Neuer Vorsitzende des Halstenbeker Sportanglervereins, Dirk Oster, erhebt Vorwürfe gegen Amtsvorgänger Reiner Melcher.

Halstenbek. Geduld und Gelassenheit sind Eigenschaften die man guten Anglern zuschreibt. Doch Dirk Oster konnte die Ruhe nicht mehr wahren. Das Gründungsmitglied des Halstenbeker Sportanglervereins am Krupunder See wollte das Verhalten des langjährigen Vorsitzenden Reiner Melcher nicht länger stillschweigend hinnehmen. Osters Vorwürfe wiegen schwer: Angeblich fehlen 800 Euro in der Vereinskasse. Zudem seien plötzlich 50 zusätzliche Schlüssel für das Vereinsheim aufgetaucht. Herkunft ungeklärt. Zwei Vorfälle, die dazu führten, dass Reiner Melchers Zeit als Erster Vorsitzender nach 25 Jahren ein Ende fand.

Die Ursachen des aktuellen Streits liegt lange zurück: Nachdem Brandstifter im Februar 1998 die alte Anglerhütte am Seeufer abfackelt hatten, trafen sich die Angler zunächst in der Awo-Altentagesstätte am Bickbargen. Dann bot die Gemeinde Halstenbek den Anglern das frühere Bauhof-Areal am alten Klärwerk an. "Für 50 Euro Pacht ein Schnäppchen", sagt Oster.

Doch Oster zufolge soll Melcher das neue Vereinsheim kurze Zeit später zweckentfremdet haben, indem er von dort aus einen Getränkehandel betrieben habe. "Der Verein war quasi Gast bei seinem Vorsitzenden", sagt Oster.

Er kritisierte zudem Melchers Alleingänge. Melcher habe als Vorsitzender sämtliche Aufgaben an sich gerissen. "Der Festausschuss existierte nur formal", sagt Oster. Alles sei so gemacht worden, wie Melcher es für richtig hielt. Mitglieder seien deswegen ausgetreten. "Wenn man alles selbst macht, kann man nicht alles gut machen", sagt Oster. Mit seiner Kritik habe er damals aber noch weitgehend allein dagestanden.

+++ Mensch und Hund unerwünscht +++

Das änderte sich, als Melcher im Herbst 2011 aus heiterem Himmel 50 zusätzliche Schlüssel für das Vereinsheim präsentierte, obwohl deren Verwaltung Aufgabe des Kassenwartes ist. "Alle, die einen Schlüssel haben, mussten unterschreiben, dass sie bei Verlust die 1600 Euro teure Schließanlage auswechseln müssen", sagt Dirk Oster. Dennoch habe Melchert die Mitglieder darüber im Dunkeln gelassen, wo die Schlüssel herkamen. Die Schließkarte, die ihren Besitzer dazu berechtigt, Schlüssel nachmachen zu lassen, sei hingegen verschollen.

Melcher habe behauptet, die Karte an den Kassenwart übergeben zu haben. Der bestreite dies jedoch. "Die Übergabe hätte quittiert werden müssen", sagt Oster. Eine Quittung habe Melcher den Vereinsmitgliedern aber nie vorgelegt. "Er gefährdet unseren Versicherungsschutz", sagt Oster.

Vor kurzer Zeit dann der vorläufige Höhepunkt im Streit der Angler: Beim Abschluss für 2011 haben Oster zufolge 800 Euro in jener Kasse gefehlt, aus der die Versorgung mit Getränken und Speisen gewährleistet wurde. Die Kassenprüfer hatten den Vorstand daraufhin nicht entlastet. Reiner Melcher wollte sich auf Anfrage des Abendblatts bislang nicht zu den Vorwürfen äußern.

Fakt ist: Ende Januar wählten zwei Drittel der Mitglieder Reiner Melcher ab. Der wollte seine Chefposition aber nicht kampflos aufgeben und klagte beim Amtsgericht in Pinneberg - mit Erfolg. Der Richter erklärte die Wahl für ungültig, da eine Formalie nicht eingehalten worden sei.

Das Ergebnis der zweiten Wahl fiel für Melcher nicht besser aus. Auch diesmal stimmten zwei Drittel für seine Absetzung. Sein zweiter Einspruch wurde vom Gericht zurückgewiesen. Zum neuen Vorsitzenden wurde Oster gewählt.

Dieser hat die Angelegenheit mittlerweile einem Rechtsanwalt übergeben. Damit seien, so sagt der 66-Jährige, die Interna für ihn geklärt. Den Vorsitz will Oster bei der nächsten Wahl in drei Jahren übrigens schon wieder abgeben - freiwillig.