Ortsvorsitzende Dagmar Steiner (CDU) lud versehentlich alle Nutzer zum Sommerfest ein. Nach Tausenden Zusagen kam die Absage des Festes.

Hasloh. Mit Bier, Würstchen vom Grill und Musik vom Plattenteller feiert Haslohs CDU-Ortsverband einmal im Jahr sein Sommerfest. Eine kleine, intime Fete in der Reiterscheune von Jochen Raeck an der Kieler Straße. Die diesjährige Party, die für den 20. August vorgesehen war, wäre wohl etwas größer ausgefallen: Ortsvereinschefin Dagmar Steiner hat die Einladung ins Soziale Netzwerk Facebook gestellt - und vergessen, das Kästchen "private Veranstaltung" anzuklicken. Die Folge: Die Veranstaltung ist für jeden Facebook-Nutzer sichtbar - und Tausende aus ganz Deutschland nahmen die Einladung wörtlich und sagten zu! Am Dienstagnachmittag hat die Union die Feier notgedrungen abgesagt.

Die Absage über Facebook öffentlich zu machen und die Seite abzuschalten, ist schwierig: Dagmar Steiner, die versehentlich den Schlamassel auslöste, macht gerade im Ausland Urlaub - und nur sie kennt das Facebook-Passwort. "Wir haben alles versucht, aber erreichen konnten wir sie bisher nicht", bedauert Michael Witt, der Vize-Chef des Ortsverbands. Was ihm bleibt, ist ein schwacher Trost: "In einer Woche ist Frau Steiner wieder zurück!"

Sollte die Facebook-Einladung bis dahin im Netz bleiben, dürfte eine rekordverdächtige Zahl an Zusagen eintreffen: Nachdem mehrere Online-Medien über den Faux-Pas berichteten, wuchs die Fan-Gemeinde der Party minütlich an. Spaßvögel stellten Anfahrtsskizzen ins Internet, Bahnverbindungen nach Hasloh wurden gepostet, Übernachtungsmöglichkeiten bei CDU-Mitgliedern angefragt und auch die Parkplatzsituation rund um die Reiterscheune an der Kieler Straße war ein Dauer-Thema.

Für Jochen Raeck, der in der Scheune Reitsportartikel verkauft und der CDU das Gelände unentgeltlich zur Verfügung stellen wollte, ein echter Albtraum: "Also hier wird das auf keinen Fall mehr stattfinden, ich ziehe meine Zusage zurück." Er sieht die Gefahr einer Eskalation - und richtet einen Appell an die Veranstalter: "Die müssen sehen, einen anderen Platz dafür zu finden."

Eine Aufgabe, an der Michael Witt scheitern musste. "Wir haben überlegt, es zu verlegen. Aber da würde sich jetzt keiner mehr finden", ist der Vize-Chef überzeugt. Fast verzweifelt verweist er darauf, dass Dagmar Steiner die versehentlich öffentlich gemachte Einladung expliziert an "Mitglieder, Hasloher und Freunde" gerichtet hat. "Da ist eigentlich klar, dass sich nicht jeder eingeladen fühlen kann." Natürlich sei "jeder Hafenstraßen-Bewohner, der in Hasloh aufgewachsen oder hier zur Schule gegangen ist, herzlich willkommen." Alle diejenigen, die keinerlei Beziehung zu der Gemeinde haben, seien jedoch nicht eingeladen.

Auch der CDU-Kreischef Ole Schröder hat inzwischen Kenntnis von der Facebook-Panne. Er verweist darauf, dass "kein separates Recht für das Internet gilt". Wer nicht eingeladen sei und nur anreise, um die Veranstaltung zu stören, handele rechtswidrig. "Das ist dann Sache der Polizei, das zu klären", betont der parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium.

Die Beamten selbst, das betont die hiesige Polizeisprecherin Sandra Mohr, sind inzwischen alarmiert. "Wir sammeln dazu laufend Informationen." Noch sei es jedoch für eine Bewertung der Lage zu früh. Jedoch sei bereits das zuständige Ordnungsamt eingebunden worden. Sandra Mohr: "Wir beobachten das mit aufmerksamer Gelassenheit." Falls notwendig, werde in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt ein Einsatzkonzept aufgestellt. Die Polizeisprecherin verweist jedoch darauf, dass in erster Linie der Veranstalter für die Sicherheit zu sorgen habe. Das gelte auch im Fall einer Absage.

Damit wäre die CDU in der Pflicht, etwa einen Sicherheitsdienst zu beauftragen, um Eskalationen zu verhindern. Mit einem solchen Schritt - und mit den finanziellen Folgen - hat sich die Hasloher CDU bereits befasst. Michael Witt hofft jedoch, dass es soweit nicht kommt: "Bis zum 20. August ist ja noch lange hin. Vielleicht stellt sich das ja als Facebook-Gag raus, der nicht in der echten Welt ankommt." Einen zweiten "Fall Thessa" wolle in Hasloh niemand. Die Schülerin hatte im Mai versehentlich alle 600 Millionen Facebook-Mitglieder nach Hamburg eingeladen, um ihren Geburtstag zu feiern. Es kamen zwar nur 1500 Personen, die jedoch für ordentlich Randale und einen größeren Polizeieinsatz sorgten.