dort wird über Einbürgerung genauso viel geschrieben wie über den Schafbestand - nämlich ein Satz."