Michael Wörle und Mitstreiter setzen ein Zeichen gegen die Sparmaßnahmen der Stephansgemeinde

Schenefeld. In der Not frisst der Teufel Fliegen, heißt es in einer Volksweisheit. In der Not tritt der Christ aus der Kirche aus: So könnte die Variante für Michael Wörle lauten. Der Schenefelder Unternehmensberater kündigte seine jahrzehntelange Zugehörigkeit zur evangelisch-lutherischen Kirche auf, um ein Signal gegen die Sparmaßnahmen der christlichen Gemeinschaft zu setzen. Doch die eingesparte Kirchensteuer behält Wörle nicht für sich. Das Geld lässt er gezielt der Kirchenmusik der Schenefelder Stephansgemeinde als Spende zukommen.

Konkret geht es um den Posten der Kantorin Elisabeth Müller. Die ebenso engagierte wie hoch begabte Kirchenmusikerin und Sopranistin hätte mit Beginn des Jahres 2007 eine Gehaltskürzung um 21 Prozent - verbunden mit entsprechender Arbeitszeitverkürzung - hinnehmen müssen. "So sah es der Beschluss des Kirchenvorstands vor", sagt Wörle, der im "Jungen Chor" der Kirchengemeinde singt. Genau diese Gesangsformation mit bis zu zehn Mitgliedern hätte dem Rotstift geopfert werden müssen.

Doch dazu kam es dank der Initiative von Wörle nicht. Er und ein weiteres Gemeindemitglied traten aus der Kirche aus, um mit ihrem Beitrag den Grundstock für Spendenaktionen zugunsten der Kirchenmusik an der Stephanskirche zu schaffen. Beim Kirchenvorstand stieß der Austritt zunächst auf eisige Ablehnung. "Wochenlang wurde nicht miteinander gesprochen", entsinnt sich Wörle. Trotzdem blieben der "Ketzer" - wie er sich selbst scherzhaft bezeichnet - und sein Mitstreiter am Ball. Sie gründeten mit weiteren Unterstützern, die nicht ihren Austritt erklärten, den Verein zur Förderung der Kirchenmusik und sorgten in Abstimmung mit kirchlichen Institutionen dafür, dass die Einnahmen zweckgebunden der Kantorin zugeführt wurden.

Mit einem Spendenaufruf an Chorsänger und weitere Freunde der Kirchenmusik wurde um Unterstützung per Einzugsermächtigung gebeten. Zwei bis fünf Euro monatlich sollten genügen. Aktuell gibt es um die 50 Förderer, die regelmäßig dabei sind. Hinzu kommen oft höhere Beträge als Einzelspenden. Unterm Strich nimmt der Förderverein jährlich um die 6000 Euro ein und sichert damit den Arbeitsplatz und die Tätigkeit der Kantorin.

Elisabeth Müller ist seit mehr als 15 Jahren als Kantorin der Stephanskirche tätig. Ihre Arbeitszeit von zunächst 35 Stunden pro Woche wurde im Laufe der Jahre aus Kostengründen immer weiter auf jetzt 20 Stunden eingeschränkt. "Ich bin dem Förderverein dankbar, der vier Stunden meiner Arbeitszeit für den Jungen Chor finanziert", sagt Müller. Ein anderer Förderverein der Gemeinde unterstützt die Kantorin bereits für die Arbeit mit dem Kinder- und Spatzenchor für weitere vier Stunden Arbeitszeit pro Woche.

Während sein Mitstreiter inzwischen wieder der Kirche beigetreten ist, bleibt Michael Wörle bei seiner Entscheidung. Bisher ist er mit seiner Form der Kirchensteuerumleitung nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Doch Wörle könnte sich vorstellen, bei weiteren drohenden Sparmaßnahmen erneut einen Aufruf zu starten.

In jedem Fall aber sind dem Förderverein Kirchenmusik weitere Spenden willkommen. Das Spendenkonto: Ev.-luth. Stephanskirchengemeinde Schenefeld, Verein Kirchenmusik, Verwendungszweck 1499.021.02.82200, EDG Kiel, Konto 490 900 93, Bankleitzahl 210 602 37. Wörle ist überzeugt davon: "Ohne Musik wären die Kirchen um ein Drittel leerer."