Kommunen im Kreis zahlen für Kinder, die in Hamburg pauken. Nehmen sie Hamburger Schüler, gehen sie aber leer aus

Kreis Pinneberg. Lange wurde verhandelt, im Dezember 2010 schlossen Schleswig-Holstein und Hamburg dann ein neues Gastschulabkommen. "Aber der Teufel liegt im Detail", sagt jetzt die Landtagsabgeordnete Ines Strehlau (Grüne) aus Halstenbek. Und das Detail, auf das die Politikerin anspielt, kommt den Kommunen am Hamburger Rand teuer zu stehen: Während Schleswig-Holsteins Kommunen für jedes Kind, das im Nachbarland eine Schule besucht, zur Kasse gebeten werden, zahlt Hamburg für seine Kinder, die in Schleswig-Holstein pauken, keinen Cent.

Und dabei handelt es sich nicht nur um Einzelfälle. Allein in Halstenbek, Rellingen, Schenefeld und Pinneberg werden 130 Schüler aus Hamburg gezählt. Hinzu kommt Wedel, das 18 Kindern aus der Hansestadt die entsprechende Bildung vermittelt. Insgesamt besuchen schätzungsweise 6000 Schüler aus Schleswig-Holstein eine Hamburger Schule, 2000 Kinder nehmen den umgekehrten Weg.

"Es ist mehr als unbefriedigend, dass wir für unsere Kinder zahlen müssen, aber umgekehrt nichts passiert", sagt Halstenbeks Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann. Ihre Gemeinde ist besonders stark betroffen. Halstenbek beschult 63 Hamburger Kinder - überwiegend auf dem Wolfgang-Borchert-Gymnasium. Auch Schenefeld genießt, was die Qualität seiner Schulen eingeht, in Hamburg einen guten Ruf: 43 Hamburger Kinder pauken auf einer der dortigen Einrichtungen. Rellingen zählt elf Hamburger Kinder, Pinneberg 13. "Wir als Kommunen wehren uns gemeinsam gegen diese Regelung", erläutert Schenefelds Verwaltungschefin Christiane Küchenhof.

Das alte Gastschulabkommen sah vor, dass die Kommunen lediglich für ihre Kinder, die in Hamburg eine Privatschule besuchen, einen finanziellen Beitrag leisten mussten. Dass diese Regelung nun auf die staatlichen Schulen erweitert wurde, dagegen haben die Kommunen im Prinzip nichts einzuwenden. Sie zahlen im Jahr durchschnittlich 1000 Euro pro Gastschüler.

Weil Hamburg jedoch nicht zur Kasse gebeten wird, "gehen uns alleine in Halstenbek, Rellingen, Schenefeld und Pinneberg 130 000 Euro pro Jahr verloren", berichtet Rellingens Bürgermeisterin Anja Radtke. Sie ärgert sich zudem darüber, dass die Kommunen über diesen Punkt nicht informiert, sondern erst auf Nachfrage in Kenntnis gesetzt worden sind.

Ines Strehlau hat zu diesem Thema bereits eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt. "Die Antwort aus dem Bildungsministerium war wenig befriedigend", sagt Strehlau. So habe der zuständige Minister Ekkehard Klug von der FDP lediglich mitgeteilt, dass ein Kostenausgleich für Hamburger Kinder, die in Schleswig-Holstein beschult werden, "nicht vorgesehen" sei. Strehlau vermutet, dass dieser Punkt "in den Verhandlungen einfach vergessen worden ist".

Die Landtagsabgeordnete sowie die Bürgermeister der Kommunen am Rande Hamburgs fordern eine schnelle Nachbesserung. "Wir schießen aus allen Rohren", berichtet Christiane Küchenhof. So haben sich die Kommunen als erstes an ihre Interessenvertretung, den Städtebund, gewendet. Eine Umfrage in der Metropolregion, die die Schülerbewegungen über die Landesgrenzen hinweg aufzeigen soll, ist in Arbeit. Ines Strehlau geht einen Schritt weiter. Sie hat das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Bildungsausschuss-Sitzung am 12. Mai setzen lassen - und sie fordert eine gemeinsame Schulentwicklungsplanung von Schleswig-Holstein und Hamburg. "Wir teilen einen gemeinsamen Lebensraum."