Statt Appen könnten andere Gemeinden Betreutes Wohnen realisieren. CDU und FDP sind die Entwürfe bislang allerdings zu wuchtig.

Appen. In Appen wird um ein Millionenprojekt gestritten - und darüber, wie es im Zentrum der Gemeinde zukünftig aussehen soll. Das Unternehmen Dana-Senioreneinrichtungen GmbH, das in Appen bereits ein Seniorenwohnheim betreibt, hatte schon vor Monaten seine Pläne präsentiert, in der Ortsmitte einen Neubau mit bis zu 20 Wohnungen für Betreutes Wohnen zu errichten. Viele Appener halten das 2,5-Millionen-Projekt für den großen Wurf. Laut Joachim Naumann, der im Namen der Dana das Projekt betreut, gibt es bereits eine rege Nachfrage nach den Seniorenwohnungen. Doch CDU und FDP lehnten eine B-Plan-Änderung für den Neubau während einer Sondersitzung des Rates ab.

Bürgermeister Hans-Joachim Banaschak (CDU) nannte den Entwurf für den dreigeschossigen Neubau "zu wuchtig, zu imposant, zu hoch". Für die FDP sagte Jutta Kaufmann: "Die geplante Gesamthöhe von 16 Metern ist gewaltig. Zulässig ist jetzt nur eine Höhe von elf Metern." Auf dem 2000-Quadratmeter-Grundstück am Eekhoff, das sich im privaten Besitz befindet, steht bis dato ein Flachbau. Darin befindet sich ein Schlecker-Markt, der zu den Filialen der Drogerie-Kette gehört, die demnächst geschlossen werden müssen. Im Ort wird gemunkelt, dass demnächst ein Sonderpostenmarkt in der Dorfmitte einziehen könnte.

+++ Vize-Bürgermeister tritt zurück +++

Die Politiker von CDU und FDP sehen sich inzwischen heftigem Gegenwind ausgesetzt. Auf politischer Ebene warf Walter Lorenzen (SPD) den anderen Fraktionen vor, bereits vor der Sitzung eine Absprache getroffen und den Investor damit auflaufen lassen zu haben. Lorenzens Konsequenz: Der Sozialdemokrat trat als stellvertretender Bürgermeister zurück. Auch die Appener Kirchengemeinde und der Seniorenbeirat warnten inzwischen davor, das Seniorenprojekt endgültig scheitern zu lassen. "Müssen in Zukunft Senioren, die nicht mehr in der Lage sind, in ihren Häusern und Wohnungen zu leben, von Appen wegziehen?" fragte Karl Wilms, Vorsitzender des Seniorenbeirates. "Wir bedauern die Ablehnung dieses Projektes zutiefst und können uns des Eindruckes nicht verwehren, dass der Grund in parteipolitischen Strukturen zu finden ist."

CDU- und FDP-Politiker erklärten, nicht generell gegen das Projekt Betreutes Wohnen, sondern vielmehr gegen das aus ihrer Sicht an dieser Stelle unpassende Gebäude zu sein. Die Liberale Jutta Kaufmann führte aus: "Das Bild der Ortsmitte ist geprägt von roten Klinkerbauten. Das Dana-Gebäude ist in hellem Putz und hätte die Optik in der Ortsmitte mit seiner Größe und Farbe dominiert."

Für die Dana-Gruppe selbst hatte Geschäftsführer Yazid Shammout nach der turbulenten Sitzung und der Ablehnung der Pläne durch die politische Mehrheit gesagt, Appen sei für den Investor "tot". Projektbetreuer Naumann, früherer Bürgermeister in Appen, sagte indes im Gespräch mit dem Abendblatt: "Wir sind noch interessiert." Es sei jetzt Sache der Gemeinde, auf die Dana zuzugehen. Laut Naumann aber kann und will das Unternehmen in der Größenordnung nicht von seinen Plänen abweichen: "Die Größe ist Konzept." Der Standort in der Ortsmitte sei ideal wegen der kurzen Wege für die späteren Bewohner, etwa zur Apotheke und zur Sparkasse.

Kommt es nicht schnell doch zu einer Einigung zwischen Gemeinde und Investor, könnte Appen das Großprojekt durch die Lappen gehen. Laut Joachim Naumann gibt es bereits starkes Interesse aus Kommunen in der Nachbarschaft. Generell wolle die Dana-Gruppe in verschiedenen Orten Betreutes Wohnen realisieren. "Wenn der nächste Interessent kommt, rutscht Appen nach hinten", sagte Naumann. Der Projektbetreuer ärgerte sich über das Vorgehen der Politik: "Viele Fragen hätte man vorher klären können. Ich schleppe ungern einen Mandanten in eine Sitzung, dessen Pläne dort so vor die Wand gefahren werden."

SPD-Mann Walter Lorenzen hat die Hoffnung auf eine Einigung noch nicht aufgegeben. Die Fraktionen müssten nochmals in sich gehen. Er habe sich "für die Gemeinde geschämt", so Lorenzen, wie man mit dem Geschäftsführer der Dana-Gruppe umgegangen sei. Inzwischen sollen CDU-Politiker aus Appen einen anderen Standort, ein Areal hinter dem rund 100 Meter entfernten Bürgerhaus, ins Spiel gebracht haben. Stefan Puttmann (SPD), Vorsitzender des Appener Bauausschusses sagte: "Ich kann nur alle handelnden Personen, Parteien, Verbände, Verwaltung und Investor, bitten, sich konstruktiven Gesprächen nicht zu verschließen." Appen dürfe bei diesem zukunftsweisenden Projekt nicht den Anschluss verlieren.