Ehemalige Teilnehmer werfen dem Veranstalter Manipulation des Rellinger Radrennenes vor. Dieser räumt für 2008 und 2009 “Absprachen“ ein.

Rellingen. Der von den vielen Doping-Skandalen der jüngsten Vergangenheit erschütterte Radrennsport sorgt wieder mal für Negativ-Schlagzeilen. Jetzt steht das Radrennspektakel "CityGiro", das am Sonntag zum dritten Mal auf der Rellinger Hauptstraße gestartet wird, im Verdacht manipuliert zu sein. Der NDR berichtete in einem Fernsehbeitrag, dass die Zielankunft der ersten elf Radrennfahrer voriges Jahr abgesprochen gewesen sei. Zwei Teilnehmer, die anonym bleiben wollten, bestätigten dies vor laufender Kamera. "Nicht zu schnell fahren, und die letzten zehn bis 15 Runden fährt eine Gruppe weg mit allen Top-Leuten", lautete die Order. "Das war kein richtiges Rennen. Und die Zuschauer sind die Betrogenen, weil sie nur eine abgesprochene Show sehen."

Bernd Dankowski von "You Man Race", jener Organisation, die dieses Rennspektakel mit 41 Profi-Fahrern - darunter angeblich die "Champions League der Radfahrer" - veranstaltet, dementiert: "Das Rennen ist nicht abgesprochen." Mehr möchte er aber dazu nicht sagen und verweist auf die Homepage ( www.citygiro.de ) und den Geschäftsführer Matthias Hoffmann. Ruft man bei der dort angegebenen Telefonnummer an, ist zu erfahren: "Herr Hoffmann liegt im Krankenhaus. Er wurde operiert." Dankowski stellt richtig: "Hoffmann ist Arzt und praktiziert in einem Krankenhaus an der Nordsee." Tatsächlich ist er Kardiologe im Klinikum Nordfriesland in Husum. Aber auch dort war der offenbar viel beschäftigte Mann gestern nicht zu erreichen. Thorsten Schlesselmann, Sohn des Rellinger Interims-Bürgermeisters, der sich seit einer Woche um die Vermarktung des Radrennens kümmert, bekennt: "Das läuft alles drunter und drüber." Er könne sich aber "überhaupt nicht vorstellen", dass der Rennausgang in Rellingen manipuliert sei.

Aber genau das behaupten ehemalige Teilnehmer aus dem Vorjahr. Und auch der Veranstalter Matthias Hoffmann räumt in einer schriftlichen Erklärung ein, dass es sogar in "den beiden vorherigen Rennen in 2008 und 2009" klare Absprachen gegeben habe. Die ein Kilometer lange Rennstrecke war neu, der Kurs eng und zum Teil mit Kopfsteinpflaster belegt. Zudem hätte es "stark geregnet, sodass die Straße nass und durch die Kopfsteinpflasterpassage besonders gefährlich war", führt Hoffmann aus. "Zum Schutze aller Fahrer, aber insbesondere der weniger erfahrenen Fahrer, haben wir als Veranstalter aus diesen Gründen im Rahmen der üblichen Rennbesprechung die Fahrer angehalten, das Rennen nicht zu schnell anzugehen, um unnötige Risiken zu vermeiden. Auch wollten wir einem sturzträchtigen Massensprint vorbeugen, indem wir eine entsprechende Vorgabe gemacht haben."

Dieses "verantwortungsvolle Vorgehen" sei bei zwei Fahrern auf Unverständnis gestoßen, heißt es weiter in Hoffmanns schriftlicher Erklärung. Am kommenden Sonntag aber werde es "keine Besprechung des Rennens" geben, da sich die Rellinger Strecke "als relativ sicher gezeigt hat". Ein Widerspruch zu seinen vorherigen Bemerkungen zum hohen Risiko auf dem regennassen Kopfsteinpflaster, der nicht aufgelöst wird. Thorsten Schlesselmann rechnet trotz oder auch gerade wegen dieser Diskussion um ein manipuliertes Radrennen mit 10 000 Besuchern entlang der Rundstrecke.