Energieexperten werben dafür, auch nach den Kürzungen der Solarförderung noch Fotovoltaikanlagen zu errichten.

Kreis Pinneberg. 14,5 Megawatt Strom erzeugen die rund 600 Fotovoltaikanlagen im Kreis Pinneberg. Doch mit dem Boom der Solarenergie ist es vermutlich bald vorbei. Die lokale Solarbranche befürchtet nach dem 1. April einen massiven Einbruch des Fotovoltaikmarkts. Der Grund ist die von der Bundesregierung beschlossene Kürzung der Solarförderung mit der Einspeisevergütung um 20 bis 30 Prozent.

Zwar wurde das ursprüngliche Konzept entschärft. Für eine einfache Dachanlage, für die bis zum 24. Februar ein Antrag auf Netzanschluss gestellt wurde, gelten nun bis zum 30. Juni noch die alten Förderrichtlinien. Um den Eigenverbrauch bei kleinen Dachanlagen zu fördern, sollen künftig nur noch 80 Prozent des produzierten Stroms vergütet werden. Den Rest soll der Besitzer selbst verbrauchen. Im ursprünglichen Entwurf waren es noch 85 Prozent. Für große Freiflächenanlagen, die mit aufwendigeren Planungsverfahren verbunden sind, soll die alte Förderung bis 30. September gelten.

Aufatmen kann die Solar-Branche dennoch nicht. Kritik an dem Entwurf der Regierung wird auch im Kreis Pinneberg laut. "Die Förderpolitik der Bundesregierung sorgt für große Unsicherheit bei Hauseigentümern", sagt Bernd Biggemann, der in Elmshorn einen Ein-Mann-Betrieb für Solartechnik betreibt. In diesem Jahr hat er keine Aufträge angenommen. "Solange die Regierung keine endgültige Entscheidung trifft, hänge ich in der Luft", sagt er. Die wird erst für den 11. Mai erwartet. Wie ihm geht es derzeit vielen seiner Kollegen. Große Firmen wie die Berliner Solon AG, einst Vorzeigefirma der deutschen Solarbranche, sind bereits pleite.

+++ So funktioniert Fotovoltaik +++

"Der Grund für die chaotisch-planlosen Kürzungen der Solarvergütungen sind angebliche Einsparungen zu Gunsten der Verbraucher", sagt Matthias Döring von der Agenda Gruppe Energie in Pinneberg. "Die Vergütungen werden aber 20 Jahre lang fix gewährt." Auf bereits gewährte Förderungsbescheide hat die Kürzung keinen Einfluss, da ist sich der Solar-Lobbyist sicher. "Es geht also beim Sparwillen nur um zukünftige, zusätzliche Belastungen durch neue Solaranlagen. Meine sieben Jahre alte Anlage kostete mich 6500 Euro pro Kilowatt Leistung (kwp). Das Preisniveau liegt derzeit bei 2100 Euro/kwp, kostet also nur noch ein Drittel." Mit den gleichen Belastungen für die Verbraucher kann man heute dreimal mehr Anlagen bauen wie vor sieben Jahren.

Angebliche Einsparungen für Stromkunden wären minimal, weil es auf kleiner Basis zwar um viele Prozente gehe, aber in absoluten Zahlen nur im kleinen Cent-Bereich läge. Zu Beginn der Vergütungen im Jahr 2004 nach dem alten Einspeisegesetz bedeuten die stetigen fünfprozentigen Kürzungen drei Cent/kwh. Die geplanten 30 Prozent betragen heute fünf Cent/kwh. "Wenn die Regierung nur um 15 Prozent kürzen würde, wären die 100 000 Arbeitsplätze in der Solarbranche nicht in Gefahr, die Erfolgsgeschichte Sonnenstrom könnte weitergehen und höhere Stromrechnungen würde es auch kaum geben", sagt Döring.

+++ Nach wie vor eine lohnende Investition +++

Doch selbst nach dem Einschnitt durch die Regierung lohne sich die Investition in eine Solaranlage immer noch unter bestimmten Voraussetzungen. "Das gilt, bei einem Anlagenpreis zwischen 1800 bis 1900 Euro pro kwp bei einem guten Standort. Das heißt: Das Dach ist unverschattet, nach Süden ausgerichtet und muss die nächsten 20 Jahre nicht renoviert werden", sagt Döring. Wichtig sei eine qualitative gute Fotovoltaikanlage. Verunsicherte Verbraucher können sich an die "Agendagruppe Energie" der Agenda 21-Bewegung in Pinneberg wenden. Sie bietet kostenlose Beratung an.

Energetisch hätten sich Fotovoltaikanlagen nach vier Jahren amortisiert, so der Solar-Experte. "Danach ersetzten sie mindestens 16 Jahre lang Kohle und Atomstrom." Matthias Döring fallen viele Vorteile von Solarenergie ein: Sie stehen auf ungenutzten Dachflächen, stören weder Natur noch Mensch, sie machen keinen Lärm, sind so gut wie wartungsfrei. Von keiner anderen Energie profitieren derart viele Bürger.

Das Argument, dass deutsche Steuergelder für Fotovoltaik nach China gingen, will Matthias Döring nicht gelten lassen. "Selbst bei Verwendung von chinesischen Modulen gehen nur zehn Prozent der Wertschöpfung nach China", sagt Matthias Döring. "Keine Frage, Strom wird nur erzeugt, wenn die Sonne scheint." Aber auch dazu werde es bald eine preiswerte Speichertechnik geben, da ist sich Döring sicher.

www.agenda21-pinneberg.de