Bauaufsichtsbehörde des Kreises verlangt den Abriss der Pferdeboxen am südlichen Quickborner Stadtrand

Quickborn. Zäune, die als Pferdegatter dienen, eine fast zwei Hektar große Weide, eine Schaukel und ein paar Holzverschläge, in denen sie sich ihre 18 Shetland-Ponys vor Wind und Wetter schützen können. Dieser idyllischen Pony-Ranch von Martina Kessen, mitten in der Landschaft am südlichen Stadtrand von Quickborn am Seekamp an der Kieler Straße gelegen, droht jetzt das Aus.

Die Bauaufsichtsbehörde des Kreises Pinneberg hat Martina Keßen mit einem Bußgeld von 1374,80 Euro belegt und verlangt den Abriss sämtlicher Bauten. Denn die Pferdeboxen stünden widerrechtlich in diesem Außenbereich, heißt es in dem Bußgeldbescheid von Anfang August, in dem fein säuberlich jeder Unterstand, Vorbau und befestigter Reitplatz - insgesamt elf einzelne Objekte einschließlich eines Erdwalls und eines Kleintierspielplatzes, womit ein Meerschweinchengehege gemeint ist - aufgeführt und mit einem Bußgeld zwischen 57 und 345 Euro belegt sind.

1374,80 Euro Bußgeld für ein paar Holzverschläge verhängt

Pony-Züchterin Martina Keßen versteht die Welt nicht mehr. "Wir sind hier inmitten in der freien Natur und stören niemanden. Es ist so viel Lärm um uns herum: Hinter uns wird gerade die AKN zweispurig ausgebaut, dafür wurden zahlreiche Bäume gefällt. Über uns surren die Hochspannungsleitungen. Zu den Seiten befinden sich die B 4, ein Baumschulbetrieb und der Sportplatz des ElsenseeGymnasiums. Es wäre so traurig, wenn ich meine Ponys verkaufen müsste."

Das würden vor allem die 30 Kinder und Jugendlichen aus Quickborn, Hasloh und Bönningstedt bedauern, die hier fast täglich zum Reiten, Voltigieren, Pferdepflegen, Tierfüttern, Stallausmisten und Ponyausbilden vorbeischauen. "Wir wollen nicht, dass es unsere Pony-Ranch nicht mehr geben soll", sagt die kleine Anna (9) aus Quickborn fast flehentlich. "Es ist immer so schön hier", findet die sieben Jahre alte Sveja. "Ich mache hier Jugendarbeit am lebenden Objekt fern ab von PC und Computerspielen", erklärt Martina Keßen ihr Engagement. "Die Kinder lernen, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen. Am liebsten würden sie - wie in den Sommerferien - jeden Tag hierher kommen." Die 55 Euro im Monat, die jedes Kind fürs Reiten bezahlt, gehen vollständig für Futter, Pacht, Versicherungen und Tierarztkosten drauf, sagt die Pony-Ranch-Besitzerin. "Ich mache das vor allem aus Spaß und Liebe zu den Kindern."

Doch den Kindern und ihrer Pferde-Mutti ist die Landesbauordnung zum Verhängnis geworden. Da, wo sie ihre Pony-Ranch betreibt, ist laut gültigem Flächennutzungsplan ein landwirtschaftlicher Betrieb vorgesehen. Doch der Landwirt hat vor vier Jahren das Areal samt der vorhandenen Stallungen an Martina Keßen verpachtet. "Ein Reitbetrieb ist dort nicht erlaubt", sagt Günter Zuschlag von der Kreisbauaufsichtsbehörde. Genehmigungsfähig wären nur ein landwirtschaftlicher Betrieb, eine Baumschule oder ein Pensionspferde-Betrieb mit Bodenbewirtschaftung. Zudem müsste Martina Keßen nachweisen, dass ihr Betrieb auf Dauer angelegt ist und sie die entsprechende Qualifikation dafür besitzt.

Dass vor nicht allzu langer Zeit zu praktisch jedem landwirtschaftlichen Betrieb eine Pferdehaltung gehörte, spielt da keine Rolle. Auch dass die kleinen Stallungen überwiegend schon da standen, bevor Martina Keßen mit ihrer Ponyzucht begann, interessiert die Pinneberger Behörde nicht. Sie ist strikt nach Gesetz und Ordnung vorgegangen, hat das Gelände nach einer Anzeige im November besichtigt, fotografiert, die Pächterin um Stellungnahme gebeten und dann das Bußgeld verhängt.

Letzte Hoffnung, dass die Stadt den Flächennutzungsplan ändert

Ein letzter Ausweg wäre die nachträgliche Genehmigung der vorhandenen Stallungen, indem die Stadt Quickborn den Flächennutzungsplan in diesem Sinne ändern würde. "Wir haben dazu jetzt alle Unterlagen vorliegen und prüfen das", sagt Quickborns Stadtentwicklungsleiterin Friederieke Walter. "Das liegt ganz frisch auf dem Tisch." Fragen der Verkehrsbelastung, -sicherheit, Natur- und Landschaftsschutzbelange müssten nun dazu geklärt werden. Frühestens im Herbst könnte dann eine politische Entscheidung in der Ratsversammlung fallen. "Wir hoffen, dass wir was machen können", sagt die Quickborner Fachbereichsleiterin.

Pony-Ranch-Betreiberin Keßen hofft nun, dass das Kreisbauamt sich solange geduldet und ihr bis dahin einen Fristaufschub gewährt. "Wir werden bis Ende des Jahres stillhalten", sagt Zuschlag. Das Bußgeld müsse sie aber trotzdem zahlen.