In den Baumschulen im Kreis Pinneberg haben die Mitarbeiter jetzt alle Hände voll zu tun. Kunden aus Osteuropa sorgen für mehr Aufträge.

Kreis Pinneberg. In den gut 300 Baumschulen im Kreis Pinneberg beginnt jetzt die arbeitsintensivste Phase des Jahres. "Herbstzeit ist Pflanz-, aber auch Versandzeit", sagte Frank Schoppa, Geschäftsführer des Landesverbands im Bund deutscher Baumschulen, zur offiziellen Eröffnung der Saison in der Baumschule Dieck in Heidgraben.

Rainer Dieck, 46, führt den Betrieb in dritter Generation. Auf einer Fläche von 35 Hektar produziert er gemeinsam mit sieben Angestellten und sieben Saisonarbeitern etwa 300 verschiedene Gehölzarten und -sorten. Spezialisiert hat er sich auf einzelstehende Bäume und Formgehölze. Freilandrosen, mit denen der Großvater vor 80 Jahren den landwirtschaftlichen Betrieb aufgenommen hatte, kultiviert Dieck nur noch per Anbauvertrag.

Vom Hof wird bei Dieck ohnehin nicht direkt an den Privatkunden verkauft. Den Handel übernehmen die auf Vermarktung spezialisierten Baumschulen im Kreis Pinneberg. Besonders die Nachfrage aus Osteuropa wächst. Nach der Erweiterung der Europäischen Union hatten die Baumschuler noch große Sorgen vor der vermeintlichen Billigkonkurrenz. Doch die hervorragenden Aufwuchsmöglichkeiten im Kreis Pinneberg, und damit auch die Qualität der Pflanzen, sowie der hohe Grad der Technisierung in den Betrieben machen mögliche Lohnvorteile für die Konkurrenz mehr als wett, berichtet Landesgeschäftsführer Frank Schoppa. Zudem hätten Städte beispielsweise in den aufstrebenden baltischen Staaten erheblichen Nachholbedarf, um ihre Kommunen hübsch zu gestalten. Gleichzeitig gebe es in Russland eine große Gruppe reicher Familien, die ohne Rücksicht auf Kosten ihre Gärten anlegen lassen.

In der Baumschulbranche gilt das Prinzip "wachsen oder weichen"

Davon profitieren auch viele Betriebe im Kreis Pinneberg. Seit Jahren gilt allerdings für die Baumschulen das Prinzip "wachsen oder weichen". Nach den Angaben des Statistischen Landesamtes haben im jüngsten Erfassungszeitraum 2004 bis 2008 neun Prozent der Unternehmen aufgegeben. Doch die Fläche, auf der produziert wird, sank nur um die Hälfte.

Gleichzeitig wächst die Zahl der Baumschulen, die im Container, also in Töpfen produziert. Auch Rainer Dieck, der bislang in Heidgraben fast hundertprozentig auf den Anbau im Freiland setzte, passt sich dem neuen Trend an. Er ist dabei, eine Containerfläche zu bauen. Dieck will damit Platz für Spezialsortimente schaffen, "um ganzjährig liefern zu können, gerade für den osteuropäischen Markt, da dort die Saison zeitversetzt ist".

Während in anderen Ländern der Herbst noch traditionell als Pflanzzeit wahrgenommen wird, sinkt in deutschen Landen das Bewusstsein. Claus Heller, Präsident der schleswig-holsteinischen Landwirtschaftskammer, sagte gestern beim Besuch in Heidgraben: "Das Pflanzen von Bäumen und Pflanzen in den Herbstmonaten war für unsere Vorfahren noch eine große Selbstverständlichkeit. Sie wussten, dass die Böden im Herbst noch warm und damit für das Wurzelwachstum förderlich sind. Die Feuchtigkeit im Boden sichert eine gute Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen und ein sicheres Anwachsen."

Doch viele Verbraucher wollen sehen, was sie denn pflanzen, ob tatsächlich Obst am Baum hängt, wie die Blüte aussieht. Auch ein Baum mit Blättern wirkt schöner als ein entlaubter. Dank der Produktion in Töpfen beziehungsweise Containern werden viele Pflanzen das ganze Jahr über in den Märkten verkauft. Dieser Trend scheint sich umzukehren, sagen Trendforscher. Jetzt würden Bürger wieder mehr Wert auf nachhaltiges Wachstum ihrer Pflanzen legen und deshalb den Herbst als Pflanzzeit wieder stärker wahrnehmen.

Gartenbaumschulen bieten den Verbrauchern fachkundigen Rat

Wer fachkundigen Rat einholen will, bekommt den im Kreis Pinneberg in den Gartenbaumschulen. Sie haben sich auf den Kontakt mit dem privaten Verbraucher spezialisiert. Nicht mehr so viel zu erwarten ist für die Baumschulen von den Kommunen. Denn bei knappen Kassen wird am öffentlichen Grün gespart - "leider", wie Verbandsgeschäftsführer Schoppa bedauert.