Bei bauarbeiten auf dem Bahnhof Thesdorf müssen die Fahrgäste unzumutbare Hindernisse überwinden

Pinneberg/Halstenbek. Zuerst die gute Nachricht: Am Pinneberger S-Bahnhof Thesdorf wird - sogar nachts - gearbeitet, um den Bahnsteig umzubauen und endlich mit einem Lift zu versehen. Die schlechte Nachricht: Während der Bauarbeiten müssen die Fahrgäste umständliche Umwege über ein provisorisches Holztreppensystem in Kauf nehmen. Besonders ärgerlich: Die Bahn versäumte es, weiträumig Hinweisschilder anzubringen.

Die Folge davon: Die Bahnbenutzer stellen erst am bereits halb abgebrochenen Zugang fest, dass es dort nicht mehr weiter geht.

Für ältere und behinderte Menschen sind die Wege kaum zu bewältigen

Dann beginnt ein Umweg über drei Treppen mit insgesamt 136 Stufen, um zum Bahnsteig zu gelangen. Zum Vergleich: Die alte Treppe hatte 36 Stufen. Das Problem: Die Station ist liegt unterhalb der vierspurigen Straßenbrücke im Verlauf des Thesdorfer Wegs. Der Zu- und Abgang erfolgt jetzt provisorisch über die dem Bahnsteig abgewandte Seite der Brücke. Um dorthin zu kommen, geht es viermal treppab und treppauf über Holzstufen, die bei Regen auch noch glitschig sind. Für ältere und gehbehinderte Menschen ist das eine Zumutung. Die langen Wege sind für sie kaum zu bewältigen.

Eine Abkürzung über die vier Fahrspuren des Thesdorfer Wegs ist nicht möglich, weil dort ein Ampelübergang fehlt. Stattdessen wurden schon vor vielen Jahren die Fahrbahnen mit Mittelleitplanken wie auf der Autobahn getrennt. Zusätzlich sollen Sperrgitter die Fußgänger darin hindern, die viel befahrene Piste unter Lebensgefahr zu überqueren.

Gegenwärtig sind die zwangsumgeleiteten Fahrgäste der S-Bahn allerdings so genervt, dass sie verbotswidrig über die Barrieren klettern, um bei der S-Bahn zum Zuge kommen.

Viel gewonnen wäre schon, wenn die Umwegplaner der Bahn schon an den Einmündungen Thesdorfer Weg/Vogt-Ramcke-Straße und Thesdorfer Weg/Bogenstraße Hinweise auf die neuen Bahnsteigzugänge angebracht hätten. An den Kreuzungen gibt es nämlich mit Verkehrsampeln gesicherte Fußgängerüberwege. Auf diese Weise würde die Situation etwas entspannt werden. Denn die Fahrgäste könnten rechtzeitig und sicher auf die richtige Seite der vierspurigen Straße gelangen.

Betroffen von den Umwegen sind aber auch Passagiere, die mit dem Bus anreisen. Ihnen wird - ebenfalls per Schild signalisiert - die lange Ausweichstrecke zugemutet.

Die Bahn verspricht nach Hinweisen auf Mängel Abhilfe

Die Benutzer der Park-and-ride-Plätze beiderseits des Thesdorfer Weg sind unterschiedlich stark betroffen. Vom großen Parkplatz nördlich des Thesdorfer Wegs aus ist der Zugang über zwei Treppen vergleichsweise kurz. Wer allerdings den kleinen Parkplatz südlich der Straße benutzt, darf noch eine Treppe mehr bewältigen und kommt somit auf 166 Stufen.

Immerhin ist jetzt Abhilfe in Sicht. Wenige Stunden nachdem Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis von der Pinneberger Zeitung über die prekäre Situation informiert worden war, meldete er gestern Vollzug.

"Voraussichtlich schon am Mittwoch werden zusätzliche Wegweiser an den Kreuzungen des Thesdorfer Wegs angebracht", sagte Meyer-Lovis. Nach "Hinweisen" auf die Mängel habe die Bahn reagiert. Die Informationstafeln hätten jedoch erst gedruckt und laminiert werden müssen.

Bis zum 30. Oktober wird es an der Station Thesdorf zu nächtlichen Lärmbelästigungen wegen der Bauarbeiten kommen.

Bis zum 30. November bleiben die provisorischen Zugänge in Betrieb. Bahnsprecher Meyer-Lovis hofft, dass bis Ende des Jahres an den Stationen Thesdorf und Halstenbek beide Aufzüge eingesetzt werden können.

Am Bahnhof Halstenbek sollen die Bauarbeiten in der kommenden Woche nach monatelanger Unterbrechung fortgesetzt werden. Die Modernisierung kostet insgesamt zwei Millionen Euro.