Der Schenefelder Kulturausschuss diskutiert heute darüber, ob der Vertrag mit dem Hamburger Theaterunternehmen Stäitsch erneuert wird.

Schenefeld. Die Theaterszene an der Düpenau kocht. Denn jetzt sickerte durch, dass eine Mehrheit der Politiker im Kulturausschuss den Vertrag zwischen der Stadt Schenefeld und der Hamburger Stäitsch GmbH überraschenderweise nicht erneuern will. Dabei geht es vor allem um die städtischen Zuschuss von 15.000 Euro pro Saison für die Stäitsch. Im vergangenen August hatten die Hamburger den Vertrag mit der Stadt vorsorglich zum Ende der Saison im Sommer 2012 gekündigt, weil zu wenige Zuschauer kamen. Anfang 2012 nahm die GmbH die Kündigung zurück, weil nach der Neuausrichtung ihres Konzepts die Besucherzahlen gestiegen waren. Die Theaterfans atmeten auf, die Politik signalisierte im Interview mit dem Abendblatt Zustimmung zur Fortsetzung der Theaterehe.

Das hat sich nun vor dem Hintergrund der Sparziele, die der Stadtrat bei den Haushaltsberatungen festgelegt hat, offenbar geändert. Axel Schneider, Intendant des Altonaer Theaters und Geschäftsführer der Stäitsch, reagiert fassungslos auf diese Wendung. "Das Programm für die kommende Saison steht, ein wohlwollender Bescheid der Stadt liegt uns vor", sagt er. "Wir haben uns an alle Absprachen gehalten. Die Verhandlungen mit den Künstlern stehen vor dem Abschluss." So sei der Vertrag mit Kabarett-Star Matthias Richling unterschriftsreif. Er finde es "absurd und kurios, dass ausgerechnet der Kulturausschuss Geld für die Kultur streichen will".

Ob Richling kommt und wie es auf der Forumsbühne weitergeht, entscheiden die Politiker des Kulturausschusses heute Abend von 19 Uhr an im Gemeinschaftsraum des Schenefelder Rathauses, Holstenplatz 3-5.

Verschärft wird die Lage dadurch, dass auch der ebenfalls für die Bespielung des Forums zuständige, ehrenamtlich arbeitende Kulturverein Schenefeld mehr Geld von der Stadt haben will. Vereinschefin Marita Peemöller hat der Stadt schriftlich gedroht, die Vereinsarbeit zu beenden, wenn die Politik den Unterdeckungszuschuss von maximal 10 000 Euro nicht in einen Festzuschuss in gleicher Höhe umwandelt.

+++ Kämpfe hinter den Kulissen +++

CDU-Stadtrat Rainer Sempell, Vorsitzender des Kulturausschusses, sieht die Debatte als offen an. Er sagt, er persönlich gebe im Zweifelsfall dem Kulturverein den Vorzug vor Stäitsch und befürworte die vom Verein angestrebte Umwandlung des variablen Unterdeckungs- in einen Festkostenzuschuss. "Fest steht: Der Kulturverein holt mit seinen Veranstaltungen in absoluten Zahlen mehr Zuschauer ins Forum und ist billiger", sagt der Christdemokrat.

Vor allem dürfe es keine Bevorzugung des Unternehmens Stäitsch gegenüber dem ehrenamtlichen Schenefelder Kulturverein mehr geben. In der Vergangenheit habe die Bürgermeisterin auf Wunsch der Stäitsch gelegentlich Theatertermine auf Kosten des Kulturvereins verlegt, ohne dass die Politik als eigentliche Entscheidungsträgerin gefragt worden sei. Das sei vielen städtischen Kulturschaffenden und -politikern sauer aufgestoßen. "Es gab immer Stimmen, die das Theater im Forum ganz abschaffen wollten."

FDP-Stadtrat Heinz-Horst Meyer, bis zu seinem Rücktritt am 31. Dezember im Vorstand des Kulturvereins, sagt, er könne die Empörung von Vereinschefin Peemöller nachvollziehen, wenn eine GmbH aus Hamburg-Altona mehr Geld bekommt als ein ortsansässiger Verein, der ehrenamtlich arbeitet. Er könne sich auch vorstellen, beiden Organisationen die gleiche Summe jeweils als Festkostenzuschuss zu zahlen. Andererseits sei die Prämisse aus den Haushaltsberatungen klar: "Es muss gespart werden, wo immer es geht. Wir müssen alles auf den Prüfstand stellen."

Ähnlich äußert sich SPD-Ratsfrau Katharina Rettke. Wenn das dritte beitragsfreie Kita-Jahr gestrichen werde, sei den Bürgern kaum zu vermitteln, dass an der Kultur nicht gespart werde. Das Thema werde auch in ihrer Fraktion hitzig diskutiert, fest stehe allerdings noch nichts.

Andreas Wilkens von der Offensive für Schenefeld (OfS) schiebt der Firma Stäitsch den Schwarzen Peter zu. Sie habe den Vertrag schließlich von sich aus gekündigt. Und mit den Sparbeschlüssen hätten sich die Koordinaten für neue Vertragsverhandlungen mittlerweile geändert. "Ich persönlich denke, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher. Wir müssen das Paket Schule, Sport, Kultur neu schnüren."