Elf Wohnblocks, die direkt vor der Appener Marseille-Kaserne stehen, kommen unter den Hammer

Appen. Es sind elf Wohnblocks mit insgesamt 84 Wohnungen. Sie stehen an der Hauptstraße in Appen, sind zusammen etwa vier Millionen Euro wert und bis auf wenige Ausnahmen vermietet. Dennoch will sie niemand haben. Seit acht Jahren steht der Gesamtkomplex unter Zwangsverwaltung. Jetzt scheiterte auch ein erster Zwangsversteigerungstermin.

Die in rot geklinkerten Mehrfamilienhäuser befinden sich unmittelbar vor der Marseille-Kaserne zwischen Appen und Moorrege. Sechs Blocks mit den Hausnummern 151 bis 161 wurden 1958 erbaut, Ende der 90er-Jahre erfolgte eine Teilrenovierung sowie ein Ausbau der Dachgeschosse. Für diese Häuser ist ein Verkehrswert von 1,47 Millionen Euro ermittelt worden.

Sie kamen in dieser Woche vor dem Amtsgericht Pinneberg unter den Hammer. Um den Zuschlag zu erhalten, hätte ein Bewerber mindestens sieben Zehntel des Verkehrswertes, also 1,029 Millionen Euro, bieten müssen. Das einzige Gebot lag deutlich darunter, sodass die kreditgebende Bank ihren Zuschlag verweigerte. Jetzt wird ein neuer Versteigerungstermin anberaumt, in dem dann die Obergrenze wegfällt.

Fünf weitere Mehrfamilienhäuser mit den Nummern 143 bis 151 a stehen am Montag, 29. November, in einem separaten Termin zur Versteigerung. Sie sind in den Jahren 1997 und 1998 errichtet worden und daher in einem deutlich besseren baulichen Zustand. Ihr Wert wird mit 2,56 Millionen Euro beziffert. Ein Zuschlag bei der Zwangsversteigerung könnte bei einem Gebot von mindestens 1,792 Millionen Euro erfolgen.

Die elf Wohnblocks stammen nach Informationen unserer Zeitung aus dem ehemaligen Imperium eines Hamburger Immobilienhändlers, der vor acht Jahren in finanzielle Schieflage geriet. Seitdem hat eine Hamburger Rechtsanwaltskanzlei, die als Insolvenzverwalter eingesetzt ist, das Sagen über die 84 Wohneinheiten. Dort wurde auch trotz der Zwangsverwaltung in den Bestand investiert. Der Zwangsverwalter arbeitet im Auftrag der Gläubiger-Bank. Das war einst die ehemalige Kreissparkasse Pinneberg, die jetzt unter Sparkasse Südholstein firmiert. Sie hat die Kredite jedoch 2007 im Rahmen des umstrittenen Lone-Star-Geschäfts verkauft, als sich die regionale Bank von 67 Darlehen, deren Rückzahlung gefährdet war, trennte. Seitdem hat die US-Beteiligungsgesellschaft mit dem Namen Lone Star den Hut auf, was diesen Kredit angeht.

Der Insolvenzverwalter hat in den vergangenen Jahren viele Wohnanlagen des ehemaligen Eigentümers verkaufen können. Das Objekt in Appen blieb jedoch ein Ladenhüter. Das hat einen Grund: Einer der anderen Gläubiger ist die Bundesrepublik Deutschland. Sie hat den Bau der Wohnanlagen in Appen finanziell gefördert und hat ein Erstbelegungsrecht, wenn dort Wohnungen frei werden. Das dient dazu, Soldaten und ihre Familien in Kasernennähe unterbringen zu können. Erst wenn dieses Erstbelegungsrecht nicht genutzt wird, kann der Wohnraum am freien Markt angeboten werden.

Die Bundesagentur für Immobilienaufgaben hat als Gläubiger beim Verkauf ein Wort mitzureden und verfügt, dass lediglich eine inländische natürliche Person die Wohnblocks erwerben darf. Bisher hatten sich jedoch lediglich Investmentfonds oder ausländische Kapitalgeber für das Objekt interessiert.