Viel zu tun: fast einen ganzen Tag lang unterwegs mit Rolf Heidenberger, dem Organisator der Benefizshow “Appen musiziert“.

Kreis Pinneberg. Der Wecker für Rolf Heidenberger klingelt am Sonnabend um 5.30 Uhr. Gleich nach dem Frühstück heißt es für den Veranstalter von "Appen musiziert": E-Mails abrufen, den Kontostand online abfragen und an seinen Moderationen für den Abend feilen. Dann fahren der 61-Jährige und seine Frau nach Hamburg zum NDR-Studio an der Rothenbaumchaussee. Um 9.15 Uhr steht ein Live-Interview mit Carlo von Tiedemann auf 90,3 an, um Werbung für den Abend zu machen.

Es ist mittlerweile 11 Uhr. Rolf Heidenberger ist in der Sporthalle Distelkamp, dem Veranstaltungsort der größten Benefizveranstaltung Deutschlands, eingetroffen. Die Bühne ist bereits Donnerstag aufgebaut worden, die 950 Stühle stehen seit Freitag. Jetzt, sechs Stunden vor Beginn der Veranstaltung, geht es Schlag auf Schlag. "Die Instrumente sind da", ruft eine Stimme durch den Raum.

"Die Blumen, wo sollen die hin?" heißt es wenig später. Heidenberger organisiert - und delegiert. "Wir haben 150 ehrenamtliche Helfer, die müssen wissen, was sie tun sollen", sagt er. Zwischendurch klingelt pausenlos das Handy des 61-Jährigen. Eine Frau aus Hamburg will wissen, wann Michael Hirte auftritt. "Um 19.52 Uhr, aber rechnen sie damit, dass es ein bisschen später wird", hilft der Organisator ihr weiter. Als nächstes erscheint ein Lebensmittelkontrolleur - und gibt wenig später sein Okay. Alle Vorschriften werden eingehalten.

Das gilt auch für den Zeitplan. Um 13 Uhr beginnt der Soundcheck. "Wir proben in umgekehrter Reihenfolge", sagt Reiner Jochens, der technische Leiter Bühne. Zuerst sind die vier Musiker von Racey an der Reihe, die am Abend das große Finale bestreiten. Jochens, der für die Umbauten auf der Bühne verantwortlich ist und diese so schnell wie möglich abwickeln muss, spricht alles genau mit den Musikern durch. Wie viele Mikrofone werden gebraucht? Wo soll das Schlagzeug stehen? Welche Instrumente kommen zum Einsatz?

+++ Spendensumme übersteigt Grenze von 4,5 Millionen +++

Während der Soundcheck noch läuft, fährt Heidenberger nach Hause. Er will in Ruhe seine Moderationen durchgehen und sich umziehen. Um halb vier ist er zurück in der Halle. Jetzt sind alle Helfer eingetroffen. Die Getränke- und Essenstände und die beiden Kassen werden besetzt. Auch das Buffet für die Künstler wird aufgebaut. Dafür ist Heidenbergers Frau Christel verantwortlich. "Die Stars loben immer, wie sie von uns umsorgt werden", sagt der 61-Jährige. Jeder Künstler bekommt einen Umkleideraum als Garderobe zugewiesen. Zusätzlich stehen zwei Luxus-Wohnmobile hinter der Halle. Eines ist für Tony Christie, das andere für Mary Roos reserviert.

Um 16.30 Uhr wird die Kasse geöffnet. Zu diesem Zeitpunkt hat sich bereits eine 100 Meter lange Schlange vor der Halle gebildet. Alle wollen sich einen der begehrten Plätze in den ersten Reihen sichern. Um 17.20 Uhr beginnt das Bühnenprogramm mit der Wedeler Oldie-Band Just For Fun - und der eigentliche Stress für Heidenberger. Er füllt die Umbaupausen, liest größere Spendenbeiträge vor, übernimmt die Anmoderation der Künstler. Wenn das Musikprogramm läuft, kümmert sich der 61-Jährige hinter der Bühne um den reibungslosen Ablauf. Etwa darum, dass die Stars bereitwillig Autogrammkarten verteilen und sich mit ihren Fans fotografieren lassen.

Michael Hirte ist da völlig unkompliziert. Der Sieger der RTL-Castingshow "Das Supertalent" betritt - etwas verspätet - um 20.10 Uhr die Bühne. Mit geschlossenen Augen spielt er auf seiner Mundharmonika. Das Publikum ist begeistert - auch darüber, dass sich Hirte später unter die Massen mischt. Patrick Lindner, der für mächtig Stimmung in der Halle sorgt, zeigt sich in diesem Punkt schon etwas reservierter. Mary Roos dagegen beweist Volksnähe. Zu ihrem Hit "Ich bin stark nur mit Dir" holt sie sich als Freiwilligen Hans-Jürgen Gebhardt von Iversen-Getränke zum Engtanz auf die Bühne - und der greift beherzt zu.

Herz zeigen auch diverse Großspender, die von Heidenberger und Moderatorin Bettina Tietjen um 20.45 Uhr auf die Bühne gebeten werden. So gibt es etwa 1068 Euro von der Elmshorner Speeldeel, 4444,44 Euro von der Marseille-Kaserne und 2000 Euro vom Appener Zahnarzt Andreas Herold. Mit 15 000 Euro kommt der höchste Betrag von der Sparkasse Südholstein.

Der Feierabend - er kommt für Heidenberger erst spät in der Nacht. Nachdem Racey um 23.45 Uhr das letzte Stück spielen, beginnt der Abbau, kaum dass sich die Halle geleert hat. Mit voll beladenem Wagen kommt Heidenberger um 1.30 Uhr zu Hause an. Alles wird in den Keller gebracht. Dann ist um 2.30 Uhr der Tag zu Ende.