Das kollektive Landwirtschaftsprojekt “Erntezeit“ auf dem Schäferhof ist ein voller Erfolg

Appen/Schenefeld. Erntedankfest war schon am 3. Oktober. Doch im größten privaten Gemüsegarten des Kreises Pinnebergs werden auch in diesen Tagen noch fleißig die Früchte des Feldes eingefahren. Die einen halben Hektar große Landwirtschaftsfläche auf dem Schäferhof in Appen weist stellenweise schon jahreszeitlich bedingte Lücken und ins Kraut schießenden Wildwuchs auf. Doch der Saisonabschied soll erst am 1. November begangen werden.

Dann hat Jule Vickery, die mit ihrem Mann Henry und einer gehörigen Portion Enthusiasmus die inzwischen auf den Namen "Erntezeit" getaufte Initiative ins Leben rief, allen Grund, stolz Bilanz zu ziehen. Die Schenefelderin freut sich über die große Resonanz: Die 80 Parzellen sind nahezu komplett verpachtet. Auf den 25 mal zwei Meter großen Pflanzflächen gedeihen 25 Sorten von Feldfrüchten aller Art, dazu noch Sonnenblumen und andere schmückende Gewächse.

Die Pachtkosten sind nach der Ernte mehrfach wettgemacht

Die Freizeit-Gemüsebauern haben seit der Aussaat im Frühjahr reichlich geerntet. Damit wurden die Pachtkosten von 150 Euro pro Parzelle mit Erträgen aus Naturalien wie Rotkohl, Wirsing, Rote Bete, Wurzeln, Pastinake, Kartoffeln und diversen Kräutern mehrfach wettgemacht. Beim Anlegen des Feldes halfen die Partner vom Schäferhof und der Lebenshilfe-Kreisvereinigung, Rainer Adomat und Peter Schaumann. Für sie war die Erntezeit-Initiative eine ideale Ergänzung ihrer Arbeit mit nicht sesshaften und behinderten Menschen.

Unterstützung bekam das kollektive Landwirtschaftsprojekt aber auch von Oldtimer-Treckerfreunden, die zum Pflügen ihr Gerät zur Verfügung stellten, sowie von einer Waldpädagogin und Pfadfindern: Die liehen den Erntezeitlern für gesellige Abende am Lagerfeuer und Übernachtungen im Freien ihre Zelte. Solche Extras förderten auch die guten Kontakte zwischen Familien mit Kindern, Paaren, Singles und älteren Menschen. Beim Jäten und Ernten fanden sich Menschen aller sozialen Schichten ein. "Das geht vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Porsche-Fahrer", umriss Jule Vickery einmal den Personenkreis.

Die Ernte auf dem Schäferhof wird in Mälzers TV-Sendung eingebaut

Nachdem die Pinneberger Zeitung über die Erntezeitler berichtet hatte, stieß das Projekt schnell auf überregionale Resonanz in den Medien. Inzwischen hat sich auch der aus Pinneberg stammende TV-Koch Tim Mälzer drei Parzellen gepachtet. Die Ernte auf dem Schäferhof wird in eine seiner Kochsendungen eingebaut, um den frischen Weg vom Feld zum Herd zu dokumentieren.

Mit Saisonschluss im November muss zwar das Feld geräumt werden, doch damit ist das Erntezeit-Projekt längst nicht zu Ende. Im Gegenteil: Der Acker, auf dem die erste Saison verbracht wurde, ist insgesamt zwölf Hektar groß. Damit gibt es genügend Platz, um statt 80 auch 160 Pächter unterzubringen. Der Umzug auf einen benachbarten Ackerabschnitt, dient dazu, den Boden der jetzt benutzten Fläche sich regenerieren zu lassen.

Für die zweite Saison, die im März mit dem Anpflügen beginnt und Ende April mit der Aussaat fortgesetzt wird, sind neue Pächter deshalb gern willkommen. Die Pacht wird im kommenden Jahr 160 Euro für die Saison bis November betragen. Fachkenntnisse sind nicht erforderlich, da das Anpflanzen und Aussäen mit professioneller Hilfe begleitet wird. Für weitere Informationen steht Jule Vickery unter der Telefonnummer 040/ 840 524 zur Verfügung. Außerdem kann auch im Internet Kontakt aufgenommen werden.

erntezeit@gmx.net