Torneschs Hauptausschuss thematisiert heute Zusammenlegung mit Uetersen, doch die Politiker lehnen die Hektik ab

Tornesch/Uetersen. In einem Jahr soll die Städte-Fusion von Uetersen und Tornsech unter Dach und Fach sein. Torneschs Bürgermeister Roland Krügel legt seinem Hauptausschuss heute Abend einen konkreten Zeitplan vor. Demnach hätte der Kreis Pinneberg mit einer zusammengelegten Kommune "Uetersen-Tornesch", die dann rund 31 000 Einwohner hätte, eine neue viertgrößte Stadt. Doch selbst Befürworter der Fusion in beiden Städten halten diesen Zeitplan für zu sportlich. Nicht einmal im Tornescher Hauptausschuss wird es wohl dafür heute Abend eine Mehrheit geben.

Für den Tornescher Verwaltungschef spricht längst alles für eine solche Fusion, die er bereits in den 90er-Jahren mit seinem damaligen Uetersener Amtskollegen Karl Gustav Tewes vollziehen wollte. Beide Kommunen seien jede für sich finanziell nicht überlebensfähig, ist Krügel überzeugt. Mit der Fusion könnten sie etwa eine Million Euro einsparen beziehungsweise an Mehreinnahmen erhalten. Als größere Stadt würde das neue Gebilde teilweise die Funktion eines Mittelzentrums erfüllen und so etwa 300 000 Euro zusätzlich vom Land bekommen. Jeweils etwa die gleiche Summe würden eine erhöhte Konzessionsabgabe und der Verzicht auf ein Bürgermeisteramt mit Büroleitung und zwei Amtsleiterstellen einbringen, die ebenfalls wegfielen. Weitere 100 000 Euro könnte sich die fusionierte Kommune sparen, weil nur noch eine Ratsversammlung notwendig wäre, heißt es in der Vorlage.

Die bevorstehende Bürgermeisterwahl Ende 2011 in Tornesch ist es, die für Krügel den Zeitplan vorgibt. Tornesch würde sich die Ausschreibung dieser Stelle sparen. Krügel, dessen Amtszeit nach 26 Jahren Ende Juni 2012 ausläuft, und seine Uetersener Amtskollegin Andrea Hansen, die bis April 2015 gewählt ist, würden zeitgleich zum Jahresende 2011 ihre Ämter niederlegen. Auch die beiden Stadtvertretungen müssten sich auflösen, so die Vorstellung Krügels. Eine gesonderte Gemeindewahl nur für Uetersen-Tornesch würde 2012 ein Jahr vor der reguläre Kommunalwahl ein neues politisches Gremium schaffen und die Bürgermeisterwahl für die neue Stadt ausschreiben, über deren Namen ein Ideenwettbewerb entscheiden soll.

Die Meinungen in der Politik über diese neuerliche, diesmal sehr konkrete Initiative Krügels gehen allerdings weit auseinander. Während die CDU und FDP in Tornesch die Fusion und auch den Zeitplan sehr begrüßen, lehnen SPD und Grüne ihn dort ab. Torneschs CDU-Fraktionschef Christopher Radon sagt: "Der Zeitplan ist in Ordnung, wenn wir es wirklich wollen." Der Zeitpunkt sei wegen der Bürgermeisterwahl "ideal". Auch FDP-Fraktionschefin Ursula Eßler ist von diesem Vorschlag sehr angetan. "Es macht Sinn, dass es endlich losgeht. Sonst haben wir in 20 Jahren immer noch keine Fusion."

Verena Fischer-Neumann (SPD) ist da ganz anderer Ansicht. "Wir müssen den Bürger auf diesem Weg mitnehmen. Das ist in einem Jahr nicht zu schaffen." Wichtiger sei, die begonnene Zusammenarbeit beider Kommunen bei der VHS, Arge, Sozialamt und Gemeinschaftsschule zu forcieren. Zudem drohten Tornescher Probleme wie die Sportplatzverlegung oder der Ausbau der Feuerwachen aufgrund dieser Fusionspläne hinten runter zu fallen. Auch für Christiane Clauß (Grüne) ist dieser Zeitplan schlicht "nicht machbar". Letztlich müsse ein Bürgerentscheid in beiden Städten darüber befinden.

Aber auch in Uetersen wird Krügels Zeitplan skeptisch gesehen. CDU-Fraktionschef Kai Feuerschütz sagt kühl: "Wir werden das Thema Fusion nicht an der Tornescher Bürgermeisterwahl festmachen." Ingo Struve (SPD) mutmaßt, dahinter könnten andere Gründe stecken. Womöglich gehe es "Tornesch nicht so gut, wie immer behauptet wird". Selbst der erklärte Fusionsbefürworter Hans-Dieter Witt, der beide Orte am liebsten schon in den 90er-Jahren verschmolzen gesehen hätte, wundert sich: "Ich weiß nicht, warum Krügel diese Hektik an den Tag legt."

Krügels Uetersener Amtskollegin Andrea Hansen will bei diesem Spiel nicht mitmachen. An einen vorzeitigen Rücktritt zu Gunsten einer Fusion sei nicht zu denken. "Ich bin für sechs Jahre gewählt und will das auch erfüllen." Vor einer Fusion gebe es noch allerlei Hausaufgaben zu erledigen. Dass sich hier "arm und arm zusammentun sollen", sei für sie kein triftiges Argument.