Glockenstuhl der Rellinger Kirche ist marode und muss mit Stahlträgern verstärkt werden

Rellingen. Seit Mai schweigen die Glocken an Rellingens berühmter Barockkirche. Das Geläut aus dem Turm des mehr als 250 Jahre alten Gotteshauses ist verstummt, weil zwei tragende Balken des Glockenstuhls vom Pilzfraß befallen waren. Die Schwingungen beim Läuten hätten die Konstruktion zum Einsturz bringen können. Hochzeiten, Gottesdienste, Trauerfeiern und andere kirchliche Amtshandlungen müssen seit einem halben Jahr ohne Glockenklang vollzogen werden. Doch nun ist ein Ende der Zwangspause in Sicht.

Zum Weihnachtsfest sollen die Glocken wieder läuten

Rechtzeitig zum Weihnachtsfest soll die Reparatur der maroden Balken abgeschlossen sein. Dann können die festlichen Gottesdienste an Heiligabend und den weiteren Feiertagen wie bisher vom vertrauten Klingen der beiden Kirchenglocken begleitet werden.

Rellingens Kirche ist nicht nur eine der bedeutendsten denkmalgeschützten christlichen Kulturstätten Norddeutschlands. Vor allem zu Heiligabend kommen Tausende Besucher oft von weit her, um an einem der Gottesdienste teilzunehmen.

Die Wiederkehr des nicht nur von zahlreichen Kirchgängern schmerzlich vermissten Klanges soll allerdings schon vor dem Weihnachtsfest im wahrsten Sinne des Wortes feierlich eingeläutet werden, kündigt Pastorin und Kirchenvorstandsvorsitzende Martje Kruse an. Am Sonnabend vor dem vierten Advent, 18. Dezember, werden vor dem Beginn eines Benefizkonzerts die Glocken besonders lange geläutet.

Dass trotz dieser fulminanten Generalprobe der Glockenstuhl nicht einstürzen wird, versichert Architekt Kurt Gelhaar, der schon seit Jahrzehnten sämtliche Restaurierungsarbeiten am Rellinger Gotteshaus betreut. Nachdem es monatelang statische Berechnungen und Abwägungen gegeben hatte, fiel schließlich die Entscheidung, die vom Schwamm befallenen Eichenbalken aus dem 19. Jahrhundert nicht komplett auszutauschen. Stattdessen stoppten die Sanierunkspezialisten Thomas und Christian Koch den Pilzbefall per Gesundschnitt. Die Brüder sind auf solche Eingriffe als Mitarbeiter der Firma Kurt Joseph spezialisiert. Die maroden Stücke der beiden jeweils sieben Meter langen verzahnten Balken wurden fein säuberlich herausgesägt. An ihrer Stelle werden Stahlträger eingesetzt, verschraubt und vermauert. "Das hält bis in alle Ewigkeit", sagt Kurt Gelhaar.

An den heraus getrennten Stücken lässt sich erkennen, wie weit der Pilzbefall schon das Eichenholz zerfressen hat. Die vom Schwamm befallenen Teile lassen sich mit den Fingern zerbröseln. Zum Pilzbefall kam es, weil sich Feuchtigkeit gebildet hatte. Um an die Balken heranzukommen musste sogar das Uhrwerk der Kirchturmsuhr ausgebaut werden. Seitdem zeigen die Zifferblätter nur noch zwölf Uhr mittags an.

Etwa 30 000 bis 35 000 Euro wird die Sanierung des Glockenstuhls kosten. Martje Kruse ist erleichtert und dankbar, dass der Pinneberger Rotary Club unter Leitung von Präsident Hermann Pfestorf die Glockenstuhl-Sanierung als Spendenprojekt übernommen hat. Wegen der besonderen Bedeutung der Kirche und der geschichtlichen Wurzeln sind auch dänische Rotarier in das Projekt eingebunden. Schließlich war Rellingen unter dänischer Herrschaft, als die Kirche entstand.

Als nächstes werden die Gauben des Kirchdaches saniert

Weitere Spenden für künftige Sanierungsvorhaben sind allerdings immer willkommen. Schon deshalb, weil als nächstes die Gauben im Dach des achteckigen Kirchenbaus saniert werden müssen. Die Fensterrahmen und Dachverkleidungen weisen altersbedingte Beschädigungen auf und sind stellenweise undicht. Erst drei von 24 Gauben sind probeweise repariert worden. Die weitere Sanierung dürfte sich über mehrere Jahre hinziehen.