Kindertagesstätten im Kreis Pinneberg verzeichnen einen dramatischen Personalmangel

Kreis Pinneberg. Die Verantwortlichen für die Kindertagesstätten im Kreis Pinneberg schlagen Alarm. Es fehlt an Fachkräften für die Betreuung.

Erzieherinnen, Einrichtungsleiter, sozialpädagogische Assistenten - allein der Kirchenkreis Hamburg-West/Süd-Holstein hat sieben Stellen ausgeschrieben. Insgesamt 1900 Plätze hält er in seinen 29 Einrichtungen vor. 427 Mitarbeiter kümmern sich um die Kleinen. Karin Müller, Leiterin des Bereiches Kindertagesstätten im Kirchenkreis verzeichnet eine stärker werdende Nachfrage nach Plätzen, so dass eigentlich mehr Personal benötigt wird.

Ähnlich sieht die Lage beim DRK-Kreisverband aus, der 14 Kindertagesstätten betreibt und zwei weitere baut. Rund 200 Vollzeitkräfte betreuen 1250 Kinder. Unter anderem für die Kindertagesstätte in Rellingen werden zwei zusätzliche Mitarbeiterinnen gesucht. Ingrid Moscharski, Kita-Abteilungsleiterin beim DRK-Kreisverband sagte: "Allein im Krippenbereich könnten wir bei drei Einrichtungen anbauen."

Die steigende Tendenz, schon Kinder zwischen null und drei Jahren betreuen zu lassen, verschärft die Personalknappheit. Andrea Rump, Leiterin der Wedeler Awo-Kindertagesstätte "Hanna Lucas", wünscht sich ebenfalls Unterstützung. Sie sagt: "Überall werden Erzieherinnen händeringend gesucht. Aber für Krippenplätze gilt noch einmal ein besonderer Personalschlüssel, der mehr Kräfte erfordert." Zu jeder Zeit müssen bei den Kleinsten zwei Mitarbeiterinnen für zehn Kinder zur Verfügung stehen. Bei langen Öffnungszeiten von 7 bis 17 Uhr sind täglich mehrere Betreuerinnen für eine Gruppe erforderlich.

Ab 2013 gibt es in Deutschland einen Rechtsanspruch auf Krippenbetreuung

Und die Messlatten für die Kommunen werden noch höher gelegt. Es gibt einen Rechtsanspruch auf Kindergartenplätze und 2013 sollen für 35 Prozent aller suchenden Eltern Krippenplätze angeboten werden können.

Während auf der einen Seite die Nachfrage nach Betreuungskräften steigt, ist andererseits das Personalangebot mager. Andrea Rump: "Früher erhielt ich manchmal auf eine freie Stelle 200 Bewerbungen, heutzutage sind es gerade einmal fünf, sechs." Und davon ist nach ihren Erfahrungen die Hälfte der Bewerberinnen auch nicht so qualifiziert wie gewünscht, sodass es selbst bei Arbeitskräftemangel nicht unbedingt zu einer Einstellung kommt.

Gerold Melson, Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Elmshorn, bestätigt die kritische Situation. Im Moment seien bei der Agentur 17 Arbeitgeber aus dem Kreis Pinneberg gemeldet, die Erzieherinnen einstellen möchten. Obwohl auch 23 Personen aus dem Bereich als arbeitssuchend gemeldet sind, heißt das noch lange nicht, dass man die beiden Seiten einfach zueinander bringen muss, um das Problem zu lösen Denn selbst, wenn man sich die Mitarbeiterinnen sehr flexibel wünscht und sie das auch sein wollen, scheitert das oft am Geld. Mit einem Einstiegsgehalt von knapp über 2000 Euro brutto sind keine großen Sprünge zu machen, um ein Auto zu finanzieren oder eine Wohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes zu finden. Alle Einrichtungsleiterinnen wünschten sich eines: Verstärkte Anstrengungen in der Ausbildung.