Todesursache geklärt: Wie die Obduktion ergab, starb der 18-Jährige an einem Lungenödem. Vereine fordern nun mehr Medizinchecks.

Klein Nordende. Nun ist es traurige Gewissheit: Der Liether Nachwuchsspieler Jan-Hendrik Hammermann ist an Herz-Lungen-Versagen gestorben. Das hat die von der Staatsanwaltschaft Lübeck angeordnete Obduktion der Leiche ergeben. "Er litt an einem Lungenödem, es hatte sich Flüssigkeit an der Lunge angesammelt", bestätigte Oberstaatsanwalt und Pressesprecher Günter Möller. Bereits kurz nach dem plötzlichen Tod des 18-Jährigen bei einem Fußballspiel war spekuliert worden, dass der Elmshorner trotz einer Erkältung ins Spiel gegangen sei.

Laut Obduktionsbefund war der Heranwachsende mehr als nur erkältet. "Er hätte nicht spielen dürfen", sagt Möller. Die Staatsanwaltschaft will nun den schriftlichen Befund der Lübecker Rechtsmedizin abwarten und dann entscheiden, ob jemand - etwa der Trainer - eine Schuld am Tod des Jungen trifft. "Aktuell sehen wir keinen Anfangsverdacht", so der Oberstaatsanwalt. Tragischerweise wurde das Team vom Vater des Jungen trainiert, dem Barmstedter Bürgermeister Nils Hammermann.

Unterdessen mehren sich die Stimmen in den Vereinen, aber auch bei Ärzten, künftig mehr Augenmerk auf die Gesundheit der Sportler zu legen. So zum Beispiel auch beim Fußball-Landesligisten FC Elmshorn. Noch vor der Sommerpause wird der Vorsitzende Helge Werner Melzer eine Pflichtveranstaltung für alle Betreuer und Trainer der Nachwuchsmannschaft aufrufen. Ein Mediziner erklärt, an welchen Anzeichen sich Erkrankungen, aber auch Alkohol - und Drogenkonsum, erkennen lassen. Ihre Erste Hilfe-Kenntnisse müssen die Trainer ohnehin automatisch alle drei Jahre erneuern.

"Wir haben mal drei Wochen auf unseren wichtigen Abwehrchef Heiko Barthel verzichtet. Er sollte seine Grippe vollständig auskurieren", berichtet Michael Fischer, Trainer des VfL Pinneberg (Landesliga). Beim SC Egenbüttel verhindert Physiotherapeut Oliver Buck mit Blutdruck- und Fiebermessungen, dass erkrankte Spieler zum Einsatz kommen. "Unlängst waren es drei Stammspieler, die deshalb fehlten, und das im Abstiegskampf", berichtet SCE-Kapitän Hossein Zolfaghari. "Für die Kinder haben die Erwachsenen die Aufsichtspflicht", betont Fischer. Ein junger Erwachsener sollte aber schon in der Lage sein, in den eigenen Körper hinein zu hören. Letztlich sei es so wie nach dem Massen-Autounfall mit 19 Toten in der Nähe von Rostock, als sofort die Forderung nach einem Tempo-Limit laut wurde: "Das sind Ausnahmesituationen, furchtbar tragisch, gar keine Frage. Aber es bringt nichts, deshalb eine Panik loszutreten."

Gestern zurück aus dem Ski-Urlaub brachte Norbert Schroeder, der 1. Vorsitzende des SC Egenbüttel, das Thema gesundheitliche Vorsorge auch für die vielen Nachwuchsspieler des Vereins sofort im Vorstand auf den Tisch. Schon einen Schritt weiter ist Nachbar SV Halstenbek-Rellingen, der seine Herrenmannschaft im Sommer komplett zum Medizincheck schickt und an die Eltern der jungen Kicker herantreten will, die Kinder an dieser Aktion teilhaben zu lassen. Alle aber sind der Meinung, dass manchmal auch die beste medizinische Versorgung Unglücksfälle wie am Sonnabend nicht verhindern kann. Fischer: "Sonst wären keine Profi-Fußballer auf dem Platz gestorben."

Auch in anderen Sportarten sind sich die Verantwortlichen der Risiken nicht erkannter oder nicht ernst genommener Symptomen durchaus bewusst. Regelmäßige Checks sieht Sportwissenschaftler Jan-Henning Himborn, Handballtrainer beim TuS Esingen, als sinnvoll an. Letztlich läge die Entscheidung, ob Kinder oder Jugendliche spielen dürfen, aber im Ermessen der Eltern. Pflicht des Übungsleiters sei es gleichwohl, ihre Schützlinge im Verdachtsfall "auszubremsen". Himborn: "Wer hustet oder gar fiebert, hat auf dem Spielfeld nichts zu suchen."

Im Basketball sind sportärztliche Untersuchungen zumindest dann vorgeschrieben, wenn Jugendliche in einer höheren Altersklasse am Spielbetrieb teilnehmen wollen. "Akteure der Nachwuchs- und Jugend-Bundesligen müssen zudem eine Antidoping-Vereinbarung unterschreiben", sagt Marcus Meyer, Manager des JBBL-Teams Piraten Hamburg mit etlichen U16-Talenten aus dem Kreisgebiet. Jugend-Nationalspieler wie der Wedeler Nico Oosterman müssten sich sogar regelmäßig Doping-Tests unterziehen.

Professor Dr. Rüdiger Reer vom Institut für Sportmedizin an der Uni Hamburg betont, dass dem plötzlichen Herztod meist eine strukturelle Herzerkankung vorausgeht. Gepaart mit hoher körperlicher Belastung kommt es zu Herzrhythmusstörungen und schließlich zum Tod. "Vor allem bei jungen Sportlern liegt häufig eine Verdickung der Herzkammern zu Grunde", sagt Reer. In Deutschland erleiden etwa 900 Menschen pro Jahr den plötzlichen Herztod beim Sport.

Dr. Peter Wind, Sportmediziner aus Hamburg: "Es gibt zunehmend Fälle, da haben Sportler einen Virusinfekt, ohne es zu merken. Der kann zu einer Herzmuskelentzündung, einer Myocarditis, führen. Herzrhythmusstörungen sind anschließend meist nicht beherrschbar." Beide Mediziner lassen keinen Zweifel daran, dass Sportler bei einer Erkältung oder Grippe auf keinen Fall Sport treiben sollten. Peter Wind war viele Jahre Turnierarzt am Hamburger Rothenbaum.