Schüler wollen Station Halstenbek zu einem begehbaren Kunstwerk machen, doch es mangelt an Kooperationsbereitschaft

Halstenbek. Wohl kaum ein "Kunststück" aus Halstenbek ist auf so viel Resonanz gestoßen, wie das Bahnhofserwachen. Seit knapp zwei Jahren sind mehr als 80 Schüler der Gemeinschaftsschule, des Ganztagsbereichs und des Jugendzentrums dabei, die hässliche S-Bahn-Station "Halstenbek" in ein begehbares Kunstwerk umzuwandeln. Doch mittlerweile droht das Vorzeigemodell wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft der Deutschen Bahn AG aufs Abstellgleis zu geraten.

Ebenso ungewöhnlich wie das Projekt mit dem Generalthema Wachstum, bezogen auf die Baumschulbranche und deren Produkte sowie die allgemeine historische Entwicklung der Gemeinde, ist die hohe überregionale Wertschätzung. Aus dem Kulturaktiv-Programm des Kieler Bildungsministeriums gab es 4000 Euro Fördermittel. Außerdem wurde das Bahnhofserwachen mit weiteren 1000 Euro der Kulturstiftung der Länder auf Bundesebene aus der Aktion "Kinder zum Olymp" unterstützt.

Auch Kreative, wie die international bekannten Konzeptkünstlerinnen Barbara und Gabriele Schmidt Heins, die der gleichnamigen Halstenbeker Baumschuler-Dynastie entstammen, und der Betonkünstler Sven Backstein halfen mit Anregungen und aktivem Einsatz, das Bahnhofserwachen zum Erfolg zu führen.

Nachdem der Nebeneingang bereits einfallsreich umgestaltet und mit dekorativer und informativer Gemeinschaftskunst sowie historischen Darstellungen versehen wurde, sind die Kinder jetzt mit Feuereifer dabei, Ideen für die Umgestaltung des Haupteingangs der Bahnstation zu entwickeln. Dazu wurden Modellbauten des Bahnhofseingangs gebastelt und mit fantastischen Einfällen gefüllt. So soll ein brach liegender Kiosk als Diskothek hergerichtet werden. Doch auch mit Vorschlägen außerhalb der Realität konnten die jungen Künstler landen: Ein Flugbrettverleih wäre doch auch nicht schlecht, befanden die Schlauköpfe. Klar, dass so ein Hobel dann ausschließlich mit Gedankenkraft gesteuert wird.

Diese und viele andere Vorschläge werden bis zum 7. April im Halstenbeker Rathaus ausgestellt. Auch beim Tag der offenen Tür der Grund- und Gemeinschaftsschule sind die Werke am Sonnabend, 26. Februar, zu besichtigen.

Schade nur, dass so viel Kreativität von der Bürokratie der Bahn gebremst wird. Projektchefin Daniela Spitzar beklagt sich bitter darüber, dass die anfängliche Unterstützung bei den Bahn-Verwaltern längst in Desinteresse und Zuständigkeitswirrwarr umgeschlagen ist. So sollten die künstlerisch gestalteten Beton-Chillsteine in Form von sich öffnenden Samenkörnern längst als Sitzflächen auf dem Bahnsteig montiert sein. Doch das Vorhaben wurde auf die lange Bank geschoben. "Noch nicht einmal die alten Installationen sind entfernt worden", sagt die Kunstpädagogin. Pannen gab es auch beim Haupteingang. Der Einbau der neuen Treppe und des Lifts litt unter Geldmangel. So konnten die Wände nur teilweise gefliest und die Decke nur so weit gestrichen werden, wie die bewilligte Farbe reichte. Der Rest des Eingangs sieht genauso verdreckt aus wie seit Jahren. Umso besser, dass sich das Künstlerteam nicht entmutigen lässt, auch wenn die Bahn das Bahnhofserwachen verpennt.