Investor baut Fotovoltaik-Anlagen auf öffentliche Gebäude. Stadt kassiert jährlich 10 000 Euro Miete

Wedel. "Mister X" sorgt in Wedel für viel sonnige Energie und ein Strahlen im Gesicht von Bürgermeister Niels Schmidt. Ein Investor, der ungenannt bleiben möchte, hat mit der Stadt vereinbart, sämtliche öffentlichen Gebäude nutzen zu dürfen, um auf ihnen Fotovoltaik-Anlagen zu errichten. Insgesamt sind Solaranlagen mit einer Leistungsfähigkeit von 450 Kilowatt/Peak vorgesehen. Das Investitionsvolumen beträgt etwa 1,4 Millionen Euro. Knapp 10 000 Euro kassiert die Stadt jährlich als Miete für ihre Flächen.

Der Architekt Armin Liefländer von der Planungsgruppe Umbauter Raum, wickelt das Projekt für den großen Unbekannten ab. Seit anderthalb Jahren prüft er Standorte, und insbesondere die Statik, rechnet gemeinsam mit einem Fachbüro die Wirtschaftlichkeit der Anlagen durch, verhandelt mit der Verwaltung, Herstellern und Handwerkern und, und, und. "In diesen Tagen beginnen wir mit der Montage. Bis Juni müssen wir fertig sein, weil dann erneut die Einspeisevergütung abgesenkt wird", sagte Liefländer.

Einige Standorte fielen wegen Vandalismus-Gefahr unter den Tisch

So werden dann auf dem Gebäude der Volkshochschule und der Musikschule in der ABC-Straße 120 Solar-Module montiert, auf der Turnhalle der Pestalozzischule 55 und dem Hauptgebäude 110, der Neubau der Altstadtschule erhält 60 der blauen Kristall-Kisten, die Moorwegschule zunächst 20, die Feuerwache 92, das Johann-Rist-Gymnasium 256, die Sporthalle an der Rudolf-Breitscheid-Straße 372, die Regionalschule 428 und die Albert-Schweitzer-Schule rund 200 Stück. "Einige öffentliche Standorte wie die Sporthalle des Gymnasiums oder öffentliche Toiletten fielen wegen Vandalismusgefahr aus", sagt Armin Liefländer.

Der Architekt setzt dabei auf Technik, die in der Rolandstadt produziert wird. Das Wedeler Unternehmen solarnova, das einst aus der richtungsweisenden AEG-Solarzellenfertigung hervorging, die in den 70er- und 80er-Jahren insbesondere für die Raumfahrt arbeitete, freut sich über den Nachfrageschub. Nach Angaben von Stephan Bakan, dem Vorsitzenden des Klimaschutzfonds, bedeuten die neuen Anlagen in etwa eine Verdoppelung der bestehenden Wedeler Solar-Erzeugungskapazitäten.

Wie ein Uhrwerk spielen Modul-Produzenten, Projektbetreuer und die Stadtwerke zusammen, die zurzeit die Übergabepunkte herrichten, damit der erzeugte Strom in ihr Netz eingespeist werden kann. Der kommunale Energieversorger muss zwar zunächst kräftig in die Kasse greifen, um die Einspeisevergütung von rund 30 Cent pro Kilowattstunde zu begleichen, doch dieses Geld erhält das Unternehmen im Umlageverfahren wieder zurück - letztlich zahlen es alle Verbraucher, ob Kunden bei den Stadtwerken oder anderen, ob in Gemeinden mit vielen Solaranlagen oder komplett ohne.

Bürgermeister Niels Schmidt ist von dem Investment begeistert. "Die knapp 10 000 Euro Miete sind im Bezug zum Gesamtetat zwar gering, doch wir wollen mit dem Projekt auch kein Geld verdienen, sondern nur anfallende Unterhaltungen an den Dächern mitfinanzieren.", sagt Schmidt. "Bisher haben wir für die Dachnutzung ja gar nichts bekommen."

Vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme in Japan freut sich Schmidt, dass in Wedel viel getan wird, um Strom auf regenerative Art zu erzeugen und so ein ganz kleines bisschen zum Ersatz von Kernkraftwerken beigetragen wird. "Außerdem stärkt es die Solar-Wirtschaft vor Ort. Was Husum in puncto Windstrom ist, möchten wir in Wedel am liebsten bei der Fotovoltaik werden."

Entwickelt hat sich das Projekt im Laufe der Diskussion um die Bürgersolaranlage, die auf dem Dach der Steinberghalle aufgebaut wurde. Im Genehmigungsprozess wurde die Entscheidung getroffen, sämtliche städtischen Gebäude zur Nutzung für diese Zwecke freizugeben.

Geheimnisvoller "Mister X" kann sich über satte Renditen freuen

"Als Stadt solche Anlagen zu errichten, wäre unsinnig, weil der Aufwand und die Verwaltung zu groß wären", sagt Bürgermeister Niels Schmidt. Da griff der clevere "Mister X" zu und kann sich in den kommenden 20 Jahren über satte Renditen freuen. Über ihre Höhe allerdings schweigt sich Projektmanager Liefländer ebenso aus wie über den Klarnamen.