Die Gemeinde Ellerhoop lässt ihre Klage fallen, dadurch gilt der Bauantrag als genehmigt. Statt 80.000 dürften nun 280.000 Tonnen verbrannt werden.

Tornesch/Ellerhoop. Die Genehmigung für den geplanten Ausbau der Müllverbrennungsanlage in Tornesch-Ahrenlohe ist rechtskräftig. Die Gemeinde Ellerhoop hat ihre Klage gegen das Bauprojekt zurückgezogen. Damit könnte die Gesellschaft für Abfallbehandlung (GAB) die Kapazität ihrer Müllöfen von jetzt 80 000 Tonnen im Jahr auf 280 000 Tonnen erweitern. Allerdings werde dieser Ausbau wegen der Überkapazitäten auf dem Müllmarkt zurzeit nicht vollzogen, sagte GAB-Chef Gerd Doose. Mit dem Ausbau müsse aber innerhalb der nächsten zwei Jahre begonnen werden, sonst entfällt die Baugenehmigung.

Vergangenen Donnerstag hätte die Klage Ellerhoops vor dem Oberverwaltungsgericht Schleswig verhandelt werden sollen. Das ganze Dorf wehrte sich gegen den Planfeststellungsbeschluss des Staatlichen Umweltamtes Itzehoe vom Oktober 2008. Doch ihr Berliner Rechtsanwalt riet den Ellerhoopern ab. Es werde "schwierig", vor dem OVG erfolgreich zu sein. Darum zog der Gemeinderat lieber die Klage zurück. Gerichtskosten von bis zu 30 000 Euro wären sonst fällig geworden. Für ein Gutachten hatte Ellerhoop ohnehin 14 000 Euro aufgewendet.

"Wir haben auch so das erreicht, was wir wollten", begründet Gemeinderatsmitglied Karl-Ernst Bürkner diesen Rückzieher, der auch Sprecher der Bürgerinitiative "Aktiver Umweltschutz Ellerhoop" ist. "Unsere Strategie war es, der Öffentlichkeit klarzumachen, dass dies eine nicht mehr zeitgemäße Planung ist." Die Filteranlage entspreche nicht dem neuesten Stand der Technik. Und die Wärmeausnutzung der neuen Müllverbrennungsanlage wäre "praktisch gleich Null". Diese Argumentation sei bei den Bürgern, den Kreistagsabgeordneten und in der Kreisverwaltung angekommen und weitgehend akzeptiert, ist Bürkner nach Gesprächen mit Abgeordneten und Landrat Oliver Stolz überzeugt. "Damit haben wir unser Ziel erreicht." Eine mögliche Niederlage vor Gericht hätte da nur geschadet.

Dass sich der Ausbau ohnehin nicht lohnt, habe die BI von Anfang an betont, sagt Bürkner. "Es gibt so viele Verbrennungsanlage auf dem Markt, dass einige sogar stillstehen." Zudem habe sich der Verbrennungspreis pro Tonne weit unter 100 Euro verringert. Diesen Wert hatte Doose als "Schmerzgrenze" bezeichnet, damit sich der 100 Millionen Euro teure Ausbau langfristig rechne.

Doose bestätigt, dass zurzeit auf dem Spotmarkt für kurzfristige Entsorgungen Müll für 70 Euro die Tonne verbrannt werden kann. Deshalb gebe es auch "keine Entscheidung der GAB-Gremien, die rechtskräftige Baugenehmigung nun auszunutzen". Dies gelte solange, wie sich an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nichts ändere. Unabhängig davon werde die GAB weiter daran arbeiten, den Standort Tornesch mit seinen 200 Mitarbeitern zukunftssicher zu machen, indem der "nachwachsende Rohstoff Abfall" zur Energiegewinnung genutzt und "die Verbrennungsanlage langfristig über den Brennstoff Müll verfüge kann".

Auch die BI Ellerhoop will weiter Anstöße für eine zukunftsfähige und umweltfreundliche Abfallentsorgung geben, kündigt Bürkner an. So sei für Mitte 2011 eine große Ausstellung mit Fachvorträgen geplant, welche ökologischen Verfahren und Technologien von innovativen Firmen und Kommunen heute bereits angewandt werden.