Aufstieg und Niedergang des Kurhauses auf Helgoland. Mit dem Hotel “atoll“ entstand ein architektonisches Juwel am alten Platz

Helgoland. Ein Beispiel für die wechselvolle Geschichte Helgolands ist der Aufstieg und Niedergang des Kurhauses. Ein Blick in die "Chronik von Helgoland" belegt, dass die Geschichte des alte Konversations- oder Kurhauses fast 200 Jahre alt ist. Im Volksmund wurde das Kurhaus, wie auch das alte Konversationshaus, "de Beers", die Börse, genannt. Eine Bezeichnung aus der Zeit der Kontinentalsperre und des Schleichhandels in den Jahren 1808 bis 1811. "De Beers" befand sich dort, wo später Nordseemuseum und Post lagen. Ein Treffpunkt für die Kaufleute, die dort Geschäfte machen wollten. Die Leitung der neu gegründeten Seebadeanstalt wandte sich 1826 an die Kaufleute und bat um Überlassung einiger Räume für die zu erwartenden Gäste. Ergebnis: die Gemeinde bekam ein großes und ein kleines Zimmer mit Küchenherd. Viele Jahre später, im Jahr 1860, dann ein Umbau, das Konversationshaus wurde Treffpunkt der Kurgäste. Nachdem Helgoland 1890 in deutschen Besitz kam, entschlossen sich die Verantwortlichen für den Neubau des Hauses an der Stelle des Reimerschen Strandpavillons und des damaligen Badehauses. Der Bauauftrag für 250 000 Mark wurde dem Architekten F.H. Schmidt in Hamburg erteilt.

Helgoland galt damals als Kurbad erster Klasse. Unter anderem tagte in den 20er-Jahren der "Club von Helgoland" im Kurhaus. Eine exklusive Gesellschaft, der reiche Bankiers und Manager aus Berlin angehörten und der auch Schauspieler anzog. Die Küche war exquisit, ein Chefkoch und sieben Köche bereiteten ihren Gästen erlesene Speisen zu. Hervorragende Tanzmusik und auch ein Roulette-Tisch sorgten für angenehme Zerstreuung der Gäste. Nach einer Modernisierung des Hauses in den Jahren 1937/38 stand den Kurgästen gar eine Café-Terrasse zu Verfügung, es gab eine Konditorei, mehrere Biere vom Fass und einen gut bestückten Weinkeller.

Der Weltkrieg machte dem schönen Leben auf Helgoland ein Ende. Während des Krieges diente das Gebäude als Lazarett und Lagerraum, doch alle Gebäude auf der Insel wurden zerstört. Im Rahmen des Wiederaufbaus wurde Helgoland architektonisch komplett neu gestaltet, nichts sollte an die früheren Zeiten erinnern. Ende der 50er-Jahre entstand an der Stelle des alten Kurhauses ein neuer Kursaal mit angrenzendem Kurhotel nach Entwürfen von Friedrich und Ingeborg Spengelin. Interessant: Als provisorisches Restaurant überbrückte ein Bierzelt vom Hamburger Dom die Zeit vom Beginn der Kurbetriebes zwischen 1956 und der Fertigstellung des Kurhaus-Restaurants im Jahr 1957.

Die angesichts wandelnder Ansprüche des Publikums erforderlichen Modernisierungen blieben jedoch weitgehend aus. In den 80er-Jahren wollte der damalige Pächter des Kurhauses mehrere Millionen Mark investieren. Doch das Vorhaben zerschlug sich - der Beginn des endgültigen Niedergangs des Kurhauses. Ende der 80er-Jahre wurde das Gebäude nicht mehr genutzt, das Inventar kam unter den Hammer. So "gammelte" das Kurhaus jahrelang vor sich hin, bis Ende 1992 der Hamburger Unternehmer Arne Weber das Objekt kaufte und mit dem "Atoll" ein weltweit beachtetes bauliches Juwel schuf, das auch den strengen architektonischen Anforderungen einer "Einfügung in das Gesamtensemble Helgoland" Genüge tat.