Umweltschutztrupp der Polizei entdeckte gesundheitsgefährdende Asbestplatten in dem Gebäude an der Feldstraße

Pinneberg. War da etwa eine höhere Macht am Werk? Nur einen Tag nach Beginn ist gestern der Abbruch des Gotteshauses der früheren katholischen St.-Pius-Kirchengemeinde in Pinneberg gestoppt worden. Allerdings brachte nicht der Zeigefinger Gottes, sondern das Auge des Gesetzes das aus Sicht vieler früherer Gemeindeangehörigen bedauerliche Tun zum vorläufigen Stillstand. Eingeschritten war der Umweltschutztrupp des Polizei-Bezirksreviers Pinneberg. Der Grund: Im Turm und in Teilen des Kirchenschiffs waren Asbestplatten entdeckt worden.

Der Baustoff, dessen Fasern und Feinstaub beim Einatmen hochgradig Krebs erregend sind, wurde in den 60er-Jahren vielseitig als Dämmmaterial oder als Verschalung verbaut. Auch beim Bau der Pius-Kirche, die 1961 fertiggestellt wurde, waren Asbeststoffe verwendet worden.

Sichergestelltes Material wird in einem Speziallabor untersucht

Als Rüdiger Foßeck vom Umweltschutztrupp gestern Vormittag mit einem Kollegen an der Feldstraße eintraf, waren große Teile des Turms und des Kirchenschiffs bereits eingerissen worden. Die Beamten ordneten den sofortigen Stopp des Abbruchs an und verpassten den Mitarbeitern der Rendsburger Abrissfirma Elly Nickels damit eine unverhoffte Arbeitspause.

Foßeck machte Beweisfotos am Tatort Kirche und stellte Bruchstücke asbesthaltiger Platten sicher. Die sollen nun zwecks weiterer Analysen von einem Fachinstitut in Neumünster untersucht werden. Strafrechtlich gilt der Abbruch von Asbestmaterial ohne aufwendige Schutzmaßnahmen (siehe Kindernachrichten) als Verstoß gegen die Gefahrenabwehrverordnung. Die Polizeibeamten fertigten eine Anzeige gegen das Unternehmen.

Sobald die Firma allerdings mit entsprechend geschulten und geschützten Mitarbeitern anrückt und die Abrissarbeiten unter Berücksichtigung der vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen ausführt, steht einer Fortsetzung des Zerstörungswerks nichts im Wege.

Auf dem Abriss-Grundstück sollen 36 Seniorenwohnungen entstehen

Auf die Spur des Asbests war die Staatliche Arbeitsschutzbehörde bei der Unfallkasse Nord gekommen. Bei der Demontage von Kupferdachrinnen und Verschalungen waren asbesthaltige Platten entdeckt worden. Darüber wurde die Behörde informiert, die den Umweltschutztrupp der Polizei in Marsch setzte.

Der Abriss der Pius-Kirche war vom Erzbistum Hamburg angeordnet worden, weil wegen der sinkenden Kirchensteuereinnahmen nur noch ein Gotteshaus im Raum Pinneberg finanzierbar sei. Die Pius-Gemeinde ging ebenso wie die Pinneberger St.-Michael-Gemeinde und die Halstenbeker Herz-Jesu-Gemeinde in der neuen Kirchengemeinde St. Katharina auf.

Das Grundstück an der Feldstraße wurde für 400 000 Euro verkauft. Der neue Eigentümer, Michael Demandt, will dort bis 36 Seniorenwohnungen errichten lassen. Fertigstellung soll im Juni 2011 sein.