Flammen zerstören Wohn- und Geschäftshaus in der Elmshorner Innenstadt. Bewohner in dramatischer Aktion gerettet

Elmshorn. Kurz vor Heiligabend sind zwei Elmshorner Familien obdachlos geworden. Bei einem Großfeuer in der Innenstadt wurde das dreistöckige Wohn- und Geschäftshaus Mühlenstraße 6 völlig zerstört. 172 Helfer von Feuerwehr, THW, DRK und Rettungsdienst hatten 13 Stunden gegen die Flammen gekämpft, ehe das Feuer kurz vor 16 Uhr gelöscht war. Fünf Hausbewohner und zwei Feuerwehrleute kamen vorsorglich wegen des Verdachts auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Die Brandursache ist unklar, die Schadenshöhe liegt bei mehr als einer halben Million Euro.

Sechs Personen musste die Feuerwehr über die Drehleiter retten

Es waren dramatische Szenen, die sich um kurz nach 2.30 Uhr unweit des Bahnhofs abspielten. Beim Eintreffen der ersten Feuerwehrleute schlugen Flammen aus den bereits geborstenen Fenstern in der ersten Etage, wo das Feuer ausgebrochen sein muss. Dort wohnt eine dreiköpfige Familie, darunter ein vier Jahre alter Junge. Alle konnten sich, nur mit Schlafanzügen bekleidet, ins Freie retten. Die 43-jährige Mutter erlitt leichte Brandverletzungen, als sie einige persönliche Gegenstände mitnehmen wollte.

Im zweiten Stock lebte eine sechsköpfige Familie. Ihr war jeder Fluchtweg abgeschnitten. Alle Personen konnten über die Drehleiter der Feuerwehr gerettet werden. Fünf der neun Hausbewohner, darunter drei Kinder, wurden zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht. Auch ein Feuerwehrmann wurde in eine Klinik transportiert, ein zweiter vor Ort notärztlich versorgt. Die übrigen Hausbewohner kamen in der gegenüberliegenden Begegnungsstätte der Brücke unter.

Die Feuerwehrleute versuchten zunächst längere Zeit, mit einem kombinierten Innen- und Außenangriff ein Übergreifen der Flammen auf die anderen Stockwerke des älteren Hauses zu verhindern. Das gelang zunächst auch. Dann stellte sich jedoch heraus, dass sich Brandnester in den hölzernen Zwischendecken gebildet hatten. Diese wurden daraufhin instabil und drohten einzustürzen, sodass alle Feuerwehrleute das Gebäude verlassen mussten. Nur von außen über die beiden Drehleitern ließ sich der Brand jedoch nicht mehr effektiv bekämpfen, sodass er sich immer weiter ausbreitete und das Gebäude in den frühen Morgenstunden aufgegeben werden musste. Gegen 7 Uhr morgens schlugen die Flammen auch aus dem Dach des Hauses. Elmshorns Wehrführer Stefan Mohr ließ frische Einsatzkräfte der Nachbarwehr aus Klein Nordende nachalarmieren, außerdem orderte er aus Barmstedt eine dritte Drehleiter.

Ein Bagger begann gegen Mittag damit, Teile des Hauses einzureißen

Gegen 11 Uhr forderte Mohr zudem einen Bagger an, der von der Hausrückseite an der Geschwister-Scholl-Straße seine Arbeit aufnahm. "Uns bleibt nichts anderes übrig, als das Dachgeschoss abtragen zu lassen", erläutert der Wehrführer. Nach seinen Angaben fand das Feuer in dem mehrere Jahrzehnte alten Haus, das lediglich über eine Wärmeschutzfassade verfügte und im Innern zum Großteil aus hölzernen Materialien bestand, reichlich Nahrung. Aufgrund der starken Rauchentwicklung konnten die Einsatzkräfte nur unter Atemschutz arbeiten. Mehrfach mussten Atemschutzflaschen zur Einsatzstelle gebracht werden. Alle Anwohner der Innenstadt wurden per Rundfunkdurchsage aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten.

Die Kriminalpolizei Elmshorn hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Sie gestalten sich schwierig, weil die Brandstelle nicht betreten werden konnte. Außerdem dürfte das Feuer viele Spuren vernichtet haben. Hinweise erhoffen sich die Ermittler jetzt zunächst aus den bereits begonnenen Befragungen der Hausbewohner.