Kinder klagen bei der Polizei über rücksichtslose Eltern. Erwachsene missachten Tempobegrenzungen und Halteverbote

Kreis Pinneberg. Rücksichtslose Eltern gefährden in fast allen Kommunen des Kreises Pinneberg Kinder vor Schulen und Kindergärten. Um die Erwachsenen zu bremsen, holten sich die Kleinen in der Gemeinde Appen Unterstützung, und zwar bei der Polizei.

Appen Stationsleiter Matthias Funk freute sich riesig über den Hilferuf seitens der Kinder. Er hatte in den vergangenen Monaten intensiv versucht, erwachsene Autofahrer, die sich nicht an die Regeln halten, ins Gebet zu nehmen. Viele Eltern reagierten empört. Doch der Polizist ließ sich nicht abschrecken. Als die Ansprachen und Appelle nicht fruchteten, schrieb er den Uneinsichtigen kostenpflichtige Anzeigen. Eine Wiederholungstäterin musste sogar ein Bußgeld von mehr als 50 Euro zahlen und kassierte dafür Strafpunkte im Flensburger Verkehrsregister.

Eine besonders gefährliche Ecke ist die Grundschule in Appen

"Das ist ein Desaster", beschreibt Appens Stationsleiter Funk die Situation vor der Grundschule in der Gemeinde. Viele Eltern parken kreuz und quer und sorgen damit für gefährliche Situationen. "Am Abend hatten die Erwachsenen noch beim Elternabend eingefordert, dass die Polizei mehr für die Sicherheit der Kinder tun müsse. Am nächsten Morgen sehe ich die gleichen Eltern, die sich nicht um Regeln kümmern", berichtet Funk. "Ich bin doch nur ganz kurz ausgestiegen", lautet die Standardausrede. "Zum Glück ist noch nicht viel passiert", sagt der Polizist.

Während dem Polizisten die gefährliche Gemengelage vor der Schule bekannt war, berichteten ihm die Kinder aus der Tagesstätte der evangelischen Johannes-Gemeinde über ähnliche Gefahren. "Das geht doch nicht, dass Kinder gefährdet werden", schimpft die Appener Erzieherin Thuried Hahn.

"Ihr müsst auch eure Eltern bitten, nicht falsch zu parken", sagte der Polizist zu den 13 Kindern, die ihn auf seiner kleinen Wache besuchten. "Ich habe das meiner Mami schön öfter gesagt", erzählt ein kleines Mädchen. "Aber sie parkt trotzdem immer wieder auf dem Parkplatz der Erzieherinnen."

Auch Kindergärtnerin Kristina Breuer hat die Eltern schon direkt angesprochen und gebeten, doch auf dem Parkplatz am etwa 150 Meter entfernten Schlecker-Markt zu halten. "Dann kann ich ja gleich zu Fuß gehen", antwortete die Mutter empört. "Eine sehr gute Idee", konterte die Erzieherin.

Die drei bis fünf Jahre alten Appener Kinder hatten kleine Plakate gemalt, um den Polizisten auf ihre Notlage aufmerksam zu machen. Sie wünschen sich auch, dass die Polizei die Autos "blitzt", die zu schnell fahren. "Das ist leider in dem Bereich nicht möglich, da wir dafür längere Strecken benötigen", sagt der Verkehrsexperte.

Aber Funk versprach eines: Damit "Mami" und "Papi" und am besten alle Eltern auch in den Straßen Op'n Bouhlen und Eekhoff, wo der Kindergarten liegt, rücksichtsvoller fahren, wird Matthias Funk mit seinen Kollegen jetzt öfter an dieser Ecke kontrollieren. In der Schule hat er zuerst Briefe an die Eltern geschrieben. Doch wer nicht hören will, muss zahlen. "Das ist bedauerlich, dass häufig nur über den Geldbeutel das Verhalten verändert wird", sagt der Polizist. Über diese und andere Probleme in der Gemeinde wird Matthias Funk heute auch während in der Gemeindevertretung berichten. Die öffentliche Sitzung mit Einwohnerfragestunde beginnt um 19.30 Uhr im Bürgerhaus.

DRK-Kreis-Koordinatorin lobt die Eltern als vorbildlich

Während in Appen Klartext geredet wird, ist beim Deutschen Roten Kreuz im Kreis Pinneberg, einem der größten Träger von Kindertagesstätten, von dem Problem nichts bekannt. "Die meisten Eltern verhalten sich vorbildlich. Wir haben ja in der Regel große Einrichtungen mit ausreichend Parkplätzen", sagt Ingrid Moscharski, die in der Geschäftsstelle des DRK den Betrieb der Kindergärten koordiniert.

Andrea Rump, Leiterin in der Hanna-Lucas-Tagesstätte der Arbeiterwohlfahrt in Wedel, kennt dagegen durchaus die Probleme mit unachtsamen Eltern. Allerdings sind es aus ihrer Sicht vor allen die Eltern der Kinder aus der nahe gelegenen Albert-Schweitzer-Schule, die in der engen Pulverstraße für Gefahr sorgen.