Die ehrenamtliche Bewährungshilfe besteht seit 26 Jahren. Es werden noch Mitstreiter gesucht

Elmshorn. Zwölf Schützlinge hat Brigitta Tschermak, 60, bisher betreut. Alles Jugendliche, die zwischen 16 und 19 Jahre alt, vom rechten Weg abgekommen sind und denen das Gericht einen Bewährungshelfer zur Seite gestellt hat. Diese Funktion übt die 60-jährige Barmstedterin seit 1994 aus - und zwar ehrenamtlich. Möglich wird dies durch ein Projekt des Amtsgerichts Elmshorn, das es bereits seit 26 Jahren gibt und das bis heute landesweit einmalig ist.

Die hauptamtlichen Bewährungshelfer sollten entlastet werden

Die inzwischen pensionierte Jugendrichterin Elke-Maria Lutz war damals auf die Idee gekommen, ehrenamtliche Kräfte als Bewährungshelfer zu engagieren. Anlass war, dass die hauptamtlichen Kollegen bis zu 80 Probanden betreuen mussten und daher nicht jedem gerecht werden konnten. Heute haben die hauptberuflich tätigen Bewährungshelfer im Durchschnitt sogar bis zu 100 Fälle zu bearbeiten.

"Um so wichtiger, dass es ehrenamtliche Bewährungshelfer gibt", sagt Jugendrichter Tim Feicke. Der Nachfolger von Elke-Maria Lutz führt das Projekt weiter und ist dafür eine Kooperation mit dem "Verein für Jugendhilfe Pinneberg" eingegangen. An seiner Spitze steht als Vorsitzender Peter Niedermeier, der als hauptamtlicher Bewährungshelfer tätig ist. Dank der Kooperation fließen in geringem Maße Landesmittel, die etwa für Fortbildungen genutzt werden. Auch wird eine Projektkoordinatorin mit elf Monatsstunden finanziert. Diese Aufgabe hat mit Brigitta Tschermak die dienstälteste ehrenamtliche Bewährungshelferin übernommen.

Die Mitarbeiter stammen aus allen Berufsgruppen

Die Liste der ehrenamtlichen Bewährungshelfer umfasst derzeit zwölf Personen - darunter einen ehemaligen Kapitän, einen Ex-Bankmanager, eine Friseurmeisterin, eine Krankenschwester, einen pensionierten Justizwachtmeister sowie eine Berufsschullehrerin. "Wir können noch einige Mitarbeiter gebrauchen", sagt Brigitta Tschermak. Zurzeit werden elf Schützlinge betreut - neun aus dem Amtsgerichtsbezirk Elmshorn und zwei aus dem Pinneberger Bereich. "Die Bestellung eines ehrenamtlichen Bewährungshelfers ist für die Jugendlichen meistens ein Glücksfall", erläutert Feicke. Diese hätten häufig schon Erfahrungen mit Mitarbeitern des Jugendamtes, mit Betreuern in Wohngruppen sowie mit den Gerichten gemacht. "Die sind meistens pädagogensatt und freuen sich, wenn sie einen Betreuer erhalten, der nicht aus diesem Umfeld stammt."

Die ehrenamtlichen Kräfte erhalten nur Jugendliche sowie leichte Fälle zugewiesen. So sind etwa Sexualstraftäter tabu. Geachtet wird auch darauf, dass drogenabhängige Jugendliche, die professioneller Hilfe bedürfen, einem Hauptamtlichen zugewiesen werden.

Die Betreuung dauert zwischen zwölf Monaten und drei Jahren

Die Zeit, in denen die Probanden unter der Aufsicht eines Bewährungshelfers stehen, beträgt ein bis drei Jahre. "Der Aufwand der Betreuung ist sehr unterschiedlich", berichtet Brigitta Tschermak. Am Anfang stehe sie mit ihren Schützlingen einmal wöchentlich in Kontakt - meist persönlich, manchmal auch am Telefon. "Natürlich ist es wichtig, immer persönlich erreichbar zu sein, wenn es Probleme gibt."

Die Bewährungshelfer begleiten ihre Schützlinge bei Behördengängen - etwa auf Ämter, zur Arbeitsagentur oder zur Ausländerbehörde. Sie sind beim Ausfüllen von Anträgen behilflich, sie helfen bei der Suche nach einem Therapie- oder einem Ausbildungsplatz - sie leisten also so etwas wie elterliche Hilfe. "Wir haben es oftmals mit Jugendlichen zu tun, die von ihren Eltern nicht ausreichend unterstützt werden", berichtet Tim Feicke.

Bei ihrer Arbeit stehen die ehrenamtlichen Bewährungshelfer nicht alleine da. Sie treffen sich regelmäßig am letzten Montag im Monat. Eine Teilnahme an diesem Abend ist Pflicht. Dann werden im Beisein der hauptamtlichen Bewährungshelfer und der Jugendrichter die Fälle besprochen sowie bei Problemen Lösungsstrategien entwickelt. Auch gibt es Fortbildungen zu Themen, die für die Arbeit mit den Probanden wichtig ist - so werden etwa Therapieeinrichtungen besucht oder Gespräche mit Mitarbeitern der Agentur für Arbeit oder der Schuldnerberatung geführt.

Das Wichtigste ist, dass keine neue Straftat verübt wird

Acht Jungen und vier Mädchen hat Brigitta Tschermak, die gezielt eine ehrenamtliche Aufgabe im sozialen Bereich gesucht hatte, bisher zur Seite gestanden. "Als ich den ersten Fall abgeschlossen habe, habe ich geglaubt, nichts erreicht zu haben. Mein Schützling hatte keinen Job, keine Wohnung, stand vor dem Nichts", erinnert sich die Barmstedterin. Und doch: Er hatte die Bewährungszeit überstanden, ohne straffällig zu werden. "Das ist das Wichtigste, dass keine neue Straftat verübt wird", sagt Brigitta Tschermak. "Wenn das erreicht wird, "dann bin ich schon ein bisschen stolz".