Vasilij Alexejewskij absolviert in Wedel eine anspruchsvolle Ausbildung

Wedel. Es gibt Berufe, die bei jungen Leuten besonders hoch im Kurs stehen, Auto-Mechatroniker gehören dazu oder Kaufleute, die gern in technischen Fachgeschäften arbeiten wollen. Und es gibt andererseits Ausbildungen, die (noch) eher selten absolviert werden und deren Lehrlinge fast als Exoten gelten. Vasilij Alexejewskij (24) aus Wedel ist so ein ganz besonderer Lehrling: Er ist einer von zwei Auszubildenden zur "Bestattungsfachkraft" im Kreisgebiet.

Das Verhältnis zum Tod und Toten in der modernen Gesellschaft ist gespalten - hier einerseits die virtuelle Welt mit Kino und Videospielen, die Brutalitäten und das Sterben immer offensiver präsentieren - andererseits die Realität, in der die Tatsache Tod oft verdrängt wird und zu der viele besser auf Distanz gehen. In diesem Spannungsfeld lernt Vasilij Alexejewskij und arbeitet gern.

"Nachdem ich im Jahr 2001 aus Kasachstan gekommen bin, habe ich nach Schule und Wirtschaftsakademie in Elmshorn auch erst einmal eine Kfz-Mechatroniker-Lehre gemacht", sagte er. Doch was für andere ein Traumjob ist, war für Alexejewskij nicht besonders anspruchsvoll. Dann lernte er zufällig einen Bestatter kennen, dem er zunächst bei Büro- und Organisationsarbeiten half, dann aber auch bei Trauerfällen einsprang und es so mit Verstorbenen zu tun bekam. Und er merkte, dass es Angehörigen von Verstorbenen gut tut, wenn sie sehen, wie sehr man sich um ihre Lieben kümmert. "Den Hinterbliebenen helfen zu können, ist eine schöne Sache."

Zur Profession gehören so viele Inhalte, dass die Ausbildung im Regelfall drei Jahre dauert. Neben seiner Tätigkeit im Wedeler Bestattungsinstitut H.W. Bade und Sohn geht es mehrmals zum Blockunterricht in die Schule nach Bad Kissingen, der Europas einziger Lehrfriedhof in Müllerstadt angegliedert ist. Fachleute geben dort Überblicke über die neuesten Entwicklungen, Techniken und auch Produkte. In Warenkunde wird beispielsweise gelernt, aus welchen Hölzern Särge bestehen und wie sie aufgebaut sind. Die Dekoration einer Kapelle wird geübt, und dabei erfahren die Auszubildenden beispielsweise auch Details wie die Farbsymbolik von Blumen. Außerdem lernt man, wie man mit einem kleinen Bagger ein Grab aushebt und es abstützt. In Versorgungsräumen wird erläutert, wie Verstorbene für die Beerdigung vorbereitet werden, welche unterschiedlichen Riten es gibt, wobei auch auf Zeremonien eingegangen wird, die zum Glück eher selten, doch trotzdem zu oft zu erfüllen sind: die militärische Bestattung. Das ist fast eine Wissenschaft für sich, weil akribisch genau geregelt ist, wie und wo Fahnen zu hängen und wo wer zu stehen hat.

Besonders wichtig: Ein Psychologe unterrichtet die angehenden Bestatter darin, wie mit den Trauernden umzugehen ist. Ist das ein normaler Job oder kommt da nicht manchmal doch ein heikles Gefühl auf? Vasilij Alexejewskij: "Zunächst ist es vielleicht ungewohnt, doch das gibt sich. Auch Ärzte, Krankenschwestern oder das Pflegepersonal in Senioreneinrichtungen haben viel mit dem Tod zu tun - er gehört halt zum Leben dazu."