Immer mehr junge Leute engagieren sich im Kreis Pinneberg in den Jugendverbänden der vier großen Parteien

Kreis Pinneberg. Lennart Feix, 19, kann die Reden von der angeblich unpolitischen Jugend schon lange nicht mehr hören. Ob das Abitur in zwölf oder 13 Jahren zu schaffen ist, ob im Klassenverband oder in Interessengruppen gelernt wird, ob in Naturwissenschaften nicht genügend Lehrer zur Verfügung stehen - in der Schule werden die Kinder und Jugendlichen vom ersten Schuljahr an mit politischen Entscheidungen konfrontiert, sagt Lennart.

Der Halstenbeker Lennart Feix hat sich früh für einen politischen Weg entschieden: für die SPD, für die Jusos, weil die Sozialdemokratische Partei für eine "gerechtere Gesellschaft eintritt", sagt der Abiturient.

Tatsächlich engagieren sich im Kreis Pinneberg immer mehr Jugendliche auch in den vier großen Parteien. Die Junge Union, die Jugendorganisation der CDU, konnte vor Kurzem sogar eine Ortsgruppe in einer kleinen Gemeinde wieder beleben. 1984 war die JU in Tangstedt eingeschlafen. Als der 15 Jahre alte Folke Peters gemeinsam mit Freunden und unterstützt von der CDU-Fraktion zu einem Infoabend in das Gemeindezentrum einlud, war der Saal voll. Zwölf Heranwachsende schlossen sich dem Ortsverband an. Neben Folke Peters führen Daniel Biermann, Christian Pacholik, beide 17, und Lennart Dörges, 16, die Gruppe - die meisten aus der JU Tangstedt besuchen die Johann-Comenius-Schule. Folke Peters schätzt besonders das konservative Element in der Partei. Ihm ist außerdem wichtig, "dass im Land nicht alles auf Pump gebaut wird".

Nicolas Sölter, 22, Jura-Student aus Elmshorn, hat gerade neu die Spitze des Kreisverbands der Jungen Union übernommen. "Ich denke, dass wir junge Menschen die Zukunft prägen müssen. Die junge Generation braucht starke Interessenvertreter."

Nicolas Sölter ist bereits im Alter von 15 Jahren der Union beigetreten und schätzt besonders den Einsatz für die soziale Marktwirtschaft.

Torsten Weigelt, 27, Student der Betriebswirtschaft, hat sich in der FDP-Hochburg Ellerbek den Jungen Liberalen angeschlossen, und zwar bereits vor elf Jahren. Zwei Ziele waren es, die ihm von Beginn seines politischen Engagements wichtig waren: die Generationengerechtigkeit und die Abschaffung der Wehrpflicht. Eine Forderung ist erfüllt. In seinem Einsatz will der Junge Liberale, der JuLi, deshalb nicht nachlassen.

"Ich will was verändern, denn so wie unsere Gesellschaft sich entwickelt, gibt es bald nichts Lebenswertes mehr auf der Erde. Mein Wunsch ist es, irgendwann Kinder zu haben, und ich will ihnen eine schöne Welt hinterlassen mit intakter Umwelt und einer gerechten Gesellschaft. Ich will ihnen sagen können, ich hab gekämpft", sagt Hanna Schlüter, 20. Sie fühlt sich am besten bei den Grünen aufgehoben. Auch den Alternativen ist es gelungen, nach langer Zeit wieder eine aktive Ortsgruppe in einer Kommune des Kreises Pinneberg zu gründen: in Elmshorn. Hanna Schlüter hat noch einen Wunsch: "eine grüne Bundesregierung".

Da möchten Lennart Feix und seine Mitstreiter bei den Jusos natürlich lieber , dass die SPD der gewichtigere Part auf Bundesebene bleibt. Um das zu erreichen, wird auch strategisch gehandelt. Die Jungsozialisten haben Ex-Landrat Berend Harms dafür begeistert, ihnen demnächst in einem Seminar weitere Wege aufzuzeigen, wie Politik gemacht wird und wie weitere Mitstreiter gewonnen werden können.

Abiturient Lennart Feix hat die politische Debatte am heimischen Essenstisch kennengelernt.

Lars Oehme, 21, Jura-Student, Kreisvorsitzender Jusos, begann bereits im Alter von zwölf Jahren, das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zu lesen. Die Eltern erklärten dem Schüler damals, dass die die CDU eher wirtschaftfreundlich handele, während die SPD die Partei der kleinen Leute sei. Lars Oehme zog daraus Konsequenzen: "Alle Menschen sollten die gleichen Chancen bekommen."

Die Jusos schafften es, in Wedel und Uetersen neue Ortsgruppen zu etablieren und auch die Pinneberger Ortsgruppe zu beleben. Nils Oellerich, 17, gehört neben Lennart Feix zur AG Pinneberg Umland. Auch er hat gelernt, mit den Eltern über Politik zu diskutieren. Die SPD ist aus seiner Sicht die glaubwürdigste Partei, wenn es darum geht, in einer sozial gerechten Gesellschaft zu leben und aus der Atomkraft auszusteigen. Eins ist ihm für sein Engagement wichtig: "Spaß und Politik zu verbinden."