Der GAL-Politiker Hermann Bührich gründet eine Bürgerstiftung und will das Eggerstedt-Gelände zum Bildungszentrum entwickeln.

Pinneberg. Wilder Efeu an der Fassade, Sträucher auf den Wegen, Rost an den Schildern - auf dem Gelände der Eggerstedt-Kaserne, mitten in Pinneberg, ist die Zeit nicht stehen geblieben. Während sich die Natur das 34-Hektar-Gelände langsam zurückerobert, gedeihen neue Pläne für die Nutzung des ehemaligen Bundeswehrstandorts. Hermann Bührich, GAL-Ratsherr, forciert mit anderen Pinnebergern die Pläne für ein Bildungszentrum und hat die Stiftung "Wir wollen Bildung" gegründet. "Ich glaube, dass wir auf dem Gelände ideale Bedingungen haben, um Kindern und Jugendlichen ohne Schulabschluss neue Perspektiven zu geben", sagt Bührich.

Ihm und den fünf anderen Gründungsmitgliedern schwebt eine Bildungseinrichtung vor, die sich sozialen Problem-Fällen widmet. Laut Bührich verlassen jedes Jahr etwa acht Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss, etwa 25 Prozent sind nicht reif für die Ausbildung. "Dieses gesellschaftliche Potenzial müssen wir nutzen", sagt er und will endlich Bewegung in die langwierigen Diskussionen über Nutzung und Zukunft bringen. "Die Räume, Hallen, Infrastruktur dürfen nicht weiter verfallen. Wir müssen endlich loslegen", fordert er.

Seit Jahren wird in der Politik über die Nutzung und Zukunft des Kasernen-Geländes gestritten. Derzeit steht der Kauf des Geländes durch die Stadt im Raum. Etwa 3,4 Millionen Euro müsste die Kommune ausgeben, könnte im Gegenzug durch Verkauf der Grundstücke sogar einen Überschuss erwirtschaften. Im Oktober will die Ratsversammlung das Thema neu beraten, eventuell eine erste Vorentscheidung über den Kauf des Geländes treffen.

Ein reines Bildungskonzept hält der Leiter des Bauamtes, Klaus Stieghorst, aus Kostengründen für unrealistisch. "Allein für die Sanierung der Gebäude und die Beseitigung von Altlasten fallen hohe Kosten an."

Der Zustand des Geländes wird indes immer schlechter. Viele Gebäude haben durch jahrelangen Leerstand, Witterung und Vandalismus mittlerweile starke Schäden erlitten. Seit einigen Wochen steigen Unbekannte ein, brechen dabei Fenster auf, sagt Hermann Bührich.

Derzeit läuft ein Antrag für die gemeinnützige Anerkennung der Bürgerstiftung beim Innenministerium des Landes. Sobald die Genehmigung vorliegt, werde man das Projekt und Pläne konkretisieren. Falls die Bürgerstiftung gemeinnützig wird, könnten sich Bührich und Co. das Gelände durch einen Trick sichern. Falls die Stadt den Kauf ablehnt und ein privater Investor Interesse anmeldet, muss das Gelände europaweit ausgeschrieben werden. Derzeit gibt es nach Informationen des Abendblattes mehrere Interessenten für das Grundstück. Bei einer gemeinnützigen Stiftung jedoch ist es der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Eigentümer der Kaserne, freigestellt, auszuschreiben. Den Kaufpreis könnte die Stiftung sogar selbst aufbringen, kündigt Bührich an. Auch ein langwieriges Verfahren für die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans sei nicht notwendig, da Bührich Neubauten auf dem Gelände ausschließt. Neben Bildung könnte sich Bührich auch Betriebe auf dem Gelände vorstellen, wenn sie auch bereit wären, Jugendliche aufzunehmen. Nach der Sommerpause will der Politiker das Gesamtprojekt mit seinen Details der Öffentlichkeit vorstellen. Er verknüpft seine Pläne allerdings nicht zwingend mit dem Eggerstedt-Gelände. "Notfalls wäre auch ein anderer Standort denkbar". Heiße Favoriten seien die ehemaligen Bundeswehrstandorte in Osnabrück und Celle.

Die Hoffnung und Pläne stoßen bei der SPD nicht auf Begeisterung. "Diese Konzepte sind alle nicht neu. Sie sind nicht bezahlbar", sagt Angela Traboldt, SPD-Fraktionsvorsitzende.