Privater Investor will Zusage über öffentliche Partnerschaft erzwingen. Verwaltung und Politik reagieren zurückhaltend

Pinneberg. Für Pinnebergs Rettungswache wird händeringend nach einem neuen Standort gesucht. Ein Projekt an der Rellinger Straße könnte dabei zum großen Heilsbringer werden. Doch bislang wehrt sich die Mehrheit in der Pinneberger Politik - unterstützt von der Verwaltung - gegen den Vorschlag, im Rehmenfeld einen Supermarkt samt neuer Rettungswache zu genehmigen.

Bereits zwei Mal hatte die Mehrheit im Bauausschuss den Vorschlag der Planungsgesellschaft Urbania abgelehnt. Das Unternehmen mit Sitz in Krakow und Vechta plant, auf dem Gelände einen Supermarkt für die Rewe-Gruppe zu errichten. Das Geschäft mit einer Fläche von 1700 Quadratmetern soll den kleinen Rewe-Markt ersetzen, der auf der anderen Bahnseite liegt.

Die Stadt Pinneberg will das Rehmenfeld als Wohngebiet entwickeln

Doch die Stadt hat bislang ganz andere Pläne für das Rehmenfeld. "Wir wollen dort ein Wohngebiet entwickeln", sagt Stadtbaudirektor Klaus Stieghorst. Geschätzt 13 000 Einsätze pro Jahr würden bei den Neubürgern für erhebliche Missstimmung sorgen. Zudem sei die Verkehrsbelastung auf der Rellinger Straße, von wo aus die Einsatzfahrzeuge starten, "sehr hoch". Stieghorst: "Wir suchen deshalb nach einer anderen gute Lösung für die Rettungswache."

Ralf Rieckhoff, der Chef der Pinneberger Rettungswache, hofft nach wie vor auf ein positives Votum zum Vorhaben auf dem Rehmenfeld. "Der Standort wäre für den Neubau ideal", sagt er. Elf Grundstücke waren in der engeren Wahl. Doch eines nach dem anderen erwies sich als ungeeignet. Das Hauptproblem: Die Rettungswache ist für den gesamten südlichen Teil des Kreises zuständig - und die Fahrzeuge müssen alle Orte innerhalb der vorgeschriebenen Hilfsfrist von zwölf Minuten erreichen.

Rieckhoff: "Wir haben uns die Rellinger Straße ausgesucht, weil wir über die Autobahn überall schnell hinkommen." Das gelte zwar auch für die Elmshorner Straße. "Dort müssen wir uns aber in eine Hauptstraße einfädeln, es ist schon mehrfach zu Beinaheunfällen gekommen." Außerdem fehle dort eine Fahrzeughalle, sodass die fünf Rettungswagen und das Notarztfahrzeug draußen parken müssen, was im Winter ein großes Problem darstellt. Rieckhoff: "Es beschweren sich auch viele Anwohner wegen der Lärmbelästigung."

Für den Neubau einer Rettungswache wird ein etwa 2000 Quadratmeter großes Grundstück benötigt. Dieses darf nicht in der Nähe von Schulen oder Kindergärten liegen - auch das ist am jetzigen, provisorischen Standort der Fall. "Wir müssen hier schnellstmöglich raus", sagt Rieckhoff. Er klagt auch darüber, dass an der Elmshorner Straße Umkleide- und Aufenthaltsräume für das Personal fehlen und dass nur eine unzureichende Desinfektion der Fahrzeuge erfolgen könne.

Im Rellinger Rathaus werden die Planungen der Nachbarn äußerst kritisch beobachtet. Der amtierende Bürgermeister und Bauausschussvorsitzende Eckhard Schlesselmann (CDU) wünscht sich von Pinneberg, das Vorhaben in der Arbeitsgruppe für die Stadt-Umland-Kooperation zur Beratung einzubringen. Im Rahmen der Nachbarschaftsbeteiligung wird das Projekt auch im Rellinger Bauausschuss landen.

Schlesselmann sieht bei einer Ansiedlung des Rewe-Markts die Gefahr, dass Kaufkraft aus dem Rellinger Einzelhandel abgezogen werden könnte. Auch eine Verkehrszunahme würde die Gemeinde belasten. Der amtierende Verwaltungschef könnte sich vorstellen, dass die Fraktionen der Gemeindevertretung einem solchen Vorhaben ablehnend gegenüberstehen.

Konkurrierende Kaufleute in Pinneberg und Rellingen lehnen Rewe-Neubau ab

Auch in der Kreisstadt gibt es Kaufleute, die sich mit dem Projekt am Rehmen wenig anfreunden wollen. Besonders betroffen wäre der neue Edeka-Markt von Bert Meyer, der ganz in der Nähe im Quellental liegt. Ebenso in Rellingen könnten Supermärkte unter einem neuen Konkurrenten leiden. Jetzt sind Stadtplaner gefordert, den Einzelhandelsbedarf zu klären.