Halstenbek zäunt am Krupunder See Teile des Ufers ein, um die Vogelschutzzone vor Eindringlingen zu schützen

Halstenbek. Freilaufende Hunde. Spaziergänger, die sich einen Weg durch das Dickicht bahnen. Jugendliche, die ausschweifende Grillpartys feiern und ihren Müll zurücklassen. Die Probleme am Krupunder See, dem beliebten Naherholungsgebiet in Halstenbek, sind vielfältig. Die Gemeinde zieht jetzt, zumindest was die Vogelschutzzone am nordwestlichen Seeufer betrifft, die Notbremse: Von Ende August an wird dieser Bereich eingezäunt. "Das wird nichts fürs Auge, sondern dient einzig und allein dazu, die Menschen fernzuhalten", sagt Stefanie Lange, die Umweltberaterin der Gemeinde.

In diesem Seebereich sperrte bereits jahrzehntelang ein Zaun unerwünschte Zwei- und Vierbeiner aus. In den 90er-Jahren bekam er immer mehr Löcher, irgendwann Ende des Jahrzehnts wurde er dann aufgrund der Verletzungsgefahr komplett demontiert. Lediglich die alten Pfosten zeugen noch von dem Bauwerk. "Es sind in den Jahren die typischen Trampelpfade entstanden, die sich immer mehr ausgeweitet haben", berichtet Stefanie Lange. Schilder, die auf das Zutrittsverbot hinweisen, hätten keine Wirkung. Auch der Versuch, kranke Bäume zu fällen und als natürliche Barriere gegen die Eindringlinge zu postieren, habe nicht gefruchtet.

"In diesem Bereich sollen sich Vögel und Amphibien ungestört entwickeln können. Das ist schon lange nicht mehr der Fall." Insbesondere die vielen Hundehalter, die ihre Tiere dort ohne Leine laufen lassen, sind der Umweltberaterin ein Dorn im Auge. Doch auch Jugendliche, die sich versteckte Grillplätze suchen oder aus Zerstörungswut Baumstümpfe anzünden, vertreiben die Tierwelt.

Rainer Melcher, Chef des Halstenbeker Sportanglervereins, kann davon ein Lied singen. Er hatte vor einiger Zeit einen der Brandstifter erwischt - und bekam von diesem eine Ohrfeige verpasst. Außerdem betätigt sich Melcher unfreiwillig als Müllsammler - und nimmt es mit Galgenhumor. "Zuletzt war es dank des verregneten Sommers mit den Hinterlassenschaften ja nicht so schlimm." Er hält die Einzäunung für längst überfällig. Die beiden Angelstellen in diesem Bereich kann der Verein weiter nutzen, er wird zwei ansonsten verschlossene Zugänge erhalten.

Auch Hans Bossemeyer, Vorsitzender der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Naherholungsgebiets Krupunder, begrüßt das Zaun-Projekt. "Das wird dazu führen, dass sich in dem Brutgebiet niemand mehr breit macht." Bossemeyer hält auch außerhalb des Bereichs die freilaufenden Hunde für ein Dauer-Problem. "Eine Lösung habe ich auch nicht." Immerhin habe sich die Situation der vielen "Tretminen" an den Wegesrändern verbessert, seit die Gemeinde kürzlich sogenannte Dog-Stations aufgebaut hat.

Der Zaun, der nun kommt, wird eine Länge von knapp 700 Metern haben. Er nimmt die Trasse der ehemaligen Absperrung auf. Auch die noch existierenden Steinpfeiler sollen wieder verwendet werden. Wo welche fehlen, werden sie durch Eichenpfähle ersetzt.

Der Zaun wird etwa zwei Meter hoch und aus stabilem Draht sein, so dass er Zerstörungsversuchen stand halten soll. Eine Norderstedter Firma hat den Auftrag erhalten, das Gitter Ende August zu installieren.

Dahinter werden Schilder aufgestellt, die auf das Vogelschutzgebiet hinweisen und darauf, dass der Bereich für Menschen und Vierbeiner tabu ist. Die Gelder stehen nach der Freigabe durch den Umweltausschuss im Haushalt bereit. Wie teuer das Projekt tatsächlich wird und wann genau mit der Fertigstellung gerechnet werden kann, ist noch unklar.

Bei vielen Nutzern des Naherholungsgebietes, das zeigt unsere Umfrage, stößt die Maßnahme auf Verständnis. So etwa bei Dorle Hilla aus Halstenbek. Sie spaziert gerne mit ihrem Hund um den See. Woanders in der Gemeinde fehlen ihr attraktive Flächen für Mensch und Tier. Sie ist eine Befürworterin für einen besseren Schutz des nordwestlichen Ufers.

Dorle Hilla hat allerdings kein Verständnis dafür, dass viele Menschen es nicht schaffen, nach einer kleinen Party ihren Müll zu entsorgen und darüber hinaus noch Glasscherben hinterlassen, die eine erhebliche Verletzungsgefahr für kleine Kinder, aber auch Tiere darstellen.

Die Rentnerin Anna-Maria Wolter beschreibt den Krupunder See als sehr schöne Oase mit vielen alten und auch wertvollen Bäumen. Positiv aufgefallen ist ihr die schöne Begrünung des Ufers durch Seerosen und das die Bevölkerung das Gebiet sehr gut annimmt.

Als unangenehm empfindet sie die vielen Hunde, die sehr oft auch unangeleint unterwegs sind. Das gäbe es in ihrer Heimatstadt Magdeburg so nicht. Anna-Maria Wolter fordert regelmäßige Kontrollen etwa durch das Ordnungsamt. Sie sieht insbesondere die vielen kleinen Kindern gefährdet, die dort am Strand spielen. Sie findet es sehr gut, dass man einen kleinen Teil des Seeufers vor den Menschen schützt, sagt aber auch, dass sie gegen einen Zaun ist. "Es wäre besser, einen Graben als natürliche Barriere zu ziehen und diesen mit Wasser aus dem See zu füllen", schlägt sie vor.

Auch Jörg Bartels genießt seine vielen Aufenthalte in dem Naherholungsgebiet. Für ihn ist es selbstverständlich, nur auf den Hauptwegen zu spazieren. Er sieht es als zwingend notwendig an, den Bereich am nordwestlichen Ufer zu schützen.

"Was mich traurig und wütend macht, ist der viele Müll, der hier liegengelassen wird, und dass viele Müllbehälter auch noch demoliert werden." Bartels schlägt vor, einen öffentlichen Grillplatz zu schaffen - und spricht sich ebenfalls für Kontrollen des Ordnungsamtes aus.