Eltern fordern Bildungsminister auf, neues Personal einzustellen

Kreis Pinneberg. Eltern der Pinneberger Karl-Sörensen-Schule

schlagen Alarm. Im laufenden Schulhalbjahr fielen nach ihren Angaben mehr als 60 Prozent des Physikunterrichts aus. In einem offenen Brief appellieren sie an Schleswig-Holsteins Bildungsminister Ekkehard Klug, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um dem eklatanten Fachkräftemangel an der Schule entgegenzuwirken.

Doch die Pinneberger Schüler und Eltern sind längst nicht die einzigen, die unter dem Fachkräftemangel leiden. Schulrat Michael Doppke sagte auf Anfrage der Pinneberger Zeitung: "Das Kernproblem gibt es. Die Lücke zwischen Angebot an Fachlehrern für die Naturwissenschaften und Nachfrage der Schulen wächst." Denn auf der einen Seite scheiden Lehrer in den Ruhestand aus, während an den Hochschulen immer weniger Studenten in den naturwissenschaftlichen Fächern lernen. Erschwerend kommt laut Schulrat hinzu, dass diejenigen, die wirklich gut sind, in der freien Wirtschaft besser verdienen.

Um die Lücken zu schließen, bemüht sich das Pinneberger Schulamt, Seiteneinsteiger beispielsweise aus Unternehmen für das Lehramt zu engagieren. Doch kaum ein Naturwissenschaftler sei bereit, im fortgeschrittenen Alter für ein Referendarsgehalt von 900 Euro in den Schulen zu beginnen.

Deshalb seien flexible Lösungen gefragt. "Einige Schulen retten sich mit fächerübergreifendem Unterricht über die Runden", berichtet Schulrat Doppke. Doch je älter die Schüler seien, desto anspruchsvoller müsse der Unterricht gestaltet werden. Über Kurse und Fortbildungen sei diese Anforderung nur schwierig zu erfüllen.

Die Eltern der Pinneberger Karl-Sörensen-Schule haben noch eine Lösung parat: Wenn kein geeignetes Personal zur Verfügung gestellt werden kann, sollte "Physik gänzlich vom Lehrplan gestrichen werden". Viel Hoffnung, dass sich die Lage an ihrer Schule bessert, hat der Schulelternbeirat nicht. Denn im Sommer wird der nächste Physiklehrer in den Ruhestand gehen.

Obwohl die Gymnasien nach inoffiziellen Informationen eher als die Real- und Hauptschulen ihre Referendare mit den Schwerpunkten in Physik, Chemie und Biologie verbeamten dürfen, haben auch sie Probleme. "Wir müssen kürzen, allerdings steht noch nicht fest, wie stark", sagte Rektor Claus Gilliard vom Wedeler Johann-Rist-Gymnasium. Physik und Chemie, aber auch Französisch sind seine Sorgenfächer. Bei 70 Kollegen könne man zwar durch Verschiebungen von Fach zu Fach einiges ausgleichen - aber wenn ein Lehrer mit Physikstunden sein Kontingent ausschöpfe, stehe er eben nicht auch noch für Mathe zur Verfügung. Gilliards Wunsch: "Mehr Lehrer ins System!"

Kiel zahlt zwölf Millionen Euro für Vertretungsfonds

Doch so einfach geht das angesichts leerer Kassen beim Land nicht. Wenn Lehrer aufgrund von Krankheit ausfallen, gibt es Geld aus einem Vertretungsfonds. Dafür stehen nach Angaben aus dem Ministerium immerhin zwölf Millionen Euro zur Verfügung.

Für die Eltern der Pinneberger Karl-Sörensen-Realschule ist das kein Argument. Sie haben erlebt, dass nicht genügend Ersatz für kranke Lehrer gestellt wurde. Ihre Konsequenz: "Wir stellen fest, dass der Lehrauftrag nicht erfüllt wurde und eine objektive Benotung nicht möglich ist."