Gutachten zum Erdfall von Quickborn bringt keine endgültige Entwarnung. Der Salzstock birgt ein Risiko

Quickborn. Entwarnung sieht anders aus. Das seismologische Gutachten zum Erdfall in der Quickborner Marienhöhe, das jetzt vorliegt, kommt zu dem Schluss, dass es "nicht auszuschließen (ist), dass es zu weiterer Erdfalltätigkeit in diesem Bereich kommen kann". Vier Monate nachdem der Boden auf dem Spielplatz vor den Häusern der Hausnummern 12 und 14 um bis 80 Zentimeter abgesackt ist, will die Stadtverwaltung diesen Bereich nun sanieren. Der Boden werde aufgefüllt, die defekte Schmutzwasserleitung erneuert und der Spielplatz bald wieder freigegeben, teilte Fachbereichsleiterin Birgit Raphael mit. Seit gestern ist die Marienhöhe wieder für den Autoverkehr offen. Lkw-Verkehr bleibt verboten. Heute Abend will die Expertin den Fachausschuss über das Gutachten und die eingeleiteten Maßnahmen informieren. Birgit Raphael sagt: "Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht."

Die Anwohner, die seit Monaten mit der Ungewissheit und den Absperrungen vor ihrer Haustür leben müssen, nehmen es mit gemischten Gefühlen. Gudrun Rittscher bleibt gelassen. "Ich habe ein dickes Fell und fühle mich hier sicher." "Natürlich ist man in Sorge", sagt dagegen Britta Heckmann. "Aber es soll ja nichts mehr passieren." Ihre sechs Jahre alte Tochter Jasmin freut sich bereits darauf, dass sie bald wieder auf dem lange gesperrten Spielplatz toben kann. Nachbarin Hannelore Eich, die hier seit fast 40 Jahren wohnt, sagt: "Man muss Geduld haben und darauf vertrauen, was die Stadtverwaltung sagt." Schließlich werde jeden Monat gemessen, ob sich im Erdreich womöglich noch etwas bewegt.

Vor zwei Wochen soll an dieser Stelle erneut eine zwei Zentimeter tiefe Absackung passiert sein. Diese führt die Stadtverwaltung allerdings auf den starken Regen zurück, der den Erdboden aufweichte, sagt Birgit Raphael.

Aber die Verwaltung versucht mit einigen Vorsichtsmaßnahmen der ungewissen Situation zu begegnen. Neben den Messungen möglicher seismischer Bewegungen in diesem Bereich wird nach der Auffüllung kein Asphalt mehr eingesetzt, betont Birgit Raphael. "Wir werden Pflastersteine verwenden, die uns durch ihre Lage sofort anzeigen, wenn der Boden noch mal nachgeben sollte." Zudem werde es künftig keinem Bauherrn in diesem Bereich mehr erlaubt sein, auf seinem Grund Wasser versickern zu lassen. Es werde einen Anschluss-Zwang an die Oberflächenwasser-Kanalisation geben, kündigt Raphael an. Damit solle verhindert werden, dass abfließendes Wasser den Untergrund unnötig durchspült.

Als Ursache des Erdfalls in der Quickborner Marienhöhe haben die Experten vom Landesamt für ländliche Räume den Salzstock ausgemacht, der sich in etwa 30 Metern Tiefe unter ganz Quickborn bis nach Hamburg-Schnelsen durchzieht. Das sogenannte Hutgestein im Übergang zum Erdreich besteht aus wasserlöslichem Material, was zu Hohlräumen führen kann, wenn dieses weggespült wird, und so nach einiger Zeit Absackungen verursacht. Auf diese Weise, durch einen Erdfall, sei vor 12 000 Jahren der Prophetensee in Quickborn entstanden und vor 4000 Jahren der Mühlenbergsee, weiß Geologe Thomas Liebsch-Dörschner.

Birgit Raphael sagt: "Es gibt Naturereignisse, die passieren. Aber die Bürger brauchen sich nicht zu fürchten. Quickborn liegt nun mal auf einem Salzstock. Eine unmittelbare Gefahr besteht nicht."