Caroline Candebat half in Brasilien, bedrohte Meeresschildkröten-Babys vor dem sicheren Tod zu retten

Haseldorf/Aracaju. Caroline Candebat liebt Eretmochelys imbricate sowie Caretta Caretta und Dermochelys coriacea mag sie auch. Wer jetzt befürchtet, die 19-Jährige stehe auf irgendwelche hippen alkoholischen Mixgetränke oder Designerdrogen, der kann beruhigt aufatmen. Denn mit diesen lateinischen Bezeichnungen werden die Echte Karettschildkröte und ihre unechte Kollegin sowie die Lederschildkröte bezeichnet. Sie zu schützen, ist das Ziel der jungen Frau, die derzeit im Haseldorfer Elbmarschenhaus des Nabu ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert.

Im Rahmen dieses Einsatzes für Natur und Umwelt in der Heimatregion stand auch ein vier Wochen dauernder Abstecher an die Strände des brasilianischen Ortes Aracaju im Nordosten des südamerikanischen Kontinentes an. Der Kontakt wurde einst über den Nabu-Mitarbeiter Uwe Helbing geknüpft, der familiäre Bindungen nach Brasilien besitzt. "Es war wunderschön", sagte Caroline Candebat als Kurzbilanz. Obwohl sie sowohl intellektuelle als auch finanzielle Mühen auf sich nehmen musste, hat sich die Sache für sie sehr gelohnt. Bevor sie für rund 1000 Euro eigene Flugkosten aufbrechen konnte, hatte sie portugiesisch zu büffeln, damit sie sich mit den Aktivisten des "Projeto Tamar", des brasilianischen Projektes zum Schutz der Meeresschildkröten überhaupt verständigen konnte.

Die Aktivisten betreuen rund 20 Schutzstationen entlang eines etwa 1100 Kilometer langen Küstenstreifens, auf dem die vom Aussterben bedrohten Urzeit-Tiere ihre tennisballgroßen Eier legen. "Unsere Aufgabe war es, bedrohte Nester zu retten, umzubetten und Schlüpflingen ins Wasser zu helfen", sagte die junge Frau.

Die bedrohten Meeresschildkröten, zu denen zudem noch die Arten der Bastardschildkröte (Lepidochelys olivacea) und der Suppenschildkröte (Chelonia mydas) gehören, scherten sich beim Ablegen der Eier nämlich nicht darum, ob sie ihren Nachwuchs in der Nähe von Straßenlaternen oder gar an einem Badestrand verbuddeln. So geraten die Schlüpflinge womöglich in Gefahr, die Laterne für Sternenlicht zu halten und in die falsche Richtung loszukrabbeln oder von Beachvolleyball spielenden Sonnenhungrigen beziehungsweise Auto- und Quad-Cruisern zermatscht zu werden.

Caroline Candebat half, die Eier auszugraben, sie in Styroporbehältern abzutransportieren und ihnen auf besonders geschützten Abschnitten des Strandes wieder ein Zuhause zu geben. Der Tag begann um 5 Uhr morgens und endete mit unregelmäßigen Schlafpausen zwischendurch oft erst tief in der Nacht.

Doch über den reinen Dienst an den Mini-Meeresschönheiten hinaus erlebte sie viel Spannendes. Beispielsweise wurde sie gleich zu Beginn für ein Interview mit dem brasilianischen Fernsehen "verhaftet" - es musste auf portugiesisch geführt werden.

Das klappte bei Caroline Candebat aber genauso prima wie der Kontakt zu den anderen Helfern. "Wir haben viel gemeinsam unternommen, waren auf Märkten und genossen das Strandleben in der Freizeit", sagte sie. Viele neue Freunde habe sie dort gefunden, mit denen sie auch weiterhin per E-Mail in Verbindung steht.

Nach dem Abschluss ihres FÖJ will die junge Frau auf jeden Fall der Materie treu bleiben. Geplant ist eine Ausbildung zur Meeresbiologin, auf jeden Fall ein Biologie-Studium.

Caroline Candebat: "Und wenn alles gut geht und ich mit der Sprache zurecht komme, klappt das vielleicht sogar in Brasilien."