Kroatin wollte Deutschkursus nicht bezahlen und verlor Job im Pinneberger Hallenbad

Pinneberg. Obwohl Zdenka K. schon mehrere Jahre nicht mehr im Pinneberger Hallenbad tätig ist, wird sie immer noch von Stammkunden gern gegrüßt. "Wie geht es Ihnen?" Die Angesprochene schüttelt den Kopf, ihr Blick schweift ab: "Mein Herz ist gebrochen", sagt sie denjenigen, denen sie vertraut. Die Chefs hätten sie aus dem Unternehmen gemobbt, weil sie angeblich zu schlecht Deutsch sprach. Der 60 Jahre alte Badegast aus Wedel kommentiert spontan: "Das ist doch Diskriminierung."

Hätte der Gast Recht, hätte Zdenka K. Schmerzensgeld erhalten, vielleicht sogar ihren Arbeitsplatz zurückbekommen. Doch weder Landesrichter noch das Bundesarbeitsgericht hatten den Vorwürfen der gebürtigen Kroatin und ihres Rechtsanwalts zugestimmt (das Abendblatt berichtete). Viel mehr bestätigten sie die Auffassung der Stadtwerke als Dienstherr, dass eine Angestellte durchaus dazu gezwungen werden kann, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. "Wir schicken auch deutsche Angestellte zum Deutsch-Kursus, wenn wir meinen, dass sie damit ihre Aufgabe besser erfüllen könnten", sagte Stadtwerkechef Henning Fuchs kurz nach der Urteilsverkündung. Diskriminierung sei mit dieser Aufforderung nicht verbunden gewesen.

Zdenka K. fühlt sich trotzdem mies behandelt. Sie hatte sich vor den Bundesrichtern in Erfurt vom Hamburger Juristen Gunter Troje beraten lassen. Der will jetzt die schriftliche Begründung des Urteils abwarten, ob die Klägerin möglicherweise vor dem Europäischen Gerichtshof um ihr Recht weiterkämpfen soll.

Aber die Wahl-Pinnebergerin wirkt nicht so, als ob sie noch viel Kraft hat, um weiter zu kämpfen. "Ich bin immer gern zur Arbeit gegangen, habe ein gutes Verhältnis zu meinem Betriebsleiter, zu den Kollegen und zu den Badegästen gehabt. Ich war damals ein Mensch wie alle anderen. Jetzt fühle ich mich wie ein Mensch dritter Klasse."

Schon 1971 war Zdenka K. nach Deutschland gekommen. 1985 wurde sie zum ersten Mal im Hallenbad eingestellt - als Reinigungskraft. 1990 ging sie auf eigenen Wunsch. Zwei Jahre später stellten die Stadtwerke sie erneut für die Arbeit im Hallenbad ein.

Die Beteiligten arbeiteten so vertrauensvoll zusammen, dass Zdenka K. sogar ihre Kollegen an der Kasse vertreten durfte. Doch 2004 schien es mit der gedeihlichen Zusammenarbeit vorbei. Die Frau erzählt: "Mein Chef bestellte mich ins Büro und trug mir im Beisein des Personalrats vor, dass sich meine Deutschkenntnisse verschlechtert hätten und ich einen Deutsch-Kursus auf eigene Kosten und außerhalb der Dienstzeit belegen müsste."

Die Kroatin versucht sich genau zu erinnern. Ihre Augen füllen sich mit Tränen, bevor sie weiterspricht. "Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Das war ein schrecklicher Vorwurf für mich." Mehrfach erneuerte der Hallenbad-Betriebsleiter seine Forderungen. Im Juni 2006 mahnte er Zdenka K. ab, weil sie sich nicht an die Vorgaben gehalten und sich um einen Lehrgang bemüht habe.

Bezahlte Fortbildung hätte sie sofort wahrgenommen, sagt die Mutter zweier in Deutschland aufgewachsener Kinder und Großmutter zweier Enkel (5 und 8). Doch auf eigene Kosten sollte sie lernen? Warum? "Andere bekommen doch auch Bildungsurlaub." Außerdem hatte sie kein Gast oder Kollege direkt angesprochen, weil er sich möglicherweise falsch verstanden fühlte.

Stattdessen fühlt sich die Dame verletzt. Sie wird krank, fällt fast ein ganzes Jahr lang aus, kann bis heute nicht mehr in Ruhe schlafen, klagt über Magenschmerzen, muss laufend Ärzte um Hilfe bitten.

"Für mich ist eine Welt zusammengebrochen", erzählt die 59-Jährige. Sie versteht die Vorwürfe bis heute nicht, erst recht nicht nach den für sie negativen Gerichtsurteilen. "Ich lebe gern in Deutschland. Ich spreche die Sprache. Ich fühle mich so zu Boden gedrückt."

Nach dem Treffen schwingt sie sich schnell aufs Fahrrad und fährt weg, ohne sich noch einmal umzudrehen.