Beim Landeswettbewerb des Heimatbundes schnitt Seestermühes Anlage, die zum Gut Kielmansegg gehört, super ab

Kreis Pinneberg. Im alten Monopoly-Spiel ist die Parkallee die teuerste Straße. In unserer heutigen autoorientierten Gesellschaft müssen sich die Alleen diesen Rang erst wieder erarbeiten. Der Schleswig-Holsteinische Heimatbund unterstützt diese Entwicklung und hat deshalb einen Wettbewerb ausgeschrieben. Die vierzeilige Lindenallee in Seestermühe landete dabei ganz vorn. Die Kieler Umweltministerin Juliane Rumpf als Schirmherrin der Aktion zeichnete die Anlage, die zum Gut Kielmansegg gehört, als schönste Parkallee des Landes an.

Das Gut Seestermühe, 1751 von der Familie Kielmansegg gekauft, befindet sich bis heute im Besitz der Familie und ist mit Abstand der größte landwirtschaftliche Betrieb in dieser Gegend. Erhalten sind das klassizistische Gutshaus, 1760 umgebaut nach den Plänen des Architekten Ernst Georg Sonnin, der Gutsgarten, der nicht öffentlich zugängig ist, und die Lindenallee, die jedermann durchwandern kann sowie das Teehaus, das heute nach einigen Umbauten als Wohnung genutzt wird.

Aus dem Kreis Pinneberg waren fünf Alleen gemeldet worden

Etwa 80 Alleen in Schleswig-Holstein waren für den Wettbewerb angemeldet worden. Fünf davon kamen aus dem Kreis Pinneberg. Doch in die Endauswahl schaffte es nur die Seestermüher Allee. Dabei hatte die Familie Kielmansegg die 700 Meter langen Baumreihen gar nicht selbst angemeldet. Vielmehr kam dieser Vorschlag vom Denkmalschutzamt. Nichtsdestotrotz stolz nahm Verwalter Uwe Hamann die Auszeichnung bei der Preisverleihung auf dem Gut Petersdorf bei Lensahn in Ostholstein entgegen.

Die Jury, zu der Frank Schoppa, Geschäftsführer des Landesverbands im Bund deutscher Baumschulen, würdigte besonders die landschaftsästhetische und ökologische Bedeutung der Seestermüher Doppelallee. Sie ist eines der beliebtesten Fotomotive im Kreis Pinneberg.

Seit mehreren Jahren ist der Heimatbund Motor für den Erhalt und die Pflege der Alleen. Landesvorsitzender Holger Gerth sagt: "Ziel aller Anstrengungen ist es, Alleen als grünes Band in Schleswig-Holstein zu erhalten und, wo immer möglich, neue Pflanzungen hinzuzufügen."

Baumschulverband unterstützt für den Erhalt der Alleen

Den Baumschulern im Kreis Pinneberg kommen solche Initiativen gerade recht. "Alleen prägen das Landschaftsbild in Schleswig-Holstein. Sie sind Kultur- und Umweltgut zugleich", sagt Landesgeschäftsführer Schoppa.

Knapp ein Drittel der etwa 400 verbandsgebundenen Baumschulen im Land hat sich darauf spezialisiert, Allee- und Straßenbäume sowie Großgehölze aufzuziehen. In Europa ist Deutschland und damit auch der Kreis Pinneberg als größtes zusammenhängendes Baumschulgebiet neben den Niederlanden das Hauptanbaugebiet für Straßenbäume.

Die großen Bäume müssen zahlreiche Qualitätsanforderungen bestehen, bis sie am Strandrand gepflanzt werden dürfen. Für Verkehrsflächen müssen die Bäume einen Kronenansatz in Höhe von 220 Zentimeter aufweisen. "Der Stamm muss senkrecht in die Höhe wachsen und die Krone regelmäßig beschnitten werden, um ein späteres Aufasten am Endstandort auf die Lichtraumprofil-Höhe von 4,50 Meter zu ermöglichen", erklärt Ole Kleinwort, 41.

Der junge Firmenchef hat die von seinem Großvater Otto am Steinberg in Pinneberg gegründete Baumschule im Jahr 2001 übernommen. Er siedelte den Betrieb an den Stadtrand Richtung Pinneberg aus, steigerte den Maschineneinsatz und konzentrierte die Produktion auf Straßenbäume.

Trotzdem bleibt das Sortiment breit: Etwa 150 Baumarten beziehungsweise -sorten werden bei Kleinwort aufgeschult. Bis zu 40 000 Bäume müssen zweimal pro Jahr umgesetzt werden, etwa 20 000 Bäume werden dreimal pro Jahr "verschult", wie der Fachmann in der Baumschule sagt. Dabei wird der Baum samt Wurzelballen aus der Erde gehoben, Wurzeln und Triebe werden eingekürzt.

"Etwa acht bis zehn Jahre dauern die Kultur- und Erziehungsmaßnahmen in der Baumschule, um einen jungen Alleebaum mit einem Stammumfang von 16 bis 18 Zentimetern zu kultivieren", erläutert Ole Kleinwort.

Doch nicht nur Maschinen sind in der seiner Baumschule im Einsatz. Denn beispielsweise der Kronenschnitt kann nur per Hand erfolgen. Ole Kleinwort beschäftigt 18 Mitarbeiter, darunter zwölf Angestellte, zwei Lehrlinge und vier Saisonarbeitskräfte.

Das Wedeler Unternehmen verkauft gut zwei Drittel seiner Bäume an Handelsbaumschulen, wo Garten- und Landschaftsbauer, Städte und Gemeinden kaufen. 20 Prozent werden als Jungpflanze zur Weiterkultur an Produktionsbaumschulen geliefert. Nur zehn Prozent vermarktet Kleinwort direkt an Garten- und Landschaftsbauer.

Im Kreis Pinneberg werden Bäume noch in elf Kommunen, darunter Wedel und Hetlingen, durch Baumschutzsatzungen geschützt. Besonders alte, seltene oder typische Baumreihen sind seit 1997 als Naturdenkmale geschützt. In unserer Region gilt das für 170 Einzelbäume, Baumgruppen und -reihen - in Seestermühe steht jetzt wie landesweit festgestellt die schönste Parkallee.