Der SPD-Politiker Bernd Schröder zieht Bilanz nach 16 Jahren im Kieler Landtag. So ganz hat er sich noch nicht von seinem Beruf gelöst.

Pinneberg/Kiel. "Das ist schon ein komisches Gefühl, auf unseren Wahlplakaten nicht mehr mein Gesicht zu sehen", sagt Bernd Schröder und lacht. So ganz hat sich der Pinneberger noch nicht gelöst von dem Beruf, den er seit 16 Jahren ausgeübt hat: Abgeordneter für die SPD im schleswig-holsteinischen Landtag. Nach dem 6. Mai ist Schluss damit, und zwar auf eigenen Wunsch. "Ich hätte gern noch bis 2014, bis zum Ende der Legislaturperiode, gearbeitet", sagt der 61-Jährige. Doch die vorgezogenen Landtagswahlen machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Jetzt soll es ein anderer richten. Kai Vogel wird versuchen, für die Sozialdemokraten den Wahlkreis 25 zu gewinnen.

Bernd Schröder hat vorgelegt. Dreimal hat er seinen Wahlkreis direkt gewonnen, hat eine Menge bewegt als Abgeordneter. Einige Beispiele: Schröder ist Initiator des Pinneberger Kindertages, der als größte wiederkehrende Kinderveranstaltung dieser Art im Land seit 1996 jährlich stattfindet, hat den Förderverein "Freunde des Klinikums Pinneberg" 1998 ins Leben gerufen und ist Initiator für die Gründung von Radio Pinneberg und damit für den Medienunterricht am Pinneberger Brahms-Gymnasium.

Die Erfolgsliste von 16 Jahren Abgeordnetenarbeit ließe sich noch verlängern: So hat Schröder die Umwandlung der kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft GeWoGe in eine Genossenschaft entscheidend mitgestaltet. Als wirtschafts- und verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion konnte er Impulse wie die Aufnahme des Kreises Pinneberg in den Nachtverkehr der S-Bahn geben: Seit 2009 fährt die S 3 freitags und sonnabends nachts bis Pinneberg durch. Und auch auf Helgoland ist er ein guter Bekannter, hat sich seine Meriten bei der Errichtung eines Servicehafens für die Versorgung der Windparks und bei der Realisierung des Hafenkonzeptes verdient.

Schröder ist kein Mann der lauten Worte, arbeitet viel im Hintergrund. "Es gibt viele Dinge, die nicht in der Zeitung standen oder stehen", sagt er. Gute Tipps und Unterstützung für Unternehmen aus seinem Wahlkreis und auch für einzelne Menschen, denen er erfolgreich bei der Ausbildungsplatzsuche helfen konnte. "Seine Kontakte ins Ministerium sind Gold wert", sagt Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. "Er ist kompetent, unkompliziert und hat uns oft geholfen."

Schröder ist bekennender "Strippenzieher", hat hervorragende Kontakte zur Wirtschaft und gilt als verlässlicher Partner. "Ich bin ein konservativer Sozi", sagt er. Kein Aushängeschild der Linken also. Dass Bernd Schröder und sein Landtags-Fraktionschef Ralf Stegner sich nicht mögen, ist zudem allgemein bekannt.

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Am meisten geprägt haben Schröder die damaligen Wirtschaftsminister Peer Steinbrück, zu dem er immer noch gute Kontakte hat, und Bernd Rohwer. "Das waren die besten Zeiten", sagt der Pinneberger offen.

Bewegt habe ihn das "unwürdige Schauspiel" im Landtag um die gescheiterte Wiederwahl von Heide Simonis als Ministerpräsidentin. Noch immer ist nicht bekannt, wer der "Verräter" war, der Simonis die entscheidende Stimme verweigerte. Schröder mag nicht mehr spekulieren. "Ich weiß nur, dass sie das nicht verdient hat."

Der "konservative Sozi" pflegt neben vielen Freundschaften in seiner Partei und Fraktion auch Kontakte über Parteigrenzen hinweg. Dazu zählt er unter anderem Jörn Arp (CDU), Anke Spoorendonk (SSW) und Günther Hildebrand (FDP). Er habe ein hervorragendes Verhältnis zu Schröder, sagt der Ellerbeker Bürgermeister, schätze viele seiner Positionen. "Er ist ja gar nicht so weit weg von der FDP", sagt Hildebrand und lacht. CDU-Landtagskollege Peter Lehnert schätzt Schröder ebenfalls: "Er ist ein sehr fleißiger Abgeordneter".

Bernd Schröder ist, wie er sagt, dankbar für die Zeit als Abgeordneter. Was er nach seiner Zeit im Landtag machen will, weiß er genau: zunächst mal reisen und Urlaub machen, mit der Familie entspannen, in Ruhe angeln. Und mit dem Motorboot unterwegs sein, das an der Eider liegt. Dort, wo er vor einigen Jahren drei Menschen das Leben gerettet hat, die mit dem Ruderboot nachts umgekippt waren und zu ertrinken drohten. Darüber mag Schröder nicht gern reden, doch immerhin bekam er die Lebensrettermedaille des Landes für seinen Einsatz.

In die Pinneberger Kommunalpolitik möchte Bernd Schröder nicht zurück, freut sich aber, dass seine Partei für ihn am 9. Juni im Rathaus eine Abschiedsveranstaltung organisiert, zu der er auch einige Weggefährten einladen möchte. Der Pinneberger kann sich vorstellen, politisch weiterhin als "Strippenzieher" für Helgoland und dessen Entwicklung tätig zu sein, "ehrenamtlich natürlich". Und was wird Schröder am meisten vermissen nach seinem Abschied aus Kiel? "Den herrlichen Blick aus meinem Abgeordnetenzimmer auf den Kieler Hafen."