FDP-Politiker wollen sich in Kreis und Land für den Erhalt der Gebäude einsetzen, die im Esinger Moor ungenehmigt errichtet wurden

Tornesch/Kiel. Neue Hoffnung schöpfen die Betroffenen vom Esinger Moor nach einem mehrstündigen Gespräch mit Kreis- und Landespolitikern in Tornesch. FDP-Fraktionschefin Ursula Eßler hatte ihre Parteifreunde aus Kiel und Pinneberg eingeladen, um sich die Sorgen der Eigentümer der so genannten Schwarzbauten im Außenbereich von Tornesch anzuhören, die von der Kreisverwaltung dazu aufgefordert sind, ihre Jahrzehnte alten Gebäude abzureißen. Mehr als 30 Anwohner kamen ins Heimathaus und klagten den liberalen Politikern ihr Leid. Gerrit Koch, rechtspolitischer Sprecher der FDP im Kieler Landtag und selber Fachanwalt für Baurecht, zeigte sich beeindruckt. Abgesehen von der rechtlichen Beurteilung dieses Problems müsse es eine Lösung geben, mit der alle Beteiligten leben könnten, sagte er. "Die Kreisverwaltung hat einen Ermessensspielraum, den sie großzügig ausnutzen sollte. Die Verwaltung sei "für den Bürger da" und müsse Lösungswege aufzeigen.

Während das Innenministerium prüft, soll der Kreis stillhalten

Koch versprach, sich persönlich bei Innenminister Klaus Schlie einzusetzen, "damit Frieden in diese Sache kommt". Im Zweifel könnte dieser die Kreisverwaltung anweisen, wie sie mit den Schwarzbauten umzugehen habe und ob eine Duldung dieser in den 30er- bis 60er-Jahren illegal errichteten Häuschen am Stadtrand von Tornesch in Frage kommt.

Parallel dazu will FDP-Fraktionschef Klaus G. Bremer auf Kreisebene ein Stillhalteabkommen erwirken. Solange sich die Landesregierung mit dem Thema befasse, dürften keine Eigentümer vom Kreis gezwungen werden, Gebäude und Anbauten abreißen zu lassen. Bremer vermutet, dass die Kreisbehörde Angst habe, dass das Esinger Moor zum "Präzedenzfall" werde. Denn es gebe elf solcher Fälle im Kreisgebiet, wo die Bauaufsichtsbehörde Pferdeställe, Unterstände und Gebäude im Außenbereich weghaben will. Bremer: "Mich stört, dass eine Behörde nicht bereit ist, öffentlich Fehler zuzugeben."

Rein formal sei der Kreisverwaltung nichts vorzuwerfen, betont Landrat Stolz in einem Schreiben an die FDP. Die Verwaltung habe handeln müssen, da die Anlieger im Esinger Moor im Laufe der Jahrzehnte fast 200 ungenehmigte Anbauten - vom Gewächshaus bis zum Hundezwinger - neben ihren ohnehin illegalen Gebäuden aufgestellt hätten. Davon seien bereits die meisten im Einvernehmen mit den Betroffenen wieder verschwunden. Von den 49 Wohngebäuden auf den 84 Grundstücken seien nur elf nicht genehmigt, so Stolz. Nur mit vier der elf Eigentümer sei keine Regelung gefunden worden.

Die Betroffenen sprechen dagegen von "Behördenwillkür" und verweisen auf eine Vereinbarung von 1976, die leitende Mitarbeiter der Kreisverwaltung mit dem damaligen Tornescher Bürgermeister Uwe Mettjes nach einer Unterredung in Pinneberg getroffen haben. Danach sollten alle vor 1965 errichteten Schwarzbauten behördlich geduldet werden. Auf diese Vereinbarung könnten sich die Eigentümer juristisch berufen, ist ein Uetersener Rechtsanwalt überzeugt, der selber betroffen sei und seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte.

Warum der Kreis nach 30 Jahren aktiv wird, blieb unbeantwortet

Landrat Stolz verweist in diesem Zusammenhang auf das Innenministerium in Kiel, das im Januar 1978 verlangt habe, zumindest alle nach 1945 errichteten Schwarzbauten abreißen zu lassen. Warum die Pinneberger Kreisverwaltung dann aber 30 Jahre lang brauchte, dies umzusetzen, beantwortet der Landrat nicht.