Mobil zu sein, bedeutet frei zu sein. Einen Führerschein zu haben, heißt aktiv am Leben teilnehmen zu können, nicht fragen zu müssen, wer einen abends vom Theater abholt oder mit einem einkaufen fährt. Auf dieses Stück Selbstständigkeit zu verzichten, fällt schwer. Dass die körperlichen und geistigen Funktionen mit dem Alter nachlassen, ist aber leider eine unumstößliche Tatsache. Gerade in einer alternden Gesellschaft müssen wir uns ernsthaft damit auseinandersetzen, wie sinnvoll eine Fahrerlaubnis auf Lebenszeit tatsächlich ist. Den Führerschein ab einem bestimmten Alter einzuziehen, kann niemand ernsthaft wollen. Ein 75-Jähriger kann rüstiger sein als manch 60-Jähriger. Wer wollte da die Grenze ziehen?

Aber wer hat sich beim Anblick eines gebrechlichen Hochbetagten, der sich beim Laufen auf einen Rollator stützen muss, aber für fit genug hält, am Steuer zu sitzen, nicht schon gedacht, den müsste man aus dem Verkehr ziehen? Oft genug scheint die Selbstkontrolle nicht zu greifen. Der Opa einer Bekannten war tatsächlich der Meinung, der tote Winkel sei seit Jahren abgeschafft, weshalb er beim Abbiegen auf den Schulterblick verzichtete. Ihre Versuche, ihn davon zu überzeugen, das Auto künftig stehen zu lassen, endeten im Streit. Eine staatliche Regelung, zum Beispiel die Fahrtauglichkeit ab 65 Jahren regelmäßig nachzuweisen, würden solche Diskussionen überflüssig machen. Sie wäre für alle bindend und niemand müsste sich bevormundet fühlen.