Bank-Geheimnis: Jens Ivanoff, von vielen Pinneberger Bürgern liebevoll Dorfsheriff genannt, plaudert über seinen Berufsalltag.

Pinneberg. Jens Ivanoff kennt alle seine Pinneberger Pappenheimer. Und die kennen ihn. "Viele, mit denen wir regelmäßig zu tun haben, respektieren uns", sagt der Polizei-Oberkommissar. Ihn stört es gar nicht, wenn er Dorfsheriff oder, von älteren Menschen, Schutzmann genannt wird. Der 57 Jahre alte Polizist hat sein Pinneberg täglich im Blick. Ivanoff, der am 1. April 1975 bei der Landespolizei Schleswig-Holstein angefangen hatte, leitet den sogenannten Präsenzdienst innerhalb des Polizeireviers Pinneberg. Er und drei Kolleginnen und Kollegen zeigen tagsüber Präsenz, wenn sie auf Fußstreife vor allem durch die Innenstadt gehen. Sie begleiten Demonstrationszüge ebenso wie das Laternelaufen.

"Wir machen zu 80 bis 85 Prozent Außendienst", sagt Ivanoff. "Dabei kommen wir mit den Menschen in Kontakt." Der Schutzmann kennt sie alle: Von den Marktbeschickern über die Ladenbesitzer in der Fußgängerzone bis zu denjenigen, die bei seinem Herannahen etwas gequält lächeln - weil Ivanoff und seine Kollegen sie schon einmal festgenommen haben.

"Ich brauche schon mal zwei Stunden für ein paar hundert Meter durch die Fußgängerzone", erzählt der Oberkommissar. Dort ein Klönschnack an der Wurstbude, hier ein vertrauliches Gespräch über das verdächtige Vorgänge rund um ein Lokal. "Ich kann einfach gut mit Menschen reden", sagt Ivanoff. Viele jüngere Polizisten seien dazu nicht in der Lage, weil sie über weniger Lebenserfahrung verfügten. "Ich kriege mein Geld dafür, dass ich mit Leuten rede." Von manchen Tipps, die er aufschnappt, profitieren die Polizisten sogar in der Freizeit. "Wo es die besten Grillwürste gibt - das wissen natürlich wir", sagt Ivanoff.

Für Ivanoff, geboren in Barmstedt, macht der Präsenzdienst viel Sinn - vor allem wegen des Präventionsgedankens. Nach elf Jahren Schichtdienst auf der Polizei-Leitstelle wollte der Oberkommissar zurück auf die Straße. Dort, wo er nicht nur als der nette Polizist von nebenan, sondern bisweilen sehr wohl als Respektsperson in Uniform auftritt.

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"Es wird häufig beklagt, dass junge Leute keinen Respekt mehr haben. Ich glaube, sie respektieren nur jemanden, der ihnen auch einmal Paroli bietet. Und natürlich dem Gegenüber ebenfalls Respekt zollt." Der 57-Jährige, der 1983 unter dem damaligen Revierleiter Klaus Seyferth bei der Polizei in Pinneberg angefangen hatte, nachdem er zuvor in Kiel auf dem 8. Revier tätig gewesen war, ist nicht immer der nette Schutzmann von nebenan. "Ich kann von einer Sekunde auf die andere auf anders umschalten. Dann erhöhe ich meine Lautstärke", sagt der Polizist.

Nach seiner Anfangszeit bei der Bereitschaftspolizei in Eutin, von 1975 bis 1977, hatte Ivanoff vor allem in der Landeshauptstadt auch den sehr rauen Polizistenalltag kennengelernt. "Da habe ich gelernt, am besten immer eine Wand im Rücken zu haben. Und es galt der Grundsatz: Gewinnen oder verlieren." In Pinneberg hat der Oberkommissar in den vielen Jahren keine schlechten Erfahrungen gemacht. "Pinneberg ist ruhiger geworden. Es gibt ja auch keine richtigen Kneipen mehr hier", sagt der Präsenzbeamte. Dass es zum Beispiel auf dem Rummelplatz keine wüsten Schlägereien mehr gibt, schreibt er der Arbeit der Pinneberger Polizisten zu. "Wir sind immer hinter den gewaltbereiten Jugendlichen hinterher, haben die echt auf Schritt und Tritt genervt."

Die Ausreden mancher Zeitgenossen, die von ihm erwischt werden, nerven Ivanoff. Zum Beispiel beim Dauerparken in der Halteverbotszone. "Wenn ich von der Polizei erwischt werde, muss ich das doch sportlich sehen", sagt Ivanoff.

Nicht nur, wenn es brenzlig wird, setzt der erfahrene Polizist auf Teamspiel: "Wenn ich drei oder vier Verdächtige in einem Auto überprüfen muss, hole ich mir Hilfe der Kollegen von der Wache." Sich auf den Teamkameraden zu verlassen, das hat der ehemalige aktive Handballspieler auch im Sport gelernt. "Teamsportler sind in der Regel gute Polizisten", lautet seine Devise. Nach seiner Zeit als Handballspieler, war Ivanoff mehr als 20 Jahre lang als Handballschiedsrichter aktiv. Er pfiff bis hinauf in die erste Liga bei den Frauen und bis in die 2. Bundesliga bei den Männern. Bis 2011 kümmerte er sich als Obmann innerhalb des Schleswig-Holsteinischen Handballverbands um die Ausbildung des Schiedsrichternachwuchses.

Jens Ivanoff wohnt in Glückstadt. In seiner Freizeit schaut er sich gerne Heimspiele der HSV-Handballer an. Und baut seit drei Jahren zusammen mit anderen Online-Spielern im Internet antike Städte. "Ikariam", heißt das Spiel, mit dem der Polizist so manche Nacht am PC-Bildschirm verbringt. Während Ivanoff im echten Leben für Recht und Ordnung in Pinneberg sorgt, passen seine Mitspieler in der Spielewelt auf seine virtuellen Städte und Völker auf.