Fachhochschüler müssen ab dem kommenden Sommersemester 30 Prozent mehr bezahlen

Wedel. Die akute Existenzbedrohung der Fachhochschule Wedel ist zwar vom Tisch, doch vor Professor Eike Harms und seinem Team liegen große Herausforderungen, weil die Landesregierung die Zuschüsse für das renommierte Institut kürzt. Harms: "Wir werden zum Sommersemester die Studiengebühren um rund 30 Prozent erhöhen müssen."

Studiengebühr steigt von 980 auf 1240 Euro pro Semester

Das müsse geschehen, weil das Land im laufenden Jahr die Zuschüsse um 729 000 Euro auf rund 1,75 Millionen absenkt - bislang war eine doppelt so hohe Kürzung im Gespräch gewesen. Massive Proteste der Studierenden und scharfer Gegenwind aus der Opposition hatten die schwarz-gelbe Landesregierung bewogen, die ursprünglichen Ansätze nochmals zu überdenken.

Nach Angaben von Harms wird sich die durchschnittliche Studiengebühr pro Semester von rund 980 auf etwa 1240 Euro erhöhen. Das macht pro Student eine Mehrbelastung von etwa 50 Euro monatlich aus. "Wir hoffen, dass die zu verkraften sein wird."

Auch Harms selbst muss derzeit hart im Nehmen sein. Wie der Professor mitteilte, hat auch die Schwestereinrichtung PTL, eine Berufsfachschule für Physik-, für Informatik und für technische Assistenten, finanzielle Ausfälle zu akzeptieren. Der Grund dafür ist ein schlecht ausgehandeltes Gastschulabkommen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. Wurde bislang die Ausbildung von Hamburger Berufsfachschülern unterstützt, so ist die Förderung nach Angaben von Harms in dem neu ausgehandelten Abkommen ausdrücklich nicht vorgesehen. Das macht Einbußen von jährlich rund 100 000 Euro aus. Professor Harms: "Von Studierenden verlangt die Politik im Bologna-Abkommen einerseits höchste Flexibilität - und andererseits können Schulprobleme zweier benachbarter Bundesländer nicht gelöst werden." Er hofft, dass wenigstens die aktuellen Schüler Bestandsschutz genießen. "Wenn die mitten in der Ausbildung die Schule wechseln müssten, wäre das für sie der Super-GAU", sagte Harms.

Der Professor macht sich Gedanken, wie die Fachhochschule Wedel, deren Etat bislang zur Hälfte aus Landesmitteln gedeckt wurde, künftig ihre Kosten decken soll. Neue Angebote wie berufsbegleitende Studiengänge oder weitere Ausbildungen hält er nur begrenzt für machbar. "Wenn wir bestehende Gänge noch weiter aufspalten und spezialisieren, wird das zum Albtraum für jede Personalabteilung. Die wisse kaum noch einzuschätzen, was der Bewerber wirklich kann", so Harms. Er hält auch den Wechsel zur stärkeren Zusammenarbeit mit und Finanzierung durch Unternehmen, wie es die Nordakademie praktiziert, wegen der Gefahr der Kannibalisierung für kritisch.

Bildung wird in Deutschland eher als öffentliche Aufgabe angesehen

Ist da der angelsächsische Weg des Mäzenatentums plus cleverem Investment am Kapitalmarkt vielleicht eine Lösung? Professor Harms: "Dieser sehr amerikanische Ansatz trägt in Deutschland - zumindest noch - nicht, weil Bildung hier stärker als öffentliche Aufgabe gesehen wird." Welche Lösungen er entwickeln wird, ist noch nicht heraus. Aber sicher ist Harms in seiner Meinung: "Die finanzielle Schere zwischen den privaten und den staatlichen Hochschulen darf nicht weiter aufgehen."