Arvid D. verursachte einen Unfall, bei dem ein Kradfahrer starb. Er wurde zu einer Bewährungsstrafe von knapp zwei Jahren verurteilt.

Pinneberg. Wegen Verkehrsgefährdung, fahrlässiger Tötung und Unfallflucht ist gestern der 23 Jahre alte Arvid D. aus Tornesch vom Amtsgericht Pinneberg zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt worden. Die Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Zudem muss D. 3000 Euro an das Kinderhospiz Sternenbrücke zahlen. Seinen Führerschein erhält er frühestens Ende 2011 zurück.

Mit dieser Strafe ging Amtsrichterin Ehlers über das von Amtsanwalt Kai Nielsen beantragte Strafmaß hinaus. Dieser hatte auf eine 18-monatige Freiheitsstrafe zur Bewährung plädiert. Verteidiger Christoph Heer hielt 13 Monate für angemessen, da sich sein Mandant geständig gezeigt habe und "von Reue getragen" sei. Rechtsanwalt Erik Wasmuth, der die Mutter des Todesopfers als Nebenkläger vertrat, forderte dagegen eine "empfindliche" Haftstrafe. Der Angeklagte habe mit "aller gröbster Fahrlässigkeit" gehandelt, indem er am 30. Mai 2009 sturzbetrunken und unter Drogeneinfluss mit viel zu hoher Geschwindigkeit über die B 431 in Richtung Wedel gerast war. "Es gibt dafür keine Entschuldigung."

Sechs Stunden lang dauerte die Hauptverhandlung. Acht Zeugen und zwei Sachverständige wurden gehört. So ließ sich der tragische Ablauf dieses Unfalls am Pfingstsonnabend gut rekonstruieren. Nach einer langen Disco-Nacht, bei der reichlich Bier und Absinth geflossen sei, setzte sich D. gegen 6 Uhr früh ans Steuer seines BMW 328i, um zu seiner Freundin nach Wedel zu fahren, mit er sich am Abend heftig gestritten hatte. Gerade überholte er noch mit einem waghalsigen Manöver einen Volvo, als er dann in einer langen Linkskurve hinter Holm die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Er geriet ins Schleudern und auf die Gegenfahrbahn. Der aus Wedel kommende Eduard G. (46) hatte keine Chance mehr auszuweichen, wie der Sachverständige Thomas Hilker darstellte. D. war mit Tempo 145 bis 160 km/h wie "im Tiefflug", wie eine Zeugin sagte, herangebraust. Der Motorradfahrer, mit 80 Km/h unterwegs, knallte mit voller Wucht gegen die rechte hintere Achse des BMW, prallte seitlich in die Böschung und war vermutlich sofort tot. Sein Krad schleuderte 60 Meter zurück in Richtung Wedel und war nur noch ein "Trümmerfeld".

D. hatte 1,4 Promille Alkohol und Kokain im Blut und lag kurzfristig bewusstlos in seinem Wagen, der in einer Hecke zum Stehen gekommen war. Ein Taxifahrer, der als erster vor Ort war, weckte ihn und holte ihn total verwirrt aus dem Autowrack. Vom verunglückten Motorradfahrer hatte der zunächst gar nichts bemerkt. D., durch eine Gehirnerschütterung in seinem Verhalten eingeschränkt, wie Gutachter Dr. Matthias Böke feststellte, flüchtete über die Felder und wurde erst später von der Polizei aufgegriffen, als er sich per Handy bei seinem Zwillingsbruder meldete.

Ihm täte "schrecklich leid", was passiert ist, sagte D., der sich an den Unfall nicht mehr erinnern konnte und in psychiatrischer Behandlung war. Er werde "als Mörder beschimpft", habe schlaflose Nächte, würde am liebsten wegziehen. "Was soll ich sagen? Ich kann nicht schlafen!", erwiderte daraufhin die Mutter des Opfers und weinte.