Sie ist einzige Bürgermeister-Kandidatin. Trotzdem müssen die Schenefelder wählen

Schenefeld/Rellingen. Einen Wahlkampf muss die Schenefelder Bürgermeisterin Christiane Küchenhof nicht bestreiten. Schließlich hat sie keinen Gegner. Für den Urnengang am 4. September hat sich - wie berichtet - kein Gegenkandidat gefunden.

Gewählt wird trotzdem. Zehn Wahllokale öffnen von 8 bis 18 Uhr ihre Türen. "Wir suchen noch ehrenamtliche Helfer - 63 insgesamt", erläutert Daniel Arwers, der stellvertretende Wahlleiter. Die dürften wiederum keinen allzu aufregenden Tag haben. Ein Wähleransturm ist angesichts der Solo-Kandidatur nicht zu befürchten.

So war es auch am 8. August vorigen Jahres in Rellingen, wo sich lediglich Anja Radtke um das Bürgermeisteramt bewarb. Von 11 519 Wahlberechtigten machten gerade einmal 2753 von ihrem Recht Gebrauch - ein Wert von 23,9 Prozent. "Der Kampf gegen die Wahlbeteiligung war schwer", resümiert Anja Radtke, die mit 92,88 Prozent Zustimmung ins Amt gewählt wurde. Sie habe versucht, Überzeugungsarbeit zu leisten. Jedoch meist vergeblich. "Die Leute wollen nicht die Wahl zwischen Ja oder Nein, sondern die Auswahl zwischen mehreren Personen. Das Argument habe ich immer wieder gehört."

Rellingens Bürgermeisterin hat aus dem Vorgang einen Schluss gezogen: "Eine Wahl mit nur einem Bewerber kann nicht gewollt sein." Das hat sie auch Innenminister Klaus Schlie (CDU) geschrieben - und einen Änderungsvorschlag gemacht: Immer dann, wenn sie nach Ende der Ausschreibungsfrist nur ein Kandidat bewirbt, sollte die Entscheidung der Stadt- oder Gemeindevertretung überlassen bleiben. Anja Radtke verweist auch darauf, dass die Direktwahl der Landräte im September 2009 wieder zurückgenommen und den Kreistagen übertragen wurde.

"Das hatte aber andere Gründe", erläutert Thomas Giebeler, Sprecher des Kieler Innenministeriums. Ein Landrat habe im Gegensatz zum Bürgermeister fast ausschließlich administrative Aufgaben als Leiter der Verwaltung und unterliege ansonsten den Weisungen der Politik. Das Land werde an der Direktwahl der Bürgermeister festhalten - auch dann, wenn es nur einen Bewerber gibt. In diesen Fällen den Gemeinde- oder Stadtvertretungen die Entscheidungen zu überlassen, sei nicht sinnvoll. Giebeler: "Dann gibt es Bürgermeister zweier Klassen - die direkt vom Volk gewählten und die von der Politik bestimmten."

Die Legitimation der Bürgermeister durch das Volk halte die Politik und die Landesregierung für wichtig und sinnvoll. Und auch wenn es nur einen Kandidaten gibt, bleibe den Bürgern die Wahl. "Durch die Möglichkeit, mit Ja oder Nein zu stimmen, können die Wähle trotzdem differenziert entscheiden", sagt der Ministeriumssprecher. Auch das Kostenargument hält Giebeler für wenig stichhaltig. "Jede Form der demokratischen Willensbekundung ist wichtig. Und Demokratie ist nun einmal nicht zum Nulltarif zu haben."

20 000 Euro kostet voriges Jahr die Bürgermeisterwahl in Rellingen. Diese Summe ist auch im Schenefelder Haushalt für den Urnengang am 4. September eingeplant. "Ich beneide Christiane Küchenhof nicht um ihre Aufgabe in den nächsten Monaten", sagt Rellingens Bürgermeisterin Anja Radtke.

Sie wolle "keinen Wahlkampf, sondern Wahlwerbung machen", sagt die Angesprochene tapfer. Christiane Küchenhof sieht es als ihre Aufgabe an, möglichst viele Schenefelder davon zu überzeugen, ihre Stimme abzugeben. "Je mehr wählen gehen und für mich stimmen, desto größer ist meine Rückendeckung."

Bereits seit kurzem hat die Bürgermeisterin eine Internet-Homepage freigeschaltet, mit der sie für ihre erneute Kandidatur wirbt. Christiane Küchenhof veröffentlicht dort einen Lebenslauf, zieht eine Bilanz ihrer bisherigen Arbeit und wagt einen Ausblick auf die kommenden sechs Jahre als Bürgermeisterin.

Auch sind dort Personen abgebildet, die ganz persönlich erläutern, warum sie für eine zweite Amtszeit von Christiane Küchenhof stimmen werden. Etwa Altbürgermeister Albert Burs oder auch Andreas Wilken von der Fraktion Offensive für Schenefeld (OfS), der vor sechs Jahren noch als Gegenkandidat von Küchenhof ins Rennen gegangen war. "Ich hoffe, dass die Unterstützer möglichst viele Schenefelder überzeugen können, mich zu wählen", sagt Christiane Küchenhof.

Sie wird auch Wahlplakate aufstellen und - wie vorgeschrieben - eine Informations- und Diskussionsveranstaltung absolvieren. Sie findet am 19. August im Ratssaal statt, Beginn ist um 19 Uhr. Dass viele Schenefelder kommen, glaubt selbst Christiane Küchenhof nicht. "Dafür bin ich wohl zu bekannt."