Bund legt Verkehrswertgutachten vor. Lenkungsgruppe des Pinneberger Rates berät über weiteres Vorgehen

Pinneberg. Die Debatte über die künftige Nutzung der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne kann neu beginnen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben würde das Gelände für 3,55 Millionen Euro verkaufen. Das entspricht einem Kaufpreis von zehn Euro pro Quadratmeter. Allerdings bleibt dieser Preis nur fest, wenn die Stadt Pinneberg, wie offiziell beabsichtigt, auf großen Wohnungsbau verzichtet. Das aktuellste Konzept sieht vor, etwa ein Drittel der Fläche für den Bereich Bildung zu nutzen sowie ein Sondergebiet für Freizeit/Wellness und ein Gebiet für innovatives Gewerbe einzurichten. "Wir stellen uns vor, dass sich entsprechend der Schwerpunkte einer Fachhochschule Unternehmen ansiedeln", erklärt Gerhard Thomssen, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses.

Sollte sich die Stadt Pinneberg doch im Laufe der Planung für mehr Wohnungsbau entscheiden, wird die Bundesanstalt der jeweiligen Nachnutzung gemäß weitere Zahlungen einfordern.

Gerade das wollte besonders die CDU vermeiden. Die Christdemokraten hatten mit dafür gesorgt, die Bauleitplanung zu stoppen, um so einen möglichst günstigen Kaufpreis zu erzielen. Im Gutachten heißt es über die Nachnutzungsklauseln: "Sie sind nicht beliebt - weil konfliktträchtig -, werden aber praktiziert." Die Gutachter kritisieren die Vorgaben der Stadt Pinneberg: "Zwangsläufig wird die Verkehrswertermittlung umso schwammiger, je unsicherer die künftige Nutzung ist." Am besten sei, den Verkehrswert erst auf Grundlage eines Bebauungsplans festzustellen.

Bürgermeisterin Kristin Alheit hielt sich gestern mit einem Kommentar bewusst zurück. "Ich hoffe, dass das Gutachten von der Politik als Chance gesehen wird."

Offizielle Stellungnahmen aus den Fraktionen gibt es noch nicht. Erst gestern gab die Verwaltung das am 26. Oktober unterschriebene Gutachten über den Sitzungsinformationsdienst auf ihrer Internetseite frei. "Das müssen wir erst einmal lesen", sagte Gerhard Thomssen, Vorsitzender der Arbeitsgruppe, die dem Stadtentwicklungsausschuss und der Ratsversammlung zuarbeitet. Vermutlich am 9. November wird sich die mit je zwei Vertretern aller Fraktionen besetzte Lenkungsgruppe mit dem Thema beschäftigen.

Damit geht die Debatte über die Nutzung ins neunte Jahr. Im Juni 2002, also etwa ein Jahr vor der Schließung des Bundeswehrstandortes, hatte sich die Ratsversammlung erstmals umfangreich mit dem Thema befasst. Die Politiker beschlossen, einen Bebauungsplan zu erarbeiten. Bereits damals wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die anhand eines Architektenentwurfs ein Konzept entwickelte.

Die Vorschläge mündeten im Juni 2006 in den Rahmenplan "Gartenstadt Eggerstedt". Bis zu 600 Wohneinheiten wären so möglich gewesen. Die "gebietsprägende Baustruktur" sollte teilweise erhalten bleiben. Kleinteiliges Gewerbe und Sportflächen waren ebenfalls vorgesehen. Daran schloss sich eine Debatte über mögliche Folgekosten für die Stadt beispielsweise durch Schul- und Kindergartenbauten an. Gleichzeitig entwickelten der VfL und das Berufsfortbildungswerk Konzepte für ein Sportzentrum beziehungsweise einen Bildungsstandort.

2007 schrieb die Bundesanstalt das Gelände zum Verkauf aus. Die Landesentwicklungsgesellschaft bot am höchsten, zog sich aber nach politischen Protesten und dem Widerstand einer Bürger-Initiative zurück. Wieder ein Jahr später schraubte die Ratsversammlung die Zahl der Wohnungen auf 350 zurück und hob ein halbes Jahr später die Pläne komplett auf. Stattdessen sollte die Bundesanstalt das Wertgutachten erarbeiten.

Die Gutachter schätzen die Abbruchkosten auf 3,4 Millionen Euro

Von einem Erhalt der heutigen Gebäude gehen die Eigentümer des Bundes heute nicht mehr aus. Stattdessen haben sie im Wertgutachten 3,4 Millionen Euro für Abbruchkosten angesetzt. Die Erschließung wird mit 14 Millionen Euro angesetzt. Hinzukommen noch Infrastrukturkosten für den Ausbau von Straßen in der Umgebung in Höhe von 2,8 Millionen. Das macht summa summarum eine Ausgabe von gut 20 Millionen Euro, um das Gelände baureif aufzubereiten. Als Zeitraum dafür setzen die Gutachter zehn Jahre an. Frühestens 2020 könnte mit dem Neubau begonnen werden.