Religionsgemeinschaften wollen mehr miteinander sprechen und radikale Jugend auffangen

Pinneberg. In Pinneberg sollen radikale Islamisten keinen Raum finden, um weitere Anhänger zu gewinnen. Darin waren sich die Beteiligten an der Informationsveranstaltung über "Religiöse Toleranz und Sicherheit" am Dienstag im Rathaus einig. Das Gespräch, das auf Initiative von Bürgermeisterin Kristin Alheit, stattfand, soll fortgeführt werden - zwischen den Religionsgemeinschaften, im kriminalpräventiven Rat und anderen Zusammenhängen.

Christen, Juden und Muslime, Politiker, Sozialarbeiter und Lehrer sowie die Verwaltungsspitze diskutierten etwa zwei Stunden miteinander - einzig die Mitglieder der umstrittenen muslimischen Vereinigung "Mashid Alsunnah" blieben außen vor. Das hatte der schleswig-holsteinische Verfassungsschutz empfohlen, da eine Diskussion mit der Gruppe, die zur extremistischen salafitischen Glaubensrichtung im Islam gehöre, nicht weiterführe. "Die versprechen das Blaue vom Himmel und man ist immer nur in der Verteidigungsstellung", sagte Horst Eger, Chef des Verfassungsschutzes.

Warum seine Behörde die Pinneberger Gruppe für so gefährlich hält, wollte Eger in der Gesprächsrunde im Rathaus nicht erzählen. Aus ermittlungstaktischen Gründen und um Quellen und Lücken im Informationsnetz der Gruppe nicht zu offenbaren, schwieg Eger.

Einzig der Imam der Ahmadiyya-Gemeinde, Laeeq Munir, empfahl, auch die umstrittene muslimische Vereinigung ins Gespräch einzubeziehen. Der Imam bekräftigte, dass seine Glaubensgemeinschaft für ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft eintreten, andere Religionen toleriere und sich loyal zu der Gesllschaft verhalte, in der die Gemeinschaft lebe. Der Koran gebiete ausschließlich friedliche Gedanken, werde aber von einer kleinen gewalttätigen Gruppe falsch ausgelegt. Der Imam schlug vor, zum Beispiel mit einer Plakataktion wie in Hamburg die friedlichen Aufrufe des Islam und Bibelzitate zu veröffentlichen.

Sedat Simsek von der türkisch-moslemischen Gemeinde, die seit 30 Jahren in einer Moschee an der Friedenstraße betet, berichtete, wie die Gruppe der jungen Islamisten versucht habe, seine Gemeinde zu unterwandern. Das sei vor etwa einem Jahr geschehen. Man habe darauf hingewiesen, dass die Gemeinde offen gegenüber Andersgläubigen sei.

Simsek beklagte, dass von vielen Menschen alle Muslime verurteilt würden. Bis zu den Veröffentlichungen über mögliche Extremisten in den gebetsräumen an der Dingstätte seien mindestens fünf Besuchergruppen pro Monat in die Moscee an der friedenstraße geommen. Jetzt werde nur noch vereinzelt nachgefragt.

Vertreter der christlichen, der jüdischen und der beiden liberalen muslimischen Gemeinden betonten, die Gespräche intensivieren zu wollen. Hermann Bührich, Vorsitzender des Vereins "gewaltfrei" empfahl, die nach einem Sinn im Leben suchenden Jugendlichen persönlich anzusprechen. Verfasssungsschutz-Chef Eger bot Eltern an, die Probleme mit der strenggläubigen Gemeinschaft haben, disket zu helfen.